Armin Laschet, CDU-Triellant – Das Wort „Triell“, so heißt es, stamme eigentlich aus dem Schießsport. Bei wortbedeutung.info findet sich auch folgendes Anwendungsbeispiel: „Eines Morgens beschließen Herr Schwarz, Herr Grau und Herr Weiß einen Streit durch ein Pistolentriell zu beenden, bei dem am Ende nur einer überleben wird.“ Mit einem Schießeisen traten Sie zum sogenannten Triell mit Frau Baerbock und Herrn Scholz nicht an, dennoch versuchten Sie Ihre Rivalen mit scharfer Munition aus dem Feld zu schlagen. Den SPD-Kandidaten etwa wollten Sie zur Absage an jegliche Koalition mit den Linken nötigen. Er solle einfach sagen: „Ich mach es nicht! – Drei Worte!“ Sie sollten noch einmal nachzählen! Oder können Sie wirklich nur bis 3?
Höhenflieger müssen mit dem Risiko leben, der Sonne zu nahe zu kommen und abzustürzen. Das müssen Sie mit Ihren niedrigen Werten in den Umfragen gewiss nicht fürchten. Aber offenbar haben Sie einmal zu oft von Konrad Adenauer geträumt. Der hatte die Bundestagswahl 1957 mit dem Slogan „Keine Experimente! Konrad Adenauer, CDU“ geführt und 50,2 Prozent der Wählerstimmen eingefahren – ein nie wieder erreichtes Traumresultat. Von Ihnen geistern jetzt Fotos durch die Medien, die Sie mit dem adaptierten Slogan „Experten statt Experimente“ zeigen. Ob Ihnen das wieder Thermik unter die lahmen Flügel blasen wird, bleibt abzuwarten, könnte Ihnen aber im Falle des Falles ein neues Imageproblem bescheren. Schließlich gelten Sie als ein Mann mit ausgemachter Bodenhaftung!
Angela Merkel, aus dem Amt Scheidende – Wie schon beim trilateralen Ringen zwischen Merz, Röttgen und Laschet um die Amtsnachfolge der im Turbomodus gescheiterten Kramp-Karrenbauer an der CDU-Spitze haben Sie sich auch aus dem Bundestagswahlkampf Ihrer Partei komplett herausgehalten. Erst als die Union in Umfragen bereits fünf Prozentpunkte hinter der SPD lag und die Hütte nicht nur brannte, sondern loderte, rangen Sie sich das Statement ab, dass „ein gewaltiger Unterschied für die Zukunft Deutschlands“ zwischen Ihnen und Olaf Scholz bestehe: „Mit mir als Bundeskanzlerin würde es nie eine Koalition geben, in der die Linke beteiligt ist. Und ob dies von Olaf Scholz so geteilt wird oder nicht, das bleibt offen.“ Aber auch dies, liebe Angela, ändert nichts mehr daran, dass Sie die beste sozialdemokratische Kanzlerin seit Menschengedenken waren.
Wenn auch in der falschen Partei!
Jens Spahn, für den Bundesgesundheitsminister noch nicht das Ende der Karriereleiter sein soll – Ambitionen auf den CDU-Vorsitz und auf das Kanzleramt hat man Ihnen schon wiederholt nachgesagt. Auch wenn beides momentan nicht droht, muss man Sie also im Auge behalten! Kein Themenwechsel: Martin Walser soll sinngemäß gesagt haben, es gebe Sätze, die seien so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil stimme. Solche Sätze fallen natürlich nicht vom Himmel, da muss man sich schon einigermaßen ins Zeug legen. So wie Sie dieser Tage im Interview mit der Welt: „Wir impfen Deutschland zurück in die Freiheit.“
Nun sind wir aber gespannt, wann Sie dieses Level noch toppen.
Annalena Baerbock, wahnsinnig Privilegierte – Der Öffentlichkeit teilten Sie dieser Tage mit: „Abgeordnete zu sein, ist für mich ein wahnsinnig großes Privileg, weil man immer wieder Entscheidungen für alle Menschen in diesem Land trifft […]“ Warum Sie allerdings von diesem Privileg doch häufiger keinen Gebrauch machen, erklärten Sie nicht. Bei der Bundestagsabstimmung über die „Corona-Notbremse“ haben Sie sich ebenso der Stimme enthalten wie am 21. April 2021 beim Votum über die von der GroKo forcierte Änderung des Infektionsschutzgesetzes und zwei Tage später beim Nachtragshaushalt für das Jahr 2021. Twitternutzer haben noch 17 weitere Fälle ermittelt, in denen Sie während der laufenden Legislaturperiode weder mit Ja noch mit Nein gestimmt haben, darunter die Änderung des BND-Gesetzes, die Fortsetzung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr und die Erhöhung des BAföG. Selbst beim Linke-Antrag, Geflüchtete aus dem griechischen Elendslager Moria aufzunehmen – kein Ja oder Nein von Ihnen.
Mal ehrlich – Entscheidungsfreudigkeit oder gar -stärke würden wir uns denn doch etwas anders vorstellen.
Theo Sommer, Klarsichtiger – Es gibt hierzulande in der Politik und in den Medien immer noch den verbreiteten Typus des Seligen, der nicht sieht und doch glaubt (Johannes 20, 29) und für den der Wechsel von Trump auf Biden folglich ein fundamentaler Wandel zum Besseren darstellt. Sie mit Ihren jahrzehntelangen Erfahrungen in transatlantischen Beziehungen, darunter im Steering Committee der elitären Bilderberger, die von manchen als die eigentliche westliche Weltregierung betrachtet werden, haben jetzt mal klargestellt, was sich wirklich geändert hat: „Donald Trump ließ persönlich keine Gelegenheit aus, die Nato abzuwerten, die Verbündeten zu schmähen und ihre Interessen herabzusetzen. In der Praxis handelte seine Administration jedoch ganz normal, vor allem das Pentagon: unverändert sachlich und solidarisch. Bei Präsident Biden ist es genau umgekehrt: Seine Rhetorik ist erfreulich, beruhigend, aufbauend, seine praktische Politik jedoch lässt jede Rücksicht auf die Alliierten vermissen. Er ist ein Unilateralist par excellence. America is back, heißt zugleich, dass alle anderen nach seinen Direktiven zu marschieren haben.“
Hoffnung, dass dies ein Weckruf für die Seligen sein könnte, haben wir aber ehrlich gesagt – keine.
Frank Ullrich, Biathlon-Olympiasieger und erfolgreicher Bundestrainer – Als Aktiver waren Sie als Mann mit der roten Mütze bekannt, jetzt konkurrieren Sie als SPD-Bundestagskandidat um das Direktmandat in Ihrer südthüringischen Heimat mit dem CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen. Der ist Rheinländer, bisher nicht durch Fremdenfreundlichkeit aufgefallen (um es zurückhaltend auszudrücken) und selbst unter Christdemokraten „umstritten“. Allerdings hat der geschasste Verfassungsschutzpräsident eine namhafte Unterstützerin in Christine Lieberknecht, der früheren Regierungschefin des Freistaats. Die Präsidentin des Landesverbandes Thüringen im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine kämpft um jede Stimme für die CDU, unlängst auf einer gemeinsamen Wanderung mit Maaßen. Der „wäre ein sehr guter Interessenvertreter dieser schönen Region in Berlin“, zumal er sich „innerhalb des Verfassungsbogens“ bewege. Wenn es um diese Art der Bewegung geht, kann man nur hoffen, dass Sie, Herr Ullrich, als ehemaliger Spitzensportler besser auf den Beinen sind.
Theo Müller, Verdienter Milliardär und Steuerflüchtling – Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer reiste nach Zürich und überreichte Ihnen die höchste Auszeichnung des Freistaats, den sächsischen Verdienstorden, „als Zeichen dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste“. Üblicherweise wird solche Ehrung auf sächsischem Boden vorgenommen. Sie jedoch leben seit 2003 in der Schweiz, um sich im Falle der Übertragung ihres Milchimperiums an Ihre Kinder die Zahlung von 200 Millionen Euro an Schenkungs- und Erbschaftsteuer zu ersparen. Im Rahmen dieses „Steuersparmodells“ dürfen Sie sich nicht mehr gar so häufig in Deutschland aufhalten. Immerhin waren Sie so großzügig, der CDU über Ihre Sachsenmilch Anlagen Holding GmbH im Jahre 2020 eine satte Spende von 100.000 Euro zukommen zu lassen. Da kann man Herrn Kretschmer die Reise nach Zürich wirklich nicht verübeln. Ehrlichen Steuerzahlern aber stößt die Milch dabei sauer auf.
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