Ein Magnet sei „ein mit Schwefel vererzter Eisenstein von röthlicher, dunkelbrauner oder schwärzlicher Farbe, welcher das Eisen an sich ziehet, und sich unter den gehörigen Umständen beständig nach Mitternacht drehet“. Seinen Namen habe er „entweder von der Landschaft Magnesien in Lydien, oder auch von einem Hirten Nahmens Magnes […], der seine anziehende Kraft zuerst entdeckt haben soll“. Er werde „ehedem“ auch Segelstein genannt, „weil man sich seiner besonders in der Schifffahrt bedienet“, erläuterte Johann Christoph Adelung in seinem 1793 bei Johann Gottlob Immanuel Breitkopf und Compagnie in Leipzig erschienenen „Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart“. Adelung verweist auch auf die Magnetnadel, die „das vornehmste Stück eines Compasses ist“. Abgesehen von dieser wohl bekanntesten Form der Ausnutzung des Magnetismus nennen historische Lexika auch allerlei fragwürdige Nutzungen in früheren Zeiten, etwa die „magnetischen Curen“ des Wiener Arztes Franz Mesmer. Er errichtete 1777 in Paris eine „von magnetisirten Stahlstäben künstlich zusammengesetzte Maschine“, durch die mehrere Kranke „auf einmahl magnetisirt“ wurden. Nervenschmerzen, Krämpfe, Lähmungen und Neuralgien sollten damit zumindest gelindert werden. Mesmer erhielt dafür viel Beifall, „der für seinen Ruhm eben so ehrenvoll als für seine Casse einträglich war“, vermerkte das „Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch“, das 1809-1811 im Kunst- und Industrie-Comptoir Amsterdam erschienen war.
Schädliche Wirkungen des Magnetismus spielten vor allem in der Sagenwelt eine Rolle, etwa die Magnetberge, nach alten indischen und chinesischen Sagen Berge aus reinem Magneteisen mit so starker Anziehungskraft, dass niemand sie mit eisernen Nägeln an den Schuhsohlen besteigen könne, und die, wenn sie sich im Meer befänden, vorübersegelnden Schiffen alles Eisenwerk entzögen.
Südlich von Rügen, etwa drei Kilometer östlich der Insel Vilm, ist vor allem bei einer Bootsfahrt – etwa ab Baabe oder Lauterbach – eine im Rügischen Bodden „schwimmende“ künstliche Insel zu sehen: die 1952 errichtete Entmagnetisierungsstation der Volksmarine der DDR. Knapp 600 Holzpfähle in etwa zehn Meter Wassertiefe tragen die rund 700 Quadratmeter große Plattform mit einem Wohn- und einem Maschinenhaus; ein Seekabel versorgte die Station mit Strom. Mit den am Grund liegenden Gleichstrom-Kabelschleifen, von dem in der Station befindlichen Stromerzeuger (zwei Dieselmotoren) mit Strom wechselnder Fließrichtung und Spannung versorgt, wurden die Eigenmagnetfelder und die durch das Erdmagnetfeld aufgenommene Magnetisierung (Signatur) von Schiffen der Volksmarine gemessen und anschließend weitgehend neutralisiert. Je nach Schiffsgröße musste entsprechend variiert werden, ein Experte auf dem jeweiligen Schiff nahm die Feinabstimmung vor. Drei Mann Besatzung taten jeweils eine Woche Dienst auf der Plattform (teilweise werden auch 14 Tage angegeben). Auf diese Weise sollten die Schiffe für Magnetminen unempfindlicher und für Torpedos mit Magnetzündern schwerer auffindbar gemacht werden.
Als deutscher Erfinder von Magnetzündern für Torpedos („Magnetpistole“) gilt der Experimentalphysiker Adolf Christoph Wilhelm Bestelmeyer. Derart ausgestattete Torpedos mit magnetischem Abstandszünder kamen im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Sie waren anfangs so störanfällig, dass in der Literatur von der „Torpedokrise“ um 1940 gesprochen wird. Das Reichskriegsgericht sah mit seinem Urteilsspruch im Dezember 1941 die Schuld vor allem bei den Verantwortlichen der Torpedoversuchsanstalt in Eckernförde (TVA) und in deren mangelhafter Zusammenarbeit mit dem Torpedoerprobungskommando (TEK) sowie der Torpedo-Inspektion (TI) in Kiel. Ähnliche, zum Teil sogar länger andauernde Probleme mit ihren mit Magnetzündern ausgestatteten Torpedos bezeichneten die US-Amerikaner als „The Great Torpedo Scandal“.
Die oben genannte, damals spätestens nach einem Jahr zu wiederholende Methode, magnetische Störfelder als Zündkriterien für Magnetminen und -torpedos zu reduzieren, wird noch heute angewendet (unter anderem in Wilhelmshaven, Friedrichsort bei Kiel und Möltenort), auch wenn manche Schiffe magnetische Eigenschutzanlagen (MES) besitzen oder mit amagnetischem Stahl gebaut werden.
Erste Eigenschutzanlagen wurden zu Beginn des Zweiten Weltkriegs entwickelt. Zunächst baute man elektromagnetische Spulen in die Schiffe ein, später wurden Kabel um den Rumpf der Schiffe geführt, die beim Anlegen von Gleichstrom ein elektromagnetisches Feld zur Reduzierung der magnetischen Signatur der Schiffe erzeugten.
Die Bundesmarine hatte für die NVA-Entmagnetisierungsstation, deren Technik bereits 1986 ausgebaut worden war, keine Verwendung, die Station blieb zunächst Wind, Wetter, Kormoranen, anderen Seevögeln und Plünderern überlassen. Nach langer Suche fand der Bund Käufer für die künstliche Insel: Maschinenbauingenieur Peer Wenmakers aus Bergen und der Düsseldorfer Architekt und Bühnenbildner Gerhard Benz kauften sie für 10.001 DM vom Bundesvermögensamt. Ziel war die Schaffung eines „Ostervilm“ genannten Treff- und Schaffenspunktes für Künstler. Lesungen, Workshops, Atelierarbeiten, vielleicht Ausstellungen sollten hier stattfinden, ein „Sanatorium für den Geist“ sollte entstehen. Zuvor hatte es mehr oder minder seriöse Interessenten gegeben, die auf hoher See ein Spielcasino, ein Ferien- und Freizeitobjekt, einen Erlebnis-Stützpunkt für Angler, eine Gaststätte für Wassersportler, eine Teststation für Windkraftanlagen oder gar ein Bordell errichten wollten.
Die zwei Freunde hatten für erste Reinigungs- und Reparaturarbeiten einen alten Wohnwagen, eine Pumpe und allerlei anderes Werkzeug durch einen Tonnenleger auf die Insel transportieren lassen und mit der Entfernung des zentimeterdicken Belags aus Seevogelkot begonnen. Doch wegen der aufwendigen Baustofftransporte, hohen Instandsetzungskosten, Versicherungs- und anderen Problemen wurde nichts aus dem Projekt. Vielleicht hatten sich die neuen Inselbesitzer durch den moderaten Kaufpreis und die vermutlich geringe Pacht täuschen lassen… Deutliche Kritik wird im Internet geäußert: Der Bund hätte vor dem Verkauf genauer prüfen müssen, ob die beiden Käufer ausreichend solvent sind, um aus einem solchen Projekt „mehr als nur ein von Möwen und Kormoranen zugeschissenes Vogelklo“ zu machen. Der Verkauf hätte zumindest an die Erhaltung und Sanierung der Station gekoppelt werden müssen.
Die Insel ist wieder und immer noch ungeschützt der Natur ausgesetzt und bietet inzwischen einen traurigen Anblick. Die die Plattform umgebende Mauer wird immer mehr von Algen überzogen, alle Fenster sind eingeschlagen, Türen gibt es nicht mehr, der aggressive Kot der Kormorane und anderer Seevögel bedeckt und zerstört langsam Insel und Gebäude.
Fotoobjekt, Anlass für Spekulationen über die ehemalige Nutzung, Zielpunkt für Wassersportler, Geocacher und sogar Schwimmer ist die Station dennoch.
Ein Schicksal blieb der Plattform (bisher?) erspart: In Staffel 3 (Folge 1: „In letzter Sekunde“) der Fernsehserie „Hallo Robbie“ setzte sich Meeresbiologe und Naturschutz-Beauftragter Dr. Lennart, alias Karsten Speck, erfolgreich für den Erhalt der zur Sprengung vorgesehenen Station ein, die er als Lebensraum für Vögel und Fische ansah.
Schlagwörter: Dieter Naumann, Entmagnetisierungsstation, Rügen, Torpedokrise, Volksmarine