28. Jahrgang | Nummer 17 | 6. Oktober 2025

Das Meer

von Renate Hoffmann

Es streichelt und schmeichelt,
es bäumt sich und schäumt.
Es lächelt versöhnlich –
wie gewöhnlich.
Dann wieder brausend
und stöhnend und sausend.
Nach den Wolken schielend,
mit den Farben spielend:

Traurig – in Grau,
gut gelaunt – himmelblau,
oder Grün, leicht gewellt,
wie es jedem gefällt.

Geht die Sonne zur Nacht,
zeigt sie erneut ihre Pracht
und leget goldne Schleier
aufs Meer zur Abschiedsfeier.

Es folgt wie immer schon gewohnt,
der alte, brave Vetter Mond.
Er ziehet einen schmalen Streif
aus Silber hinter sich als Schweif.

Dann aber hört man leise
eine betörend schöne Weise
(nur wenn der Mond selbst rund und voll!)
Ludwigs Sonate in cis-Moll.

Wird es morgens wieder helle,
sind die Möwen schnell zur Stelle.
Sie tauchen tief in das Gewässer
und werden dabei nass und nässer.

Was sind denn das bloß für Geschöpfe?!
Die Fische schütteln ihre Köpfe:
Möwen kennen keine Flossen,
hatten sie das ganz vergossen?