Am letzten Mittwoch, ungelogen,
sah ich den ersten Regenbogen.
Anfangs wölbte er nur sachte,
als ob er sich Gedanken machte,
wo soll der Bogen denn beginnen,
von außen oder doch von innen?
Oder aus der Mittellage?
Stehn oder Nichtstehn ist die Frage!
Dann nach dreieinviertel Stunden,
ist der rechte Platz gefunden.
Gleich bei Schulzes um die Ecke
hinter einer Taxushecke. –
Auf einem Beine steht sich‘s schwer,
jetzt muss ein zweiter Standort her.
Der Bogen fragt die Geodäten,
ob sie ihm den Gefallen täten,
den nächsten Standort unterdessen
aufs Genauste auszumessen.
Man vermaß und prüfte schnelle
und kam glücklich von der Stelle:
„Mehr nach links. Nein! Mehr nach hinten.
Stopp! Da ist kein Punkt zu finden.
Mehr nach vorne, denn sonst gibtse
statt dem Bogen `ne Eliptse.“
Endlich steht er und ein jeder
findet ihn sehr attraktiv,
(wenn auch links ein bisschen schief).
Eine kleine Hudelei
war am Ende noch dabei.
Denn von seinen sieben Farben
hat man ihm nur sechs gegarben.
Es fehlte schlicht das Indigo.
Trotz allem war der Bogen froh.
Und nach gutem, altem Brauch
war ich es auch.
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