Den ersten Omnibus der Welt mit Verbrennungsmotor entwickelte 1895 Carl Benz. Das eher einer Kutsche ähnelnde 6000 Mark teure und 20 Stundenkilometer schnelle Gefährt bot mit dem Fahrer acht Personen Platz, wobei einer der Passagiere und der Fahrer außerhalb des geschlossenen Aufbaus saßen. Obwohl der 15 km lange Linienverkehr zwischen Siegen und Deuz mit dem Bus nicht einmal ein Jahr lang betrieben wurde, war die Entwicklung nicht aufzuhalten.
Die erste „motorisch“ betriebene Buslinie auf Rügen bestand ab 1907 zwischen Gingst und Altefähr sowie zwischen Gingst und Bergen. Das Busunternehmen betrieben der Besitzer des „Deutschen Hauses“ in Gingst, Albert Braasch, und ein Herr Niemann.
Im April 1911 gründeten im „Hotel zum goldenen Adler“ in Bergen 27 Geschäftsleute, Mediziner und Lehrer die „Automobil-Genossenschaft mbH Rügen“, deren Aufsichtsratsvorsitzender Landrat Freiherr von Maltzahn, und Vorstandsvorsitzender der Bankkassierer Wessinger wurden, als Betriebsleiter wirkte Hermann Brekenfeld. Im Mai 1912 hielt die Genossenschaft eine Generalversammlung ab, bei der der Geschäftsbericht für den Zeitraum Ende Juni bis Dezember 1911 erstattet wurde. „Die Einnahmen betrugen während dieser Zeit 9745 Mark, die Ausgaben dagegen 10.603 Mark. Die Autos kosteten 13.070 Mark, die Mobilien 1136 Mark. Befördert wurden an 165 Tagen 11.177 Personen, die 7575 Mark Fahrgeld brachten. Die Wagen fuhren dafür insgesamt 1578 Kilometer“, schrieb das Rügensche Kreis- und Anzeigeblatt am 7. Mai 1912.
Arthur Schusters Führer durch das Ostseebad Binz verwies 1912 auf „Automobil-Tourenfahrten durch die Insel Rügen […] durch Fahrzeuge der neugegründeten ‚Rügensche Automobil-Gesellschaft, G. m. b. H., Bergen‘“.
Auch andere Firmen und Vereine entdeckten den neuen Markt, boten Rundreisen an oder vermieteten Kraftwagen. Beispiele sind die Firmen „Rügen-Rundfahrten und Auto-Vermietung“ von Georg Wilhelm aus Göhren, „Omnibusverkehr Hugo Jonack“ in Wiek, die „Automobil-Gesellschaft zu Gingst E. G. m. b. H. “, die „Automobilzentrale Schreiber“ in Bergen und die „Saßnitzer Autorundfahrten-Zentrale“ von Bruno Blandow in Sassnitz. Blandow warb damit, dass seine Rundfahrten mit einem „15sitzigen Aussichtswagen mit Glas geschützten Seitenteilen und mit einem allbeliebten offenen Himmel“ nur mit durchschnittlich 30 Stundenkilometern gefahren würden. Wegen der bestehenden Konkurrenz empfahl er: „Bitte genau auf die Firma achten!“.
Bus-Rundreisen betrieben oder vermitteltenauch die Deutsche Reichspost („Kraftposten“, teilweise in Abstimmung mit der Reichsbahn) und die NS-Organisation „Kraft durch Freude“.
Über die anfänglichen Schwierigkeiten mit den „motorisch bewegten“ Fahrzeugen berichtete mehrfach das Rügensche Kreis- und Anzeigeblatt. In der Ausgabe vom 2. Februar 1905 wird informiert, dass es der „Automobil-Gesellschaft zu Gingst E. G. m. b. H.“ gelungen sei, in Magdeburg einen 16-sitzigen Kraftwagen System Dürkop aus Bielefeld mit zwei Zylindern zu einem ausnahmsweise billigen Preise zu erwerben. Am 8. Februar schreibt das Blatt, das Automobil sei nach Gingst abgegangen, aber nicht mit eigener Kraft, sondern mit Vorspannpferden. Nachdem es am Freitag bei seinem Eintreffen in Gingst noch funktioniert habe, sei es nachher und in den nächsten Tagen trotz aller Experimente nicht von der Stelle zu bringen gewesen. Wenige Tage später schrieb die Zeitung den folgenden Bericht: Am Mittwoch wären eine Anzahl Damen und Herren aus Gingst auf den Gedanken gekommen, mit dem probeweise verkehrenden Automobil eine kleine Spritzfahrt nach Garz zu machen. Leider sei die Maschine in Garz störrisch geworden und wollte nicht vom Fleck, sodass die Teilnehmer einen mehrstündigen unfreiwilligen Aufenthalt hinnehmen mussten. Erst nach einer Reparatur durch Herrn Klempnermeister T. konnte die Rückreise wieder angetreten werden.
Amüsant liest sich auch ein Bericht des Rügenschen Kreis- und Anzeigeblatts vom 30. Dezember 1912: Der große Auto-Omnibus der Blandowschen Gesellschaft hatte am Vortag zwischen Samtens und Dreschvitz ein Vorderrad verloren. Da der Chauffeur gleich ordentlich bremste, sei ein Unglück verhütet worden; zur Beförderung der Passagiere musste der kleine Reservewagen von Bergen beordert werden. Nach der Reparatur sollte der Wagen am 30. Dezember ab 4 Uhr wieder ab Bergen fahren, blieb aber auf der Strecke vom Schuppen bis zum Bahnhof an der Ringstraße liegen. Da den auf dem Bahnhof wartenden sieben bis acht Passagieren die Zeit zu lang wurde, gingen einige bis zur Unglücksstelle und erhielten hier die Auskunft, dass der kleine Wagen gleich kommen würde, um nach Gingst zu fahren. Er kam auch die Ringstraße entlang gefahren, fuhr aber nicht zum Bahnhof, sondern in die Stadt, um leer direkt nach Samtens zu fahren. Statt des Wagens kam ein kleiner Junge auf den Bahnhof und gab Bescheid, die Passagiere möchten nach Samtens mit dem Zug fahren, sie würden dann von dort befördert. Dies war aber leider nicht mehr möglich, da der Zug schon seit 15 Minuten fort war. Den Passagieren blieb nun nichts anderes übrig, als sich ein Fuhrwerk zu nehmen, um nicht zu Fuß nach Gingst zu müssen.
Am 19. November 1913 musste das Rügensche Kreis- und Anzeigeblatt erneut über technische Probleme berichten: Im Zusammenhang mit „Neuaufschüttungen der Chaussee“ bei Samtens mussten Fuhrwerke und Lastkraftwagen auf den sogenannten Sommerweg umgeleitet werden, der in kurzer Zeit so tief ausgefahren wurde, dass ihn Automobile nicht mehr passieren konnten. Zuerst sei versucht worden, abwechselnd mit dem großen und dem kleinen Wagen die Verbindung mit Samtens aufrechtzuerhalten. Bei dem kleinen Wagen platzten aber wiederholt die Reifen, so dass er in Samtens zurückgehalten werden musste. Auch der große Automobil-Omnibus musste bald außer Betrieb gestellt werden, da ein Kugellager gebrochen war und weitere Behinderungen, wie ein Kettenbruch, folgten.
Am 14. Januar 1914 berichtete das Rügensche Kreis- und Anzeigeblatt, dass sich nach der Auflösung der „Gingster Automobilgenossenschaft“ mehrere Bürger zusammengetan hätten, um dennoch „für eine gute, mehrmalige Verbindung zwischen Gingst und Samtens zu sorgen“. Die nunmehr beabsichtigte Gesellschaft wollte ein größeres Fahrzeug anschaffen. Sollte dies einmal infolge eines Defektes nicht verkehren können, „soll der Verkehr durch einen Kremser, den sich die Gesellschaft ebenfalls anschaffen will, aufrechterhalten werden“.
Weder die technischen und logistischen Schwierigkeiten, noch die Auseinandersetzungen mit dem Konkurrenten Rügensche Kleinbahn und der vermutlich erste schwere Busunfall auf Rügen, am 4. August 1934 auf der alten Bäderstraße zwischen Putbus und Sellin bei Wandashorst (bei dem Unfall des Reisebusses des Leipziger „Reisebüros Schumann“ kamen eine 20-Jährige und eine 60-jährige Frau ums Leben), konnten die Entwicklung des Busverkehrs zunächst behindern. Erst der wachsende Individualverkehr erwies sich als letztlich erfolgreicherer Konkurrent.
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