25. Jahrgang | Nummer 8 | 11. April 2022

Antworten

Karl Lauterbach, Geschlagener – Das war definitiv nicht Ihre Woche. Erst 180 Grad-Wende bei der Quarantänefrage im Falle von Corona und das im Fernsehen, ohne Information Ihrer Länderkollegen. Dann die Niederlage im Bundestag bei der Abstimmung über die Impfpflicht. Die war zu erwarten, nachdem den meisten Bürgern klar geworden war, dass die Impfung gegen das Omikron-Virus scheinbar nicht wirkt. Gut, dass es meist leichte Verläufe verursacht und wir nun auf andere Weise „durchseucht“ werden. Wir wissen es auf keinen Fall besser, aber sollten Politiker nicht, die Realität veränderter Fakten seit Beginn des Jahres zur Kenntnis nehmen? Und ganz ehrlich: Wie passen Impfpflicht, also ein staatlicher Zwang, und freiwillige Quarantäne bei Erkrankung zusammen? Irgendwie scheint da der Respekt vor dem denkenden Bürger zu fehlen.

Edward Snowden, Getäuschter – Sie haben jegliches Vertrauen verloren, dass es nützlich sei, Ihre Gedanken „zu diesem speziellen Thema“ weiterhin zu verbreiten, weil Ihre „Voraussagen falsch waren“. Wie viele andere haben Sie stets die Meinung verbreitet, dass Putin nicht die Ukraine überfallen würde. Wir können Ihren Vertrauensverlust gut nachvollziehen.

Journalist Moritz Eichhorn fragte in der Berliner Zeitung warum Sie jetzt schweigen, Ihre Meinung wäre interessant im heutigen Russland. Es ist doch gut, wenn man vom gesicherten Schreibtisch aus moralische Hinweise verteilen kann. Mut müssen Sie, Edward Snowden, wirklich nicht nachweisen. Sie haben für die Wahrheit gekämpft – und nur Russland war gewillt, Sie bei sich aufzunehmen, kein einziger „demokratischer“ Staat… Was würden Sie tun, Moritz Eichhorn, das Aufenthaltsrecht verlieren und ausgeliefert werden?

Eckhard Henscheid, auch Ketzer wider den HERRN – Vor über 30 Jahren sudelten Sie in Ihren „Sudelblättern“ nicht zuletzt dieses: „Den Stachel wider seinen eigenen Verein freilich lockt noch immer am behaglichsten sein Ex-Boß selber, Papst Alexander VI.: ‚Jede Religion ist gut, die beste aber – die dümmste.‘ Und: ‚Rom kann nur herrschen, wenn die Welt dumm ist‘ – doch manchmal soll/muß man Sätze schon deshalb zitieren, damit sie etwas populärer werden.“

Wir meinen heute: Es ist längst überfällig, ein für alle Mal festzustellen – manches Diktum ist doch wirklich zeitlos.

Madeleine Albright, Ex-US-Außenministerin und dahingeschiedene Ikone der Freien Welt – Nachdem Sie am 23. März verstorben waren, twitterte unsere bekanntlich vom Völkerrecht kommende Außenamtschefin ehrfurchtsvoll: „Mit Haltung, Klarheit und Mut stand Madeleine Albright als erste US-Außenministerin ein für Freiheit und die Stärke der Demokratie. Mit ihr verlieren wir eine streitbare Kämpferin, wahre Transatlantikerin und Vorreiterin. Auch ich stehe heute auf ihren Schultern.“

Nun ja, die Annalena ist Jahrgang 1980, also vielleicht doch etwas zu jung, um noch Ihr CBS-Interview vom 12. Mai 1996 im Ohr zu haben. Da wurden Sie mit Blick auf die nach dem ersten Golfkrieg gegen Bagdad verhängten Sanktionen – das Land verlor 97 Prozent aller Im- und 90 Prozent aller Exporte, zeitweise war sogar die Einfuhr von Nahrungsmitteln, Milchpulver, Impfstoffen und vielen wichtigen Medikamenten untersagt – gefragt: „Wir hörten, dass bis heute eine halbe Million Kinder im Irak gestorben sind. Das sind mehr als in Hiroshima. Ist der Preis das wert?“ Sie hielten die Frage zwar für „a very hard choice“ („eine sehr schwierige Wahl“), hatten aber gleichwohl eine sehr klare, mitgefühlsarme, um nicht zu sagen erbarmungslose Antwort: „The prize is worth it.“ („Der Preis ist es wert.“)

Pardon – wir wissen natürlich, dass unsere Reminiszenz jetzt nicht ganz dem üblichen de mortuis nil nisi bene entspricht, aber angesichts von einer halben Million toter Kinder ist uns einfach nicht danach …

EU-Kommission, sorgt ein ums andere Mal für Klarheit – Ihrer Auffassung nach gäbe es „Trigger zur Vorbereitung einer weiteren Eskalation“ des Ukraine-Krieges durch Moskau. Dazu gehörten Berichte über (angeblich von Kiew in Kooperation mit den USA – die Redaktion) betriebene „Biowaffen-Labore“. In diesem Fall zeige sich, dass diese „Desinformation immer wiederkommt“. Seit 2014 hätten die Russen die Existenz solcher Labore behauptet. In der Frage, wie man gegen solche Behauptungen vorgehen könne, empfehle es sich, „nicht ins Detail zu gehen und die Frage zu stellen: Stimmt das oder nicht?“ Bei Propaganda sei ein solches Vorgehen oft nicht zielführend. Hier müsse die Behauptung eher mit dem Verweis gekontert werden: „Vorsicht, das ist eine Masche, die kommt immer wieder!“

Merci vielmals für die Aufklärung!

Doch hätten Sie die nicht auch Victoria Nuland, Staatsekretärin im State Department der USA, angedeihen lassen können? Dann hätte die bei einem kürzlichen Hearing im US-Senat doch ganz anders antworten können, als sie von Senator Marco Rubio gefragt wurde: „Hat die Ukraine biologische Waffen?“ Offenbar auf dem falschen Fuß erwischt, schwurbelte Vic stattdessen los: „Die Ukraine verfügt über biologische Forschungseinrichtungen, von denen wir befürchten, dass die russischen Streitkräfte versuchen könnten, die Kontrolle darüber zu erlangen. Daher arbeiten wir mit den Ukrainern daran, wie sie verhindern können, dass diese Forschungsmaterialien in die Hände der russischen Streitkräfte fallen, sollten diese sich nähern.“

Leider wollte der Senator nicht wissen, um welche „Forschungsmaterialien“ es dabei überhaupt geht. Bei normalen Darmbakterien zum Beispiel müsste man sich allerdings wohl eher keine Sorgen machen …