24. Jahrgang | Nummer 7 | 29. März 2021

Antworten

Adolf Glaßbrenner, weiser Ahnherr der Berliner Satire – Unserer durch die Zeitläufte immer wieder verunsicherten Seele tut es ausgesprochen gut, gelegentlich durch das Okular Ihres Berliner Guckkastens zu lugen. „Is ja allens schonmal dajewesen“, würden Sie sagen. Woher, in drei Teufels Namen, haben Sie aber gewusst, wer heute so rumregiert? „Det is en wahres Jlück, deß wir jejenwärtig so kluge Leute haben, die des Allens so in der Stille abmachen können.“ 1845 aufgeschrieben, aber ’s passt.

Jens Spahn, Häuslebauer – Der Neid der zu kurz Gekommenen lauert doch wirklich immer und überall! Jetzt gönnt man Ihnen Ihr nur 4,125 Millionen Euro teures Häuschen am Waldrand nicht. Was sollen Sie denn sonst mit Ihren Spargroschen anfangen? Ihre Stadtwohnung – mit knapp 1 Million Euro Erwerbskosten wahrlich eine Berliner Billigbude! – ist doch echt für den Hoffnungsträger der Deutschen nicht zumutbar. Das Leben ist sowieso nicht leicht für Sie. Schon damit Ihr CDU-Kreisverband Borken nicht in finanzielle Nöte gerät, waren Sie gezwungen, im vergangenen Jahr ein paar gutwillige Spender ausgerechnet nach Leipzig (!) zum Essen einzuladen. Und was hatten Sie von den lächerlichen 9999 Euro pro Gast? Eine Covid-19-Infektion! Und jetzt bemäkeln die Pressefuzzis auch noch die schlappe halbe Million, für die Ihr Ehemann Mund-Nase-Schutzmasken an das Bundesgesundheitsministerium verkauft hatte. Da hat doch wenigstens mal einer auf die Beschaffungsprobleme der öffentlichen Hand reagiert!

Joe Biden, US-Präsident und offenbar ein Mann klarer Worte – Ob Sie Wladimir Putin, Ihren russischen Amtskollegen, für einen „Killer“ halten, wurden Sie dieser Tage gefragt, und Ihre Antwort kam prompt: „Das tue ich.“
Da können wir uns – angesichts von 2436 bis 2697 Toten durch völkerrechtswidrige Drohnenangriffe auf fremden Territorien (so allein die offizielle Bilanz Ihres Amtsvorgängers nur für die Jahre 2009 bis 2015) – lebhaft vorstellen, wie da erst Ihre Reaktion auf die Frage ausfallen müsste, ob Sie den Friedennobelpreisträger Barack Obama für einen Massenmörder halten.

Ernst August von Hannover, zutiefst enttäuschter Prinz – Vor einigen Monaten wollten doch ein paar merkwürdig Uniformierte partout nicht auf Sie hören und verlangten gar die Herausgabe von Lang- und Kurzwaffen. Es spielt doch überhaupt keine Rolle, dass diese Leute sich als österreichische Polizisten ausgaben. Waffenverbot für einen Nachfahren Heinrich des Löwen! Und dann maßt sich ein sogenanntes Landgericht in Wels – wo liegt das überhaupt? – auch noch an, Sie wegen angeblich gewalttätigen Verhaltens zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe zu verurteilen. Da hört es doch aber ganz auf. Ihrem Kommentar, das sei „unmöglich, undenkbar“, können wir nur zustimmen. Dem Vernehmen nach sollen Sie ja schon angekündigt haben, Ihre Söldner zu schicken. Aber spaßfrei, wie die Ösis nun mal sind, haben die den Scherz natürlich nicht verstanden. Diese sogenannten Ordnungshüter sollen doch mal froh darüber sein, dass Sie die Gnade hatten, denen eine welfische Maulschelle zu verpassen. Sowas bekommt nicht jeder! Immerhin gehören Sie zur Nachkommenschaft des letzten deutschen Kaisers. Und Majestät hätten janz anders reagiert! Soviel steht schon mal fest.

Angela Merkel, Allbekannte – Sie haben sich in der vergangenen Woche entschuldigt. Beim deutschen Volk. O.k., für unseren Teil nehmen wir das schon mal an. Wir sind ja nicht so. Aber eine Frage bleibt offen: Zugleich verkündeten Sie, „die volle Verantwortung“ übernehmen zu wollen. Für Politiker heißt das ja in der Regel Rücktritt … In echt jetzt? Haben wir da was verpasst?