Eine Larve fiel vom Baum,
sie träumte einen seltnen Traum.
Es war ihr gleich, wohin sie fiel,
sie kannte nur das eine Ziel,
sich endlich zu entblößen
und aus der Hülle lösen.
Man hatte ihr gesagt,
wenn sie es wagt,
käm sie in eine andre Welt,
in der ihr vieles sehr gefällt.
Manches auch nicht.
(Das müsse sie beiseiteschieben,
dass nur die bessren Dinge blieben.)
Gesagt, getan!
Sie fängt gleich an
und ruckt und zuckt
und presst und druckt.
Und schiebt und rüttelt,
sie holt tief Luft und schüttelt …
Mit letzter Kraft
hat sie’s geschafft.
Und eh ich mich versah,
war die Libelle nicht mehr da.
Entfleucht in Himmelsferne.
Ach, wie gerne
Schlüpft auch ich aus meiner Hülle
und flög davon in aller Stille.
Doch leider fehlen mir die Flügel.
Drum bleib ich auf dem Erdenhügel
und wünsch mir für das nächste Leben
als Insekt durchs Land zu schweben.
Am liebsten als Libelle
an einer Wasserstelle.
Dazu ein zweites Flügelpaar
für unerwartete Gefahr.
(Dann könnt ich schneller fliegen
und um die Ecken biegen.)
Schlagwörter: Gedicht, Libelle, Renate Hoffmann