17. Jahrgang | Nummer 5 | 3. März 2014

Bemerkungen

Ein Zwiespalt

Herr M. ist in der Stadt unterwegs. Am S-Bahnhof Walzerheide erblickt er einen kleinen Auflauf samt Geschrei. Herr M. wird rasch gewahr, was vor sich geht: Zwei Männer prügeln sich. Wobei – wenn es denn dabei je paritätisch zugegangen sein sollte: Die Prügelei ist ob der unübersehbar physischen Überlegenheit des einen ist für den anderen längst zu einer Gefahr für Leib und Leben geworden; ersterer schlägt und tritt wie rasend auf den am Boden Liegenden ein. Wie alle Umstehenden ist auch Herr M. empört über diesen Gewaltexzess. Auffordernden Rufen im Umkreis, einzuschreiten und den möglicherweise Moribunden zu retten, tritt M. indes mit der Mahnung zu Umsicht und vorausgehender Analyse entgegen. Da Gewalt nur die ultima ratio des Handelns sein könne, wäre also zunächst zu klären, welche Gründe und Motive die beiden Akteure zu dieser Prügelei veranlasst haben. Im Wissen darum gehöre dann abgewogen, auf wessen Seite das Recht sei. Sei das geklärt, wäre wiederum zu prüfen, welche Motive oder gar Parteilichkeiten, ja, welches Kalkül jeder einzelne der nach aktiver Einmischung Rufenden zu seiner Bereitschaft treibt, den Zwei-Personen-Krieg durch sein persönliches Einschreiten zu beenden. Seien so sämtliche hintergründigen Beweggründe ausgeschlossen, dann, ja dann wäre das Instrumentarium zu beleuchten, das zur Streitschlichtung verfügbar sei. Und sei darüber dann erst einmal Einvernehmen erzielt, o.k. – dann ließe sich mit einem guten Gewissen Hand anlegen. Herr M. hatte für seine Ausführungen ein durchaus verständnisvolles Publikum. Seinerseits nun tatbereit, hatte sich inzwischen eine herbeigerufene Erste Hilfe eingeschaltet und den Schwerverletzten ins Krankenhaus gebracht, wo er noch zwei Tage überlebte. Geblieben aber war Herrn Ms heiliger Zorn gegen die Gewalt.

Hajo Jasper

Hauptrollenkönigin: Carmen-Maja Antonis Erinnerungen

„Ich war elf und hatte weiße Kniestrümpfe an.“ – Ja, sie fing schon sehr früh an: Als Jungpionier im DDR-Kinderfernsehen mit kabarettistisch gefärbten Nummern der „Blauen Blitze“. Und prompt folgten erste Filmrollen für die süße Rotzgöre mit dem blonden Strubbelkopp aus der Reihenhaussiedlung in Berlin-Adlershof, wo Carmen-Maja Antoni 1945 als „Nichtwunschkind“ geboren wurde. Noch vor ihrem Schulabschluss kam die Hochbegabte als jüngste Studentin an die Filmhochschule Babelsberg. Danach ans Hans-Otto-Theater Potsdam, später an die Volksbühne Berlin zu Benno Besson. Seit 1976 ist sie, die Koboldhafte mit dem Schalk im Nacken oder dem allertraurigsten Ernst im Herzen, am Berliner Ensemble – und das bis heute.
CMA hatte Hauptrollen im Theater (Grusche, Shen Te, Eva im „Puntila“) und unzählige große, kleine oder ganz kleine Rollen im Film. Doch für jedes ihrer beiden Kinder konnte die tolle Mama einen Klassiker nicht spielen: Erst bei Sohn Jacob Tschechows „Möwe“, dann bei Tochter Jenny Shakespeares „Hamlet“. – „Doch was bedeutet schon eine Hauptrolle gegen ein wunderbares, winziges neues Kind im Arm?“
Als „kleine große „Kämpferin mit den leuchtenden Augen und der unverwechselbaren Stimme, die mit ihrem Körper größte Bühnen zu füllen und ihr Publikum zu verzaubern vermochte“, so beschrieb der Dichter und Dramatiker Christoph Hein „seine“ Antoni. Die Wochenzeitung Die Zeit rief: „In der DDR war sie ein Star!“ Das war unsereins im nüchternen Osten, muss ich gestehen, so gar nicht recht bewusst. Ja schon, die Antoni war berühmt, war uns, den Ostdeutschen, mit ihrer gewitzten Unverblümtheit so etwas wie eine Volksschauspielerin. Doch ein Star? – Aber als Peter Palitzsch 1990 zurück kam ans Berliner Ensemble, da hielt er die Berühmte für eine Maskenbildnerin. Unglaublich!
Erst BE-Intendant Claus Peymann begriff, was er an dieser Schauspielerin hat. Jetzt feiert man sie als „Giulietta Masina des Ostens“. Und Peymann befeuerte ab sofort und unablässig mit ganz großen Aufgaben ihre grandiose Alterskarriere; etwa, bloß um ein paar wenige Beispiel zu nennen, in Brechts „Mutter“ und „Mutter Courage“ oder Schwabs schwarzem Schwank „Präsidentinnen“.
Das alles kann man höchst unterhaltsam nachlesen in Antonis anekdotengesättigtem und bewegend menschenfreundlichem Erinnerungsbuch mit dem trefflich poetischen Titel „Im Leben gibt es keine Proben“, das sie der Journalistin Brigitte Biermann offenherzig und mit reichlich Berliner Humor ins Aufnahmegerät diktierte.
Freilich, ziemlich schade finde ich, dass die Antoni, die doch zu DDR-Zeiten ausgerechnet an zwei Brennpunkten ostdeutscher Theatergeschichte arbeitete (Volksbühne! BE!), dass sie die auch dort erbittert und folgenschwer geführten ästhetischen Diskurse, die zugleich immer höchst politisch waren, aussparte in ihrem Buch. Hat sie doch jene Konflikte, die da einst zwischen Kunst und Ideologie schier existenzbedrohend tobten (etwa unter Besson, Marquardt, Berghaus, Müller, Schleef, Tragelehn, Karge, Wekwerth) und die dann vielfach in Aufführungsverboten, Rauswürfen, Berufsverboten, Außer-Landes-Verweisen oder im Intendanten-Wechsel gipfelten, aus aller nächster Nähe erlebt. Vielleicht macht die so bewundernswerte Antoni als einzigartige Zeitzeugin mit ihrer sympathischen Ko-Autorin Biermann noch ein zweites Buch aus diesem so brisanten, enorm aufschlussreichen Material.

Reinhard Wengierek

Carmen-Maja Antoni / Brigitte Biermann: Im Leben gibt es keine Proben, Das Neue Berlin, Berlin 2013, 256 Seiten, 19,99 Euro.

Berliner Unwille

Als Kürfürst Friedrich II. im Jahr 1442 die Vereinigung der Doppelstädte Berlin und Cölln wieder aufhebt und diese zwingt, ihm Land für die Errichtung eines Schlosses abzutreten, kommt es zu offenem Widerstand gegen den Landesherren. 1448 nehmen städtische Bürger den Hofrichter fest, vernichten Urkunden, zerstören das zum Bau des Schlosses benötigte Stauwehr und setzen den Bauplatz so unter Wasser. Wiewohl diese Aktion letztlich nicht von Erfolg gekrönt wurde, ist sie als „Berliner Unwille“ in die Stadtgeschichte eingegangen. Reichlich 500 Jahre später ist man geneigt, sich einen zweiten Unwillen dieser Art zu wünschen. Betrachtet man die derzeit kursierenden und bereits mit städtischer Absegnung versehenen Baupläne am Alexanderplatz und entlang der Spree hinter der Eastside-Gallery, wünscht man sich mindestens die Festsetzung der dafür hochbezahlt Verantwortlichen. Dass dieser Zorn mittlerweile nicht mehr die Disneysierung des Schlossplatzes durch eine Kopie des wilhelminischen Herrschersitzes gilt, liegt nicht nur daran, dass das Baugeschehen dort unaufhaltsam und ziemlich irreversibel voranschreitet. Es darf auch als Akzeptanz des kleineren Übels verstanden werden, denn man stelle sich nur vor, die Fläche wäre zwecks moderner Neugestaltung den üblich verdächtigen Architekten und entscheidungstragenden Stadtplanern überantwortet worden…

Helge Jürgs

Kron(e)juwelen

Lauwarme Krieger
„Milliardenhilfe für Afghanistan … Die Korruption? Nicht in den Griff zu kriegen. Frauenrechte? Kaum akzeptiert. Dazu die desaströse Sicherheitslage: Deutschland stellt der afghanischen Regierung ein schlechtes Jahreszeugnis aus. Die millionenschwere Entwicklungshilfe soll trotzdem weiter fließen“. Ist in Spiegel-Online zu lesen. Das Fernsehen berichtet, dass die Bauern neuerdings dazu übergegangen sind, Mohn statt Getreide anzubauen, weil sie ohne diese Zulieferung für die Opiumherstellung ihre Familien nicht ernähren können. Präsident Karzei lässt inhaftierte Talibankämpfer frei, ohne sich um die Proteste der Amerikaner und deutscher Führungskräfte zu kümmern. Aber Außenminister Steinmeier sonnt sich in „Teilerfolgen“. Manche Politiker können nicht damit aufhören, Kriege zu verlieren.

Schweinemäßig
Während der Gartenbauausstellung, die kürzlich in Berlin stattgefunden hat, sind Hunderte von Leuten auf die Straße gegangen und haben gegen eine nicht artgerechte Massentierhaltung von Schweinen demonstriert. Etwa um die gleiche Zeit hat RTL sein Dschungelcamp gesendet. Darin wurden Mitwirkende in eine Menge von Maden, Käfern oder Gülle getaucht. Oder sie verspeisten Tierhoden. Ein Kandidat zeigte, was er „unter der Unterhose“ trug. Eine Kandidatin gab kund, sie „kann nicht kacken ohne Kaffee“. Das Niveau dieser Sendung lag deutlich unter dem Niveau unsachgerech­ter Schweinehaltung. Niemand ist deshalb auf die Straße gegangen. Manche Medien haben unterhaltsam darüber berichtet. Offenbar wurde es von vielen als artgerecht empfunden.

Skandalismus
Der Limburger Bischof Tebartz van Elst hat Geld, das für arme Leute hätte Verwendung finden sollen, für Baulichkeiten verschwendet. Die allgemeine Entrüstung ist mehr als berechtigt. Der Herr muss aus dem Amt entfernt werden. Das Prinzip der Trennung von Staat und Kirche verbietet Kirchenmännern, sich wie Politiker zu benehmen.

Günter Krone

Medien-Mosaik

Das MOSAIK, die heute noch erscheinende erste Comic-Zeitschrift der DDR, führte ihre Helden, die Digedags, ab Dezember 1957 ein Jahr lang ins alte Rom. Zum Bedauern der Leser wurde die Römer-Serie 1958 abgebrochen, und die Helden brachen im Rahmen der allgemeinen Sputnik-Euphorie in den Weltraum auf. Nach 56 Jahren wird nun endlich an die damaligen Abenteuer angeknüpft. Inzwischen sind längst die Abrafaxe Helden des MOSAIKs, und sie verschlägt es in ein historisch konkretes Jahr: 100 u.Z. Und nachdem die Digedags den Circus Digedag gegründet hatten, werden auch die Abrafaxe beim Zirkus arbeiten. Hier treffen sie unter anderem auf nicht ganz wilde Löwen namens Digg, Dogg und Diggedogg. Auch ein paar andere Anspielungen auf die einstige Reihe erlaubt sich das erste Heft der neuen Serie: Der aufmerksame Leser kann den Schrottsamler Rostus Klamottus im Gewühl wiederentdecken, und auch der zwielichtige Julius Gallus ist zu erkennen.
Da das MOSAIK von der Stiftung Lesen empfohlen wird, verwundert es auch nicht, dass im Innenteil historisches Wissen vermittelt wird. Wer waren die Germanen? Welche Götter verehrten die Germanen? Woher wissen wir, wie die Germanen lebten? Diese und andere Fragen werden kompetent und leicht verständlich behandelt. Es empfiehlt sich, jetzt in die Geschichte einzusteigen. Übrigens – ein MOSAIK-Abo könnte auch ein schönes Ostergeschenk sein!
MOSAIK 459: Circus Spontifex, März 2014, 3,30 Euro.

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Es ist selten genug, dass namhaften Filmschaffenden aus der DDR eine Monografie gewidmet wird. Um so erfreulicher, dass sich Herausgeber Michael Grisko unter Mithilfe der HFF „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg, der DEFA-Stiftung Berlin und CineGraph Babelsberg e.V. dem Schaffen von Günter Reisch gewidmet hat. Reisch war neben Joachim Kunert der letzte, der authentisch aus der Anfangsphase der DEFA erzählen konnte, und sein Schaffen „Zwischen Historienfilm und Gegenwartskomödie“ (so der Titel der Publikation) nimmt einen besonderen Stellenwert im DEFA-Spielfilm ein. Günter Reisch, dessen Tod am 24.2. schmerzlich zur Kenntnis zu nehmen ist, konnte den Band Ende des vorigen Jahres noch in Händen halten. Neben einem autobiografischen Abriss enthält das Kompendium hauptsächlich Aufsätze (teils in Interview-Form) zu allen Reisch-Filmen (darunter auch der Fernseh-Mehrteiler „Gewissen in Aufruhr“ von 1961) unter anderem von Ralf Schenk, Günter Agde, Hans Müncheberg und Andreas Dresen. Dabei erfährt man Unbekanntes aus Reischs Schaffen und trifft auf manch neuen Blick auf alte Filme. Leider fehlt eine ausführliche Filmografie wie auch ein Namens- und Titelregister. Gerade bei Namen war man, offenbar um eilig fertig zu werden, oft allzu ungenau. War denn Günter Reisch von Beate geschieden, fragt sich der Kenner, wenn seiner Frau Barbara gedankt wird, aus Jurek Becker wird ein Jürgen Becker, und der berühmte Anarchist hieß nicht Adolf Hoelzl sondern Max Hoelz. Trotzdem ist der Band lesenswert geworden, wenn auch nicht alle Blütenträume reiften.
Michael Grisko (Herausgeber): Zwischen Historienfilm und Gegenwartskomödie, Schüren Verlag, Marburg 2013, 311 Seiten, 24,90 Euro

bebe

Schrebers Vermächtnis

„Der im Jahr 1865 eröffnete Schreberplatz am Johannapark in Leipzig hatte zuerst noch nichts mit einem Garten gemein“, erfährt man bei Wikipedia. „ Auf der Wiese, die für Kinder zum Spielen und Turnen gedacht war, legte der Lehrer Heinrich Karl Gesell die ersten Beete und Gärten als Beschäftigungsmöglichkeit für die Kinder an. Aus ihnen entwickelten sich später die abgezäunten Schrebergärten für Familien.“ Irgendwie ist, was wir heute welt- mindestens aber europaweit erleben, ein wenig die umgekehrte Entwicklung dessen, was einst aus Schrebers Vermächtnis geworden ist: Statt Raum für Gemeinsamkeit – wie dereinst und ursprünglich in Leipzig gedacht und praktiziert, haben sich eingezäunte Privaträume entwickelt, aus denen jeder für sich seinen persönlichen, gegebenenfalls auch kollektiven Nutzen zieht. Glücklich dabei, wessen Parzelle besonders fruchtbar ist, wo nicht, da hat halt Pech obwaltet. Davor, dass Neid tätlich werden kann, schützen ja Zäune. Betrachten wir das  Europa allein der letzten drei Jahrzehnte, so haben wir auf der einen Seite zwar so etwas wie den Beginn einer Europäisierung, auf der anderen Seite – und zwar zeitgleich – ist eine muntere sezessionistische Pulverisierung im Gange: Aus der UdSSR wurden diverse souveräne GUS-Staaten, ganz gleich, ob real lebensfähig oder nicht. Aus der CSSR wurden Tschechien und die Slowakei, aus Jugoslawien Serbien, Kroatien et cetera. Großbritannien steht kurz davor, Schottland als selbständigen Staat aus dem Verband der Krone zu verlieren, in Spanien bemühen sich darum seit langem und unverdrossen Katalonien und das Baskenland, in Italien zerrt Südtirol zumindest immer mal wieder an den Ketten. Und die Ukraine? Wenn sie Glück hat, wird sie zumindest zwischenzeitlich „nur“ in eine Föderation zerlegt, „Näheres dann nach der Obduktion…“ Geht es so weiter, wird die räumliche Duodezarithmetik fröhliche Urständ’ feiern: Es braucht nur noch mehr Zäune um das Eigene und die Definierung derer hinter den Zäunen als „die anderen“. Ein fruchtbares und friedvolles Miteinander ergibt sich so von ganz allein.

Herwig Kühn

Aus anderen Quellen

„Während sich jenseits des Atlantiks ein Konsens darüber entwickelt, dass militärische Interventionen in praktisch allen Fällen die gesteckten Ziele nicht erreichen, sondern unverhältnismäßiges Leid und immense Kosten erzeugen, wird hier mehr militärisches Engagement gefordert“, konstatiert Lars Brozus von der regierungsnahen Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), und hält dagegen, dass „die Analyse von Interventionen der letzten zwanzig Jahre ernüchternde Erkenntnisse über die Grenzen dieses Engagements produziert [hat]“.
Lars Brozus: Innovation statt Intervention: die außenpolitische Debatte muss sich vom Militärischen lösen, SWP, 17.02.2014. Zum Volltext hier klicken.

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„Solide Legalität und Legitimität militärischer Interventionen bleiben für Deutschland notwendige Bedingungen für militärische Einsätze“, meint der Arbeitskreis Internationale Sicherheitspolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung, dessen Mittglieder aus dem Bundestag, Bundesministerien und wissenschaftlichen Instituten kommen, und empfiehlt: „Die neue Bundesregierung sollte die in der Neupositionierung der USA liegende Chance für eine vorsichtigere und erfolgversprechendere multilaterale Interventionsstrategie zügig ergreifen.“
Friedrich-Ebert-Stiftung/Arbeitskreis Internationale Sicherheitspolitik: Die deutsche Sicherheitspolitik braucht mehr Strategiefähigkeit, Friedrich-Ebert-Stiftung, Januar 2014. Zum Volltext hier klicken.

Clownskonzert im Kammermusiksaal

Das „Kammerorchester Unter den Linden“ hatte zum Faschingskonzert in den „kleinen“ Saal der Berliner Philharmonie geladen und ließ sich zum Vergnügen der jungen und der großen Musikfreunde – erkennbar: vor allem Familien und Großeltern mit Enkeln – von Clown Filou (alias Reinhard Horstkotte) assistieren.
Zunächst wurden die Musikinstrumentengruppen des Orchesters vorgestellt und angespielt. In der ersten Reihe die Streichinstrumente – vom kleinsten (Violine) bis zum voluminösesten (Kontrabass). In den Mittelreihen die Blasinstrumente – wohl geschieden nach Holz (Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott) und Blech (Hörner, Trompete, Posaune). Und in der letzten Reihe die Schlaginstrumente, zu denen neben Kesselpauke, Trommel und Becken auch das Eselsgebiss (Latin percussion), die Gurke (Guiro) und das Triangel gehören.
Musikalisch gewidmet war der Nachmittag den vier Temperamenten. Doch zuvor gab’s von Filou die Bachpfeifensonate nach Johann Sebastian Bach. Nach diesem ebenso amüsanten wie vorzüglich dargebotenen Entree ging’s zur Sache. Anhand der vier Elemente der alten Griechen wurden die vier Temperamente zunächst erklärt und von Filou optisch und akustisch auf die Bühne gebracht – Erde (melancholisch), Wasser (phlegmatisch), Luft (sanguinisch) sowie Feuer (cholerisch). Es folgten „Die Vier Temperamente“ als viersätziges Orchesterwerk des Komponisten und Dirigenten des Kammerorchesters, Andreas Peer Kähler.
Das waren unterhaltsame 60 Minuten, denen auch meine Enkel (fünf und sechs Jahre) mit Interesse folgten. Dass ich dabei die griechischen Begriffe ins Deutsche übertrug (traurig, lahmarschig, lebenslustig, wütend) war dem Verständnis bei den beiden Knirpsen nicht abträglich.

Arthur G. Pym

Das „Kammerorchester Unter den Linden“ gibt regelmäßig Familienkonzerte an unterschiedlichen Spielstätten. Besonders preiswerte Karten für diese und andere Familienkonzerte sind über den JugendKulturService des Berliner Senats zu beziehen.