Des Blättchens 8. Jahrgang (VIII), Berlin, 18. Juli 2005, Heft 15

Antworten

Wolfgang Thierse, SPD, Bundestagspräsident – Sie können sich wirklich nicht beklagen: Die PDS (oder wie sie auch künftig heißen mag) servierte Ihnen als eine Art Goodwill-Geschenk ihren Berliner Landesvorsitzenden als »Konkurrenten« beim Erwerb des Direktmandats im Stadtbezirk Pankow; damit scheinen Sie schon auf der sicheren Seite zu sein, ehe der Wahlkampf überhaupt begonnen hat – denn was für einen Grund sollten Wahlwillige haben, den Kandidaten Ihres Berliner Koalitionspartners zu wählen, wenn es doch schon Sie auf dem Wahlschein gibt.

Peter Dussmann, Unternehmer, Berlin – Sie gelten inzwischen als Global Player im Gebäudedienstleistungsbereich, zählen in Berlin natürlich zur »guten Gesellschaft«, in einschlägigen Kreisen spricht man insbesondere achtungsvoll über die Löhne, die Sie sich Ihren Beschäftigten zu zahlen trauen; doch die sind Ihrer Ansicht immer noch zu hoch, und Sie empfehlen China: Dort stelle zwar die Kommunistische Partei die Regierung, »doch seit ich dort Geschäfte mache, habe ich noch nie etwas von denen gehört«. Solche Kommunisten sind wahrlich ihr Geld wert.

Hans Christoph Buch, Wolf Biermann, Klaus Harpprecht, Uwe Kolbe, Günter Kunert, Gert Loschütz, Monika Maron, Peter Schneider und andere – natürlich ist es Ihnen unbenommen, gemeinsam Ihren Widerwillen gegen eine neue Linkspartei zu erklären, doch die kommt oder kommt nicht, ob Sie erklären oder nicht (wann wurden in Deutschland – außer in der DDR – je Autoren ernstgenommen?); Sie konstatieren eine »Konvergenz von links- und rechtsextremer Ideologie« und bieten als Indiz dafür unter anderem das Nein der PDS zur EU-Verfassung an; darob dürften sich Franzosen und Holländer und alle anderen Nein-Sager sehr wundern (wenn sie Sie denn zur Kenntnis nähmen …).