28. Jahrgang | Nummer 6 | 24. März 2025

Keine neue Weltordnung

von Árpád W. Tóta, Budapest

Es sind zwei Monate her seit Donald Trump als Präsident vereidigt wurde. Sein Sieg wurde von seinen Bewunderern als epochaler Erfolg, als Wendepunkt und Beginn eines goldenen Zeitalters gefeiert. So wie die Briten den Brexit begrüßten – bis sie die Rechnung dafür bekamen. Bei uns in Ungarn sind die Feierlichkeiten für Trump noch in vollem Gange. Das Wetter ist schön, ansonsten gibt es bei uns nicht viel, worüber man sich freuen kann.

Die Misserfolge von Trumps Präsidentschaft waren teilweise in seinem Wahlkampf vorprogrammiert. Schon damals war klar, dass nach der Massenabschiebung illegaler Einwanderer die Landwirtschaft und das Baugewerbe kaum durchhalten werden. Ebenso wenig ist ein Handelskrieg das beste Mittel, um die Inflation zu stoppen, denn Zölle machen die Dinge teurer und nicht billiger. Doch im Vergleich zur Zerstörung durch eine entfesselte Willkür erscheint all das nebensächlich.

Ein erheblicher Teil davon wird nicht einmal von Trump selbst erledigt, sondern von dem durchgeknallten Elon Musk. Amerika und der Welt bleibt die Spucke weg, wie er in einem Tag die Experten für nukleare Sicherheit entlässt und sich dann verzweifelt bemüht, sie zur Rückkehr zu bewegen, weil er erkennt, dass sie doch gebraucht werden. Oder wie er Geheimdienstmitarbeiter per E-Mail befragt, was sie in der vergangenen Woche gemacht haben. Keiner versteht, was er eigentlich im Oval Office mit seinem vierjährigen Sohn zu suchen hat, dem er statt eines richtigen Namens den Code „X Æ A-Xii“ gegeben hat. Ist das schon die neue Normalität? Und jetzt kann niemand nachvollziehen, dass der US-Präsident aus Putins Drehbuch zur russischen Eroberung vorliest und dazu zustimmend nickt.

Trumps selbstauferlegte Aufgabe ist es, Amerika wieder großartig zu machen und die amerikanischen Interessen an erste Stelle zu setzen. Damit ist er bereits jetzt gescheitert. Amerika ist auf dem besten Weg zum Clown der Welt zu werden.

Trump demütigt die Ukraine, die seit drei Jahren heldenhaft gegen die russischen Invasoren kämpft. Amerika war großartig, als sie die Supermacht Sowjetunion mit einem Wettrüsten, einer starken Wirtschaft und klug dosierten Waffenlieferungen nach Afghanistan und wohin immer sie nötig waren, demütigte. Mit seiner Demokratie und Freiheit. Jetzt schleicht es wie ein Hilfssheriff durch die zerbombte Ukraine und lässt den Russen kratzbuckelnd den Vortritt.

Ronald Reagan würde das nicht mögen …

Amerika war großartig, weil es seine eigene Geschichte der Freiheit hatte und diese in alle Teile der Welt trug. Weil die versklavten Völker der Welt wie die Amerikaner leben wollten, ihren Präsidenten ungehindert beleidigen oder sogar austauschen können. Amerika war auch großartig, weil es sich leisten konnte, die Stimmen der Freiheit überall auf der Welt zu unterstützen. Mit einigen tausend Dollar, die es mutigen Widerstandskämpfern aus asiatischen, afrikanischen und osteuropäischen Ländern spendete, erlangte es unschätzbar wertvollen Respekt. Die USA hielten an der geschätzten Wahrheit fest und beharrten darauf, dass autoritäre Systeme auf einer Lüge aufgebaut sind und dass die Freiheit stets besser als die Diktatur sei. Zum Beispiel, weil dort, wo die Menschen frei sind, Spinner und Wahnsinnige nicht auf unbestimmte Zeit herrschen können.

Amerika scheint seine jahrhundertealte Geschichte jetzt aufzugeben, nämlich das, was ihm den Sieg über die Sowjetunion ermöglichte: Den moralischen Vorteil, der es von der kruden Machtausweitung der Diktaturen unterschied. Nun will Trumps Amerika nicht länger besser und sympathischer sein als Russland oder China.

Der jahrzehntelange Aufbau ist gefährdet. Dies könnte akzeptiert werden, wenn der durch diese Zerstörung erzielbare Gewinn sichtbar wäre. Aber Fehlanzeige. Wo sich Amerika zurückzieht, treten andere Mächte in das Vakuum. Im glücklichsten Fall wird dies die Europäische Union sein – wenn sie sich innerhalb eines Jahres überhaupt zusammenreißen kann und ihr bewusst wird, dass sie die Stelle von USAID und sogar der CIA und des FBI einnehmen muss.

Andernorts drängen Chinesen und Russen auf den Plan und nehmen, was sie kriegen können. Wie dadurch Amerika wieder großartig wird, weiß Trump selbst nicht. Ihn treiben Rachsucht und Verleugnung: Alles, was vor ihm getan wurde, war falsch – egal wer an der Regierung war.

Eine neue Weltordnung? Mitnichten. Darin liegt nämlich keine Strategie, kein neuer Plan, von dem Amerika profitieren könnte. Es herrscht völliger Dilettantismus, Inkompetenz und die Demontage von Institutionen ohne Alternative. Suche nach dem Feind, Pseudo-Aktivismus, den Versprechen hinterherhecheln – den Schaumschlägereien eines inkompetenten Präsidententeams. Trump und Musk zerstören jeden Tag den amerikanischen Staat und die Wähler spüren die Auswirkungen bereits jetzt.

Darüber werden die republikanischen Abgeordneten im November 2026 Rechenschaft ablegen müssen. Wenn es so weitergeht, werden sie scheitern – und ohne Kongress und Senat wird es auch mit Trump nicht weitergehen. Es gibt keine Gewinne, aus denen sie eine Dividende erhalten könnten. Die Palastrevolution reift heran.

Dies ist keine neue Weltordnung, denn dem Wahnsinn liegt keine Ordnung zugrunde. Dies ist ein Systemfehler. Ihn zu beheben ist zunächst Aufgabe der Republikanischen Partei. Tut sie das nicht, werden die Wähler es für sie tun. Und sie werden es nicht tun, weil sie damit die Ukraine unterstützen, sondern weil Amerika so nicht großartig wird. Und die Eier werden nicht billiger.