von Hannes Herbst
Steve Feldmann trägt seinen heutigen Nachnamen, es ist der seiner Frau, erst seit 2008. Zuvor hieß er Schwittek und war mal Kreisvorsitzender des Bundes Freier Bürger (BFB) in Marzahn-Hellersdorf. Wem BFB nichts sagt, der hat nicht unbedingt eine Bildungslücke, denn die Kleinpartei existierte nur von 1994 bis 2000. Sie hatte zu ihrer Zeit laut Wikipedia aber mindestens einen illustren Verbündeten: „Mit der Unterstützung von Jörg Haider und seiner Freiheitlichen Partei Österreichs trat der BFB am 12. Juni 1994 zur Europawahl an.“
Die FPÖ-Connection darf als Indiz dafür gelten, welcher Couleur der BFD war. Kontakt zu Haider hielt, einem Pressebericht zufolge, übrigens Schwittek.
Ein weiteres Indiz für die spezielle Denkungsart des BFD: Der Bund machte nicht zuletzt durch seine Ablehnung der Errichtung des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin von sich reden.
Schwittek ging, als ihn das neue deutschland im Jahre 2000 als Nazi titulierte, juristisch gegen das Blatt vor. Er zog den Kürzeren.
Nachdem der BFD – er wurde zeitweise vom Verfassungsschutz beobachtet – eingegangen war, blieb Schwittek dem braun-rechten Milieu treu – unter anderem als Bundesvorsitzender der sogenannten Freiheitlichen Jugend. In deren Postille Denkzettel denunzierte er die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse als „Schauprozess“, um „deutschen Spitzenfunktionären aus Politik und Militär stellvertretend für das deutsche Volk die Kollektivschuld am 2. Weltkrieg“ aufzubürden. Diese Wortwahl erinnert fatal an jene verlogenen Geschichtsklitterungen, wie sie in den ersten Jahrzehnten der Bunderepublik – keineswegs nur unter alten Kameraden, NS-Tätern und -Mitläufern, – zur „Bewältigung“ des Dritten Reiches gang und gäbe waren.
Einen nicht ganz so unappetitlichen Hautgout hatte eine andere Aktivität Schwitteks aus jener Zeit. Er gehörte im Jahre 2003 laut Junge Freiheit zu den Mitinitiatoren einer Mahnwache für den FDP-Politiker Jürgen Möllemann, der sich das Leben genommen hatte, nachdem seine Parteiführung sich wegen eines anti-israelischen Wahlkampf-Flyers von ihm distanziert und die FDP-Bundestagsfraktion ihn ausgeschlossen hatte; überdies bereitete die Steuerfahndung damals eine Hausdurchsuchung bei Möllemann wegen einiger Millionen auf einem Privatkonto in Lichtenstein vor. Schwittek forderte während der Mahnwache vor der FDP-Zentrale in Berlin den Rücktritt der damaligen FDP-Führung, „da sie die moralische Mitverantwortung für die Mobbingkampagne der letzten Monate träfe“.
Und was macht der Mann heute? Nur so wenige Jahre später, dass man ihm insbesondere seine früheren weltanschaulichen Fußabdrücke wohl kaum als lässliche Jugendsünden konzedieren kann. Er ist Polizist im Range eines Kommissars, freigestellt für Personalratsarbeit in der Direktion 4 im Bereich des Polizeipräsidenten von Berlin, und Mitglied des Berliner Landesvorstandes der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sowie derzeit dessen kommissarischer Pressesprecher. Ihm, der laut nd „für die Öffentlichkeitsarbeit der GdP auch konzeptionell zeichnet“, werden höhere Ambitionen in der Gewerkschaft nachgesagt.
Auch als Polizist und Gewerkschafter hat der Mann übrigens schon Achtungszeichen gesetzt. Im Juli 2014 bezeichnete er im Fernsehen des RBB vermutlich polnische Staatsbürger als „alternative Spargelstecher“ – im Kontext von Fahrraddiebstählen.
Feldmann gibt im Hinblick auf seine braun-rechte Vergangenheit heute vor, er habe seine Einstellung geändert. Das wäre zu wünschen, denn anderenfalls hätte mindestens die Gewerkschaft, in deren Satzung es heißt: „Undemokratische Bestrebungen jeder Art lehnt sie ab.“ ein Problem. Und der Berliner Polizeipräsident sowie dessen Dienstherr, der Innensenator von der CDU, womöglich auch – oder?
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Schlagwörter: Berlin, Gewerkschaft der Polizei, Hannes Herbst