25. Jahrgang | Nummer 22 | 24. Oktober 2022

Antworten

Karin Gaulke, Unermüdliche Kämpferin – Sie gehörten zu den Streiterinnen für Frauenrechte, die sich nie niemals mit Scheinlösungen abspeisen ließen. Hinter so manchen „feministisch“ verpackten Gleichstellungsmaßnahmen witterten sie – und das niemals zu Unrecht – mit untrüglichem Spürsinn bloße Fassadenkosmetik, die die Fundamente unserer partriarchaisch strukturierten Welt nicht antasteten. Das von Ihnen mitbegründete Frauenzentrum „Marie e.V.“ in Berlin-Marzahn wurde so zu einem der letzten Horte des widerständischen Geistes der unabhängigen Frauenbewegungen DDR. Bereits am 13. September mussten Sie diese Welt, für deren Verbesserung Sie unermüdlich stritten, verlassen. Wir mögen es immer noch nicht so recht glauben. Ihre Stimme fehlt …

Roberto Saviano, tapferer Gegner aller Demokratiefeinde – Offensichtlich fühlen Sie sich angenagt von den hochnäsigen Kommentaren von nördlich der Alpen über die jüngsten Wahlergebnisse in Ihrer italienischen Heimat. Zu Recht, wie wir finden. Allerdings ist es Ihnen zu billig, einfach nur mit dem Stinkefinger auf Frankreich – Marie Le Pen – oder Deutschland – die AfD – zu zeigen. In Die Zeit machen Sie auf eine gesamteuropäische Leerstelle aufmerksam: „Eine Linke ohne Vision, ohne Strategie fordert ein Votum ‚gegen‘ die Rechte, ohne echte Alternative und dazu immer noch in einer Sprache, die sie als elitär und volksfern erscheinen lässt. In diesem Vakuum könne sich populistische Bewegungen nur allzu leicht einnisten, Wurzeln schlagen, Verbitterung nähren, manipulieren.“
Ihrem Befund ist nichts hinzuzufügen. Genau das geschieht derzeit in der Bundesrepublik Deutschland.

Volk von Niedersachsen, zänkisches – Also Leute, mit unserer wertegeleiteten Bundes-Annalena habt Ihr es Euch aber verscherzt! Auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen hat sie doch erzählt, dass sie im niedersächsischen Wahlkampf sogar mal eine Schutzweste tragen musste – „wie sonst in Mali und der Ukraine“. Die Lüneburger Heide mit Mali zu vergleich, geht es noch … Dennoch sitzen die Grünen mit hoher Wahrscheinlichkeit in der nächsten Landesregierung. Macht Euch also auf etwas gefasst! Selber schuld … Die Heide und das Emsland werden Kriegsgebiet. „Liewer düd aß Slaawe!“
Es drohen auch andere Gefahren. Jever war einige Zeit russisch und gehörte unter anderem der Zarin Katharina II. Das war die mit der Krim. Nicht zufällig übersiedelte Frau Baerbock von Hannover nach Potsdam …

Heidi Klum, ästhetische Nervensäge – Der Zahn der Zeit nagt an uns allen. Ihnen allerdings versauen seine Bisswunden offenbar zunehmend das Geschäft. Das ist normal, auch Models altern. Schon Kleopatra versuchte, Strategien gegen den Terror der Biologie zu finden. Dass Sie deswegen nun auch noch mit Töchterchen Leni für „Intimissimi“ posieren müssen, reißt nun alle Latten des guten Geschmacks. Angesichts der Poster, die uns von und mit Ihnen derzeit zugemutet werden, können wir den ganzen Gender-Hype nur als gigantische Heuchelei einer lediglich auf Renditewerte schielenden Geldgesellschaft empfinden.

Olaf Scholz, genervter Kanzler – Wie momentan in Berlin gang und gäbe, klebten sich auch zu Beginn des vom 15. bis zum 18. Oktober in der Stadt durchgeführten Weltgesundheitsgipfels mehr oder weniger junge Menschen im Eingangsbereich des Tagungshotels an. Als der Kongress dennoch anhub, mit seiner frevelhaften Arbeit zu beginnen, lösten die Protestierer beliebigen Geschlechts Feueralarm aus. Sie mussten Ihre Rede kurz unterbrechen und ließen sich dann zu einem Kommentar hinreißen: „Sie machen Proteste zu Klima und solchen Sachen und denken, das würde unsere Diskussionen verbessern. Und ich denke, der beste Weg, die Diskussionen zu verbessern, ist nicht hinzuhören und weiterzumachen.“ – Manchmal bewundern wir Ihre hanseatische Gelassenheit und wünschten diese der Berliner Polizei. Die hat sich statt dessen 100 Liter Sonnenblumenöl angeschafft.

Das wird ihr aber nicht helfen. Immerhin geht es auf solchen Konferenzen auch um so gefährliches Teufelszeug wie Impfkampagnen. Haben sich doch Impffaschisten – natürlich unter Beteiligung der Bill-und Melinda-Gates-Stiftung! – vorgenommen, 370 Millionen Kindern an die körperliche Unversehrtheit zu gehen. Angeblich soll die Poliomyelitis (GPEI) ausgerottet werden. Ist die nicht Gottes Werk?

Der Preis für Tomatensuppe und Sekundenkleber wird daher weiter in die Höhe schnellen. Schuld daran sind Sie, Herr Bundeskanzler! Retten Sie endlich das Klima und kleben Sie sich irgendwo an! Sie können auch Tomatensauce über die Nofretete kippen. Damit schützen Sie das Klima und dekolonisieren gleichzeitig. Seien Sie endlich kreativ. Immerhin ist Deutschland das „Land der Ideen“.

Szczepan Twardoch, Löser des Russland-Problems once and for all – Das Blatt DIE WELT hat Ihnen ausführlich Zeitungsraum dafür eingeräumt, Ihr Panacea für eine Lösung des Russland-Problems darzulegen. Sie apostrophieren Russland „als einen ganz spezifischen Staat, eine gewaltige, geheimnisvolle Macht“, die „zweifellos eine Sonderbehandlung verdient“.

Ist Ihre Wortwahl Ausdruck der blamablen Unkenntnis der Spätgeborenen, die nicht wissen, dass „Sonderbehandlung“ neben „Endlösung“ der andere Euphemismus war, mit dem im Dritten Reich kaschiert wurde, was man den Juden Europas antat? Wohl kaum, denn Ihnen genügt ja gegenüber Russland, so Ihre Worte, „jede Art von Gerechtigkeit, meinetwegen die, die Darja Dugina ereilt hat“.

Anschließend werden Sie richtig konkret: Nach dem Ende des Ukraine-Krieges werde „die Frage zu stellen sein, was aus Russland werden soll […], was für ein Russland wir brauchen“. Sie wissen es: „Wir brauchen ein Russland, das keine Atommacht ist […].“ Und bevor man auch nur Luft holen kann ob der Frage, wie das zu bewerkstelligen wäre, legen Sie bereits nach: „Doch damit nicht genug: ich wünsche mir ein Russland, dessen bis nach Kamtschatka reichendes Kolonialreich so demontiert wird, wie es seinerzeit dem britischen Reich widerfuhr.“

Nachgerade noch apodiktischer Ihr – ja was? – Befehl: „Die Ukraine ist […] in die Nato aufzunehmen, und zwar möglichst rasch; in funktioneller Hinsicht ist die Ukraine bereits ein Nato-Land […].“ Sowie: „Sollte die Verteidigung der Nato-Ukraine eine bewegliche, direkte Intervention der Nato erfordern – je nun, dann ist diese Intervention im notwendigen Maß zu leisten […].“

Beim Allmächtigen, wir hoffen ganz unverhohlen, dass das deutsch-polnische Verhältnis am besten so grottig bleibt, wie es derzeit ist. Denn mit Freunden wie Ihnen bräuchte man wahrlich keine Feinde mehr.

Thorsten Schatz (CDU), weihnachtsgläubiger Bezirksstadtrat aus Spandau bei Berlin – Nachdem das Landesverfassungsgericht die Berlinerinnen und Berliner dazu verdonnert hat, die Wahlen zum Landesparlament zu wiederholen, wurde gerechnet: Der Urnengang wird wohl am 12. Februar 2023 stattfinden. Das wäre jedenfalls nach strikter Auslegung des Landeswahlgesetzes so. Und wir Berliner sind gesetzestreu! Wir werden uns auch an die Bestimmungen des Berliner Straßengesetzes halten. Das legt fest, dass der Wahlkampf mit Plakaten und solch straßenverschönernden Dingen erst sieben Wochen vor dem Wahltermin beginnen darf. Das ist punktgenau der Heilige Abend.

Sie befürchten nun nicht zu Unrecht, dass Jahresendfiguren wie Christkind und Weihnachtsmann, der ist sowieso schon ein Roter, mit Postern behängt herumlaufen. Deshalb riefen Sie jetzt auf Twitter die Parteien zu einem „Weihnachtsfrieden“ auf. Das macht zweierlei deutlich: Erstens glauben Sie  noch an den Weihnachtsmann, das berührt unser Herz. Zweitens befürchten Sie offenbar bürgerkriegsähnliche Zustände. Das ist nicht ganz unberechtigt. Ihr Parteifreund Mario Czaja, immerhin ist der Generalsekretär, hat jüngst bereits verkündet, die Stadt zurückerobern zu wollen. Andere wollen Ähnliches. Wetten wir, dass Spandau der Bezirk ist, der neben Czajas Heimatbezirk Marzahn-Hellersdorf die größte CDU-Plakatdichte aufweisen wird?

Das wollen Sie wirklich versauen? Unser Rat, denken Sie doch an Ihre eigenen Nominierungschancen …

George Alexander Louis of Wales („Prinz George“), renitenter Grundschüler – Wir bemerken es mit Wohlwollen – die königliche Tugend des Drohens haben His Royal Highness, obzwar noch im zarten Alter von neun Jahren befindlich, schon mal gelernt: „Mein Vater wird bald König sein, also pass besser auf!“ So war kürzlich HRR Ansage an einen offenbar um das Klettergerüst konkurrierenden Highsociety-Sproß auf dem Schulhof.

Mit solch Argument kann sonst niemand irgendeinem Anmaßling entgegentreten. Lassen wir einmal beiseite, dass diese Botschaft Großpapa Charles III. nicht unbedingt erfreuen wird – noch lebt der König, allerdings hat auch der Apotheker Nostradamus (1503–1566) dessen baldigen Abgang prophezeit –, so zeugt sie doch vom Erziehungserfolg von Mama Kate und Papa William Windsor, die ihre lieben Kleinen „ganz behutsam an ihre royalen Aufgaben“ heranführen, wie in den einschlägigen Postillen zu lesen ist. Ganz behutsam!

Die Britannier sollten sich schon mal frisch machen: Wenn Georgi „bald“ richtig loslegen darf, na dann … Der Tower of London könnte Geschichten erzählen …