von Max Uthoff
Liebe Brüdern und Schwestern, liebe Trauergemeinde!
Wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen. Abschied von einer Institution, die uns lange Jahre begleitet hat. Die FDP ist von uns gegangen. Wir sagen zum Abschied leise Servus zu einer Partei, die dem politisch Interessierten seit Jahrzehnten Erheiterung und Verblüffung zugleich geschenkt hat.
Lasst uns, Brüder und Schwestern, ein letztes Geleit geben, einen kurzen Blick auf die Geschichte dieser ruhmreichen Splitterpartei werfen. Kurz nach dem Krieg entstand die FDP aus dem Zusammenschluss von DDP, DVP, und DBDDHKP. Schon 1949 zeigte sich das erschreckende moralische Gerüst dieser Partei als sie, vehementer als jeder andere, ein Ende der Entnazifizierung forderte. Schon bald bot sie Menschen, für die Nehmen seliger ist als Geben, eine geistige Heimstatt. Unternehmer und deren Berater, Anwälte, kurz all die Lebewesen, für die es auf Noahs Arche zu recht keinen Platz geben würde, sammelten sich bei den Freiheitlich-Liberalen.
Freiheit, das hatte sich die FDP zeitlebens auf ihr Banner geschrieben und es bedeutete vor allem die Freiheit, den eigenen Zaster vor dem Fiskus in die Schweiz zu retten. Die FDP, sie erarbeitete sich unter Heuss, Mende und Hamm-Brücher eine sympathische Unwichtigkeit. 1982 wechselte die FDP dann endgültig auf die Seite des Bösen und verhalf Helmut Kohl zu seiner 16-jährigen Schreckensherrschaft.
Die moralische Verkommenheit und intellektuelle Nutzlosigkeit der Liberalen, sie zog im Laufe ihrer Geschichte nicht nur Männer an, die so wirken, als könnten sie keiner Fliege etwas zu leide tun, schon weil sie die Fliege nicht erwischen würden, wie Klaus Kinkel, dem Kassengestell des Grauens, oder Wolfgang Gerhardt, einem Mann mit so vielen Ecken und Kanten wie eine Portion Götterspeise. Nein, auch kriminelle Mehrfachbegabungen wie Otto Graf Lambsdorff oder Walter Döring bereicherten die illustre, liberale Runde.
Die FDP, das war immer auch Resozialisierung, noch bevor die Straftat begangen wurde. Ein Auffangbecken für Halbseidene wie Jürgen Möllemann, dem Mann, der den Begriff Himmelfahrt auf so erfrischende und eigenwillige Weise interpretiert hat und dem an dieser Stelle noch einmal zugerufen sei: Jürgen, rest in pieces.
Einem Sterbenden gleich bäumte sich die Umfallerpartei kurz vor ihrem Ableben noch einmal auf und erreichte unter einem Mann, der die Verachtung für Arme verkörpert wie kein zweiter, G Punkt Westerwelle, noch einmal einen Höhepunkt. Guido, die Freiheitsstatue aus Bad Honnef führte die Partei an ihren Sehnsuchtsort, den zweistelligen Bereich, um in der Folge durch seine Arbeit zu beweisen, dass die FDP eben nicht das kleinere Übel war, sondern das größere Erbrechen. Einmal noch durften sich alle am Staatsbankett laben und sich einen Posten ergattern. Die FDP, sie verhielt sich am Schluss so, wie sie sich in der Regierung eben immer verhielt – wie Sigmar Gabriel vor einem All-you-can-eat-Buffet. Ob Christian Lindner, der ideologische Bunsenbrenner der Liberalen, Dirk Niebel, der pfiffige Hirntote aus Heidelberg oder Rainer Brüderle, der Ludwig Erhard unter den Weinköniginnen, die FDP, sie verfügte bei ihrem Ableben über ein Personal, das, vor allem wenn wir an Birgit Homburger denken, auch Männer des Glaubens ausrufen lässt: Herr, hätten sich die Eltern da bei der Empfängnisverhütung nicht ein bisschen mehr Mühe geben können.
Auch der Mini-Messias, den sich die Partei zur Rettung auserkoren hatte, Philip Rösler, konnte den Untergang nicht verhindern. Zu gebrochen war sein Lebenslauf. Im Alter von neun Monaten war Rösler in einem Weidenkörbchen von Vietnam nach Deutschland geschwemmt worden. Grundschule in Hamburg – ein Wunder, dass er überhaupt sprechen kann; Abitur in Hannover – das reicht, wir alle wissen es, gerade für den Eurovision Song Contest. Rösler, das FDP-Mon Chi Chi, er gab als Arzt den Liberalen eine professionelle Sterbebegleitung, frei nach seinem Lebensmotto: „Der Bambus erbricht sich auch mal bei Sturm, aber er wiegt nichts.“
Die FDP, sie möge in Frieden ruhen und um Himmels Willen nicht wieder kommen. Amen!
Tour-Stationen von Max Uthoff mit dem neuen Programm „Oben bleiben“ sind unter anderem:
10.1. (Premiere) München, MünchenerLach- undSchießgesellschaft, 28.1. Hamburg, Polittbüro, 2.5. – 5.5. Berlin, Mehringhof (siehe auch www.maxuthoff.de/termine).
Schlagwörter: Birgit Homburger, Christian Lindner, Dirk Niebel, FDP, Guido Westerwelle, Max Uthoff, Philip Rösler, Rainer Brüderle