24. Jahrgang | Nummer 6 | 15. März 2021

SCHANDLIED FÜR HALLE

von Henry-Martin Klemt

Ein Kosmonaut grüßt uns aus der Rakete.
Kaum jemand hatte ihn zuvor gekannt.
Die Nachricht jagte durch die heißen Drähte:
Der erste Mann aus einem deutschen Land.
Der erste Mann aus einem deutschen Land.

Das war noch einmal fast so wie Gagarin.
Wir hofften auf die gute Wiederkehr.
Ach, Gott der Kommunisten, du, bewahr ihn!
Der Ruhm fällt auf die Schultern tonnenschwer.
Der Ruhm fällt auf die Schultern tonnenschwer.

In Halle steht herum
ein Planetarium.
Dort kann man Sterne sehn.
Wir
nennen’s Sigmund Jähn.

Als er nach Haus kam, Gleicher unter Gleichen,
hat ihn die Heimat an ihr Herz gedrückt.
Vielleicht läßt irgendwie sich doch erreichen
das große Ziel, dem Alltag längst entrückt.
Das große Ziel, dem Alltag längst entrückt.

In Halle steht herum
ein Planetarium.
Dort kann man Sterne sehn.
Wir
nennen’s Sigmund Jähn.

Ein Kosmonaut, der auf die Welt von oben
herabsieht, auf die Menschen aber nicht,
ihr Leid spürt, wo die Höllenkriege toben,
wo Angst sie würgt und Hunger sie zerbricht.
Wo Angst sie würgt und Hunger sie zerbricht.

Ein Forscher, der von außen und von innen
den Dingen auf die Schliche kommen muß.
Der Mensch braucht Zeit und Liebe zum Beginnen
und ist selbst nie der Weisheit letzter Schluß.
Und ist selbst nie der Weisheit letzter Schluß.

Ein Mann aus einem Dörfchen, einem fernen,
der redet so, wie er es wirklich meint,
hilft Jüngeren, die greifen nach den Sternen.
Wer Lehrer sein will, ist vor allem Freund.
Wer Lehrer sein will, ist vor allem Freund.

In Halle steht herum
ein Planetarium.
Dort kann man Sterne sehn.
Wir
nennen’s Sigmund Jähn.

Februar 2021