25. Jahrgang | Nummer 12 | 6. Juni 2022

Antworten

Anton Hofreiter, hat als Tubicen der Grünen seine Bestimmung gefunden – „Wir müssen dringend mehr Tempo machen bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine“, ließen Sie erst jüngst wieder wissen und legten konkret nach: „Wieso liefern wir keine Marder-Schützenpanzer? […] denn die Industrie sagt, dass sie über 100 Stück bereitstellen könnte.“

Sie sind ein wirklich unermüdlicher Streiter wider des Kanzlers Zögerlichkeiten bei der Lieferung schwerer Waffen an Kiew. Bei Olaf Scholz konnte einem zeitweise schon mal der unschöne Begriff vom Unterwerfungspazifismus in den Sinn kommen! Sie dagegen adelte kürzlich eine Zeitung – mit Blick auf das ebenfalls unermüdliche Agieren des ukrainischen Botschafters hierzulande – mit der Frage: „Hofreiter der beste Verbündete?“.

Zwar gibt es immer noch einige, die

  • hämen, wie der Satiriker Stefan Gärtner im Freitag: „‚Erstaunlich, wie lässig einer von der parlamentarischen Zweifelrhetorik in die harte Frontkämpfersprache wechselt‘, hatte es in seiner Heimatzeitung halb baff, halb höhnisch geheißen, und mit ‚er‘ war er gemeint, der Hofreiter Toni aus München; der freilich schon immer ein Frontkämpfer gewesen war. Gegen den Klimatod. Gegen das Bienensterben. Gegen die Klassengesellschaft!“ Und: Quatsch, da „von Widerspruch zu faseln“, weil er ja „bei den Guten war, sozusagen von vornherein […]. Denn wer gut ist, darf schießen, muss geradezu, und der Hartz-IV-Krieg gegen das Sozialschmarotzertum, von der Kollegin Katrin Göring-Eckardt in strengster evangelischer Jesusferne als ‚Bewegungsangebot‘ verkauft, hatte der nicht ebenfalls unter der ersten rot-grünen Bundesregierung begonnen?“

  • oder müde Witzchen reißen, wie der Kolumnist André Mielke (siehe auch unten): „Kleiner Scherz für Fans der ZDF-Vorabendreklame: Was fragt Anton Hofreiter in der Apotheke, wenn er Hustensaft braucht? – ‚Gibt’s das auch von Rheinmetall?‘“

Lassen Sie dergleichen bloß an sich abperlen! Denn wie heißt es doch unter uns Frontkämpfern in bester Frundsbergscher Tradition so schön: „Viel Feind‘, viel Ehr‘!“

Klaus Bachmann, Atomkriegsexperte, preiswürdig – Laut Berliner Zeitung seien Sie Professor für Sozialwissenschaften an der SWPS Universität Warschau. Dort war Ihnen der von der Emma-Redaktion initiierte Offene Brief an Kanzler Olaf Scholz mit der Bitte um Zurückhaltung bei Waffenlieferungen an die Ukraine, um das Risiko einer Eskalation zum Atomkrieg zu vermeiden, offenbar ein Dorn im Auge, denn Sie hielten apodiktisch dagegen: „Auch ein atomarer Schlagabtausch muss nicht das Ende der Welt bedeuten.“

Diese Aussage ist so zutreffend, wie Sie in Bezug auf die Eskalationsgefahr im Ukraine-Krieg, verzeihen Sie unsere Direktheit, dumm ist. Zwar hat die Welt nach den US-Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki weitere 541 Kernexplosionen in Gestalt oberirdischer Nuklearwaffentests überlebt, doch dieser Sachverhalt geht am Kern des Problems von militärischen Konflikten, in denen zwei der Gegner atomare Supermächte sind, komplett vorbei. In diesem Fall nämlich muss aus Selbsterhaltsgründen von einem Theorem ausgegangen werden, das der frühere US-Sicherheitsberater McGeorge Bundy bereits vor knapp 40 Jahren formuliert hat: „Niemand weiß, wie irgendein ‚begrenzter‘ [nuklearer – die Redaktion] Einsatz beantwortet werden würde. […] Natürlich kann niemand beweisen, dass jeglicher Ersteinsatz von Kernwaffen zum allgemeinen Flächenbrand führen wird. Aber was entscheidend [Hervorhebung – die Redaktion] ist, niemand kann auch nur annähernd beweisen, dass das nicht [Hervorhebung – die Redaktion] der Fall sein wird.“

Dies nicht in Rechnung zu stellen, macht Sie aber zumindest zu einem aussichtsreichen Kandidaten für die nächste Vergabe der Darwin-Awards.

André Mielke, geschätzte Spottdrossel – In Ihrer Kolumne in der Berliner Zeitung haben Sie daran erinnert: „Gerade neulich noch warb Baerbocks Partei mit dem Slogan: ‚Keine Waffen und Rüstungsgüter in Kriegsgebiete. Am 26. 9. Grün wählen!‘“ Doch Sie konzedieren: „Ja, es ist demokratischer Brauch, sich nicht sklavisch an Mandatsgenerierungsformeln zu ketten.“ Monieren aber zugleich: „Doch erstaunlicherweise wird lästige Programmatik nun nicht, wie üblich, diskret kassiert, sondern den Wählern offensiv Vergesslichkeit abverlangt. In Sachen Waffenlieferungen sollten sie allenfalls bezweifeln, ob Haubitzen sich nur per Spedition oder nicht auch als DHL-Sperrgut verschicken lassen.“ Und bekennen: „Ich respektiere jeden, der seine Meinung geändert hat – okay, fast jeden […].“ Hätten dann aber doch noch „einen höflichen Hinweis: Es ist mindestens uncharmant, all jene als Putinknechte und Lumpenpazifisten zu denunzieren, welche sich an Überzeugungen festhalten, die bis gestern noch Gemeingut waren.“

Wir hätten es wahrlich nicht besser auf den Punkt bringen können.

Marie-Agnes Stramm-Stillgestanden, äh, pardon, Strack-Zimmermann (MdB FPD), Mutter der Kompanie und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages – Sie, das muss man Ihnen lassen, sprechen Klartext: „Jetzt wissen wir, wie ein Feind […] aussieht.“ Und, wenn auch das Deutsch noch ein wenig holpert: „Was wir brauchen – das mag martialisch klingen – Sie brauchen, um aus Sicht der Bundeswehr zu agieren, ein Feindbild.“ Doch dann – Angst vor der eigenen Courage? – kleckern Sie wieder bloß, anstatt zu klotzen, und nehmen lediglich den Chinesen, den Russen und den Perser ins Fadenkreuz. Da hätten andere wahrscheinlich auch Venezuela, Kuba, Äthiopien, Syrien, Myanmar und weiß Gott wen noch mit auf die Zielliste gesetzt! Trotzdem hoffen wir als die unbelehrbaren Kriegsgegner, die wir nun mal sind, dass auch Sie zu „diesen Jungs und Mädels“ gehören, von denen der Olaf, also der mit der Richtlinienkompetenz, sagt: „Weil ich nicht tue, was ihr wollt, deshalb führe ich.“

Bo Hopkins, US-Schauspieler – Auch Fans des Western-Klassikers „The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz“ (Regie: Sam Peckinpah, 1969), die den Film mehrfach gesehen haben, hätten mit Ihrem Namen nicht unbedingt etwas anfangen können. Da waren die Hauptdarsteller William Holden und Ernest Borgnine sowie in zentralen Nebenrollen Warren Oates, Ben Johnson und Robert Ryan doch von bekannterem Kaliber. Ihr Gesicht hingegen wäre jederzeit wiedererkannt worden – vor allem wie Sie als jugendlicher Gangster mit nachgerade kindlicher Mine den Satz sprechen: „Ihr würdet auch nicht gern den Arsch zukneifen, wenn ihr noch so jung wärt wie ich.“ Um anschließend drei keineswegs koschere Kopfgeldjäger über den Haufen zu schießen, bevor Sie selbst in die ewigen Jagdgründe expediert werden.

Ihr Auftritt in diesem Streifen währte insgesamt keine fünf Minuten, doch er brachte Ihnen den Durchbruch als Schauspieler. 2020 wurden Sie letztmalig besetzt, und nun sind Sie, 84-jährig, gestorben. Höchste Zeit, die DVD mit dem Director’s Cut mal wieder in den Player zu schieben …