von Thomas Behlert
Gleich zu Anfang des neuen Jahres werden Jazzfreunde mit wunderbaren Tonträgern überrascht. Falls noch Weihnachtsgutscheine für Tonträger im Umlauf sind, dann sollten sie schnell für die Alben von Günther Fischer und Uschi Brüning verwendet werden. Für und mit Günther Fischer fand zu dessen 45-jährigen Bühnenjubiläum in der Goethe und Schiller Stadt Weimar ein ganz besonderes Konzert statt: Gemeinsam mit der Staatskapelle Weimar stellte der Musiker, Komponist, Arrangeur und Lehrbeauftragter für Komposition eine kleine Auswahl seiner großartigen Stücke vor. Die CD-Box enthält nun neben einer „Best Of“-DVD auch zwei Longplayer mit außergewöhnlichen Stücken. Die erste CD präsentiert wunderbare Jazz- und Popstücke, die aus dem allgemeinen Musikalltag nicht mehr wegzudenken sind und bereits zu DDR-Zeiten ins Herz gingen und die Seele zu luftigen Ausflügen verführte. Was früher von Manfred Krug, der sich auch als Texter auszeichnete, gesungen wurde, wird nun von Laura Fischer, Rüdiger Krause, Günther Fischer und Tom Götze ins Mikro gehaucht, gerufen und genial gesungen. Da gibt es ein Wiederhören mit den Liedern „Solo Sunny“, den poppig angehauchten Jazzstücken „Du bist heute wie neu“, „Sonntag“ und „Das war nur ein Moment“. Die zweite CD ist dann ganz der Filmmusik und dem Jazz gewidmet. Fischer, der auch die Fernsehsendungen „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ musikalisch untermalte und manch spannende Stelle noch aufregender gestaltete, lässt diesmal Teile aus den Filmen „Tödliches Geld“, „Just A Gigolo“ und den Musicals „Jack The Ripper“ und „Marilyn“ erklingen. Damit es aber auch ein vollkommen rundes und geniales Konzert wurde, standen bekannte Jazzmusiker mit auf der Bühne. Gleich neben Günther Fischer zupfte den Bass Tom Götze, am Piano saß völlig in der Musik aufgegangen Matthias Krause und am Schlagzeug Wolfgang „Zicke“ Schneider. Als Gäste musizierten Tobias Morgenstern mit dem Akkordeon und der Schauspieler Armin Müller-Stahl strich sanft und ganz unkompliziert die Geige. Außerdem illustrierte er das Cover und das Booklet. Für noch mehr Spaß und gute Laune sorgte Uwe Steimle, der Kabarettist, Honecker-Imitator, Autor und Sänger.
Fischer wurde am 23. Juni 1944 in Teblice geboren und besuchte später das Robert-Schumann-Konservatorium in Zwickau. Nach dem Studium an der Hochschule für Musik in Berlin und dem Abschluss als Lehrbeauftragter für Komposition widmete sich Fischer verstärkt der Jazzmusik. Mit verschiedenen Besetzungen, Inszenierungen im Berliner Ensemble und Kompositionen für verschiedene Künstler veröffentlichte er die LP „Kombination“ mit einem Kammerorchester. Bis heute verbindet der Ausnahmekünstler alle möglichen Musikrichtungen, so dass es für ihn keine „verbotenen“ Bereiche in der Musik gibt.
Das zweite phänomenale Album, das nun ebenfalls im gut sortierten Fachhandel bereit steht, stammt von der Jazz- und Popsängerin Uschi Brüning, die 1947 in Leipzig auf die Welt kam und schon früh in die Musik einstieg. Ihre ersten großen Erfolge feierte sie mit Günther Fischer, der für sie komponierte und mit seiner Band mehre Alben einspielte. Bis heute unvergessen sind die Hits „Eifersucht“, „Welch ein Zufall“ und „Hochzeitsnacht“. Uschi Brüning hat sich im Laufe ihrer musikalischen Laufbahn vorwiegend auf Blues- und Soulstücke konzentriert, wobei sie immer wieder gerne Jazz aus allen möglichen und unmöglichen Richtungen ins Programm aufnimmt. Ihr neues Album „So wie ich“ knüpft nahtlos an diese Mischung an, wobei man auch noch Chansons und Schlager voller Niveau vernehmen kann. Natürlich dringt aus jedem Song feiner Jazz an die Gehörgänge der Musikliebhaber. Hauptverantwortlich für das Album war Andreas Bricking, der komponierte, arrangierte und die Klänge von Tenorsaxophon und Flöten hinzufügte. Man wird noch lange von diesem Album sprechen müssen, denn Uschi Brüning verwendete wundervolle Texte und Gedichte von Gisela Steineckert, Werner Karma, Eva Strittmatter („September“) und Gerulf Pannach, der vor langer Zeit „Son Of A Preacher Man“ ins Deutsche übersetzte und damit ein Wunderwerk der deutschen Literatur schuf. Weiter interpretiert die Berliner Musikerin, die von ihrem Partner, dem Jazzmusiker Ernst-Ludwig Petrowsky musikalisch unterstützt wurde, ganz neu und tiefgreifend die Ballade von Holger Biege „Wenn der Abend kommt“. Mit „So wie ich“ ist Uschi Brüning ein Meisterwerk gelungen, das für immer aufregend sein wird und noch lange und immer wieder gehört werden sollte.
Günther Fischer, „Live in Weimar“ (2 CDs und 1 DVD), Edel, ca. 29,99 Euro
Uschi Brüning, „So wie ich“, Edel, ca. 18 Euro
Günter Fischer spielt am 17.04. 2016 in Erfurt, Brüning & Band 26.02.16 in Grossenhain, Brüning & Manfred Krug-Tournee ab 30.01.16, in Zwickau, Potsdam, Dessau
Schlagwörter: Andreas Bricking, Filmmusik, Günther Fischer, Jazz, Manfred Krug, Pop, Uschi Brünung