Sie warten draußen. Ich weiß.
Sie lassen den Motor laufen und
die Lichter brennen. Wir könnten ihnen
Kaffee hinunterbringen. Hinterher,
Liebster, vielleicht. Wilde Vögel
stürzen durch das Blätterdach. Der
Mond hat eine offene Luke entdeckt
am Giebel. Wir haben diese Geschichte
schon tausendmal erlebt. Dann ist es
die tausendunderste Nacht in unserem
tausendundzweiten Leben. Unsere
Kinder bevölkern die Kontinente. Unsere
Sehnsucht durchwandert die Meere.
Unsere Träume schweifen mit allen
vier Winden. Wann immer wir
hungrig sind, stehen wir auf. Wenn
wir dürsten, gehen wir nackt durch
das Feuer. Wenn wir verharren, summt
unter den Füßen die Erde. Die Toten
wissen keine Antwort mehr. Wasser
sammelt sich langsam in unseren Spuren.
Regenbögen steigen hinter uns auf. Sie
bedeuten nichts und sind schön. Jetzt
halte mich fest. Wir werden erwachen
in einem riesigen Aquarell. Alle Masken
zerfließen. Alle Namen werden von allen
Straßenschildern gewaschen. Denkmäler
rinnen ins Grün. Motoren verstummen.
Verloschen das Schwarz und das Weiß.
Scheinwerferlicht sickert zwischen
Katzenkopfsteine, die unsere Schritte
empfangen, atemlos. Wenn es uns
gäbe, Geliebte, sie wüßten es
nicht.
Juli 2024
Schlagwörter: Gedicht, Henry-Martin Klemt, Pas de deux