Norbert Röttgen (CDU), Nachwuchskader – Sie galten vor Ihrem Absturz nach einer total vergeigten Landtagswahl in NRW ja mal als Muttis Klügster. Jetzt haben Sie Ihren Hut für den CDU-Vorsitz und damit die Kanzlerschaft in den Ring geworfen. Aber, mit Verlaub, an Ihrer Eignung hegen wir Zweifel.
Einerseits lassen Sie die Realität auch schon mal zu. So als Sie unlängst, befragt zum Verhältnis zu Russland, antworteten: „Ja, auch der Westen hat in der Vergangenheit im Umgang mit Russland Fehler gemacht. Nach Ende des Kalten Krieges hat man geglaubt, alles läuft nach westlichen Spielregeln. Dabei hat Putin sich anfangs sehr bemüht. Denken Sie an seine Rede im Deutschen Bundestag im Jahr 2001. Aber er hat immer wieder feststellen müssen, dass er bei allem Bemühen nach den westlichen Spielregeln immer der Klassenletzte geblieben ist.“ Und: „Unser Fehler war, dass wir in der Neuorientierung der Ukraine keine Rücksicht auf die subjektive Betroffenheit Russlands genommen haben.“
Andererseits gaben Sie im gleichen Atemzug zu Protokoll: „Die gegenwärtige russische Machtpolitik kann nicht die Basis eines funktionierenden Verhältnisses sein. Die zeigt sich in der Ukraine, in Belarus, in Syrien und neuerdings auch in Libyen. Machtausdehnung nach außen […]: Das ist Putins Konzept.“
Wenn Sie offen schon so über Russland reden, dann wollen wir gar nicht mehr wissen, was Sie insgeheim wohl über unseren Hauptverbündeten und Leithammel Amerika (Balkan, Somalia, Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen und so weiter und so fort) denken mögen.
Und so einen aufs Sprungbrett ins Kanzleramt?
Da kann’s ja auch gleich Friedrich Merz machen …
Heiko Maas, Fleisch gewordener Schuss in den Ofen – Es soll ja immer noch Zeitgenossen geben, die in Ihnen auf dem Stuhle des bundesdeutschen Außenministers nicht eine der größten Pfeifen sehen, seit der Posten vergeben wird. Jetzt aber dürften Sie womöglich die letzten Zweifel beseitigt haben.
Im Berliner Bezirk Mitte war kürzlich ein Denkmal für jene 200.000, teils minderjährigen Mädchen und Frauen aus Korea und dreizehn weiteren Ländern aufgestellt worden, die vom japanischen Besatzungsmilitär während des Zweiten Weltkrieges zur Zwangsprostitution gezwungen und überdies mit dem ekelhaften Euphemismus „Trostfrauen“ verhöhnt worden waren. Nicht wenige der Opfer überlebten die Torturen nicht.
Tokio war ob des Mahnmals not amused und wurde in Ihrem Hause vorstellig: Der (Gedenk-)Stein des Anstoßes solle gefälligst schleunigst wieder verschwinden. Eine Forderung, die, wie Medien berichteten, offenbar direkt an den Berliner Senat durchgestellt wurde – versehen mit dem dringlichen Hinweis, dass diplomatische Verwicklungen vermieden werden müssten.
Klar ist – ein Außenminister sollte sich nicht wie ein Dickhäuter im Porzellanladen bewegen. Aber alles hat seine Grenzen. Den Rechtsnachfolgern von Kriegsverbrechern, die an dieselben nicht mehr erinnert werden möchten, und schon gar nicht im Ausland, in den Hintern zu kriechen, um diplomatisch nur ja nicht anzuecken – so flach, mit Verlaub, muss man erstmal wichsen können.
Wolfgang Schäuble (CDU), Methusalem vom Dienst – Zum Kanzler hätten Sie es gern gebracht, zum Bundespräsidenten auch. Da war beide Male Angela Merkel vor. Als subtile Rache an derselben fädelten Sie die Kandidatur von Friedrich Merz – vor Jahren abserviert von, richtig: Angela Merkel, für den Posten des CDU-Chefs ein. Aber da sind ja auch noch der (keine wirkliche Alternative) Röttgen und (schon besser) der Armin Laschet … Sie, 77-jährig und damit im besten Politbüroalter, haben gerade wissen lassen, Sie hätten sich die Entscheidung zwar nicht leichtgemacht, würden aber zur Bundestagswahl 2021 nochmal antreten. (Ihren Wahlkreis Offenburg haben Sie seit 1972 stetig gewonnen.) Im Jahre 2022 wären Sie dann 50 Jahre im deutschen Parlament. So lange hat noch niemand an seinem Mandat geklebt! Wäre doch auch ein schöner Rekord …
Sylvie Meis, „Medienfrau“, preisgekrönt – In der Jury von „Das Supertalent“, einer RTL-Show, saßen Sie von 2008 bis 2011 gemeinsam mit Dieter Bohlen. Sie Ärmste, das sichert Ihnen mildernde Umstände für fast alles. Doch das war im Zusammenhang mit Ihrer kürzlichen Hochzeit in Florenz – es war schon eine Wiederholungsübung – gar nicht erforderlich. Denn Sie ließen Ihr Brautkleid von Hamburg, auf dass es faltenfrei bliebe – ein durchaus akzeptabler Beweggrund, wenn die Trägerin die 40 bereits überschritten hat – bloß mit separatem Auto antransportieren und nicht etwa mit dem Privatjet.
Greta Thunberg hat dies zwar noch nicht öffentlich gewürdigt, aber wir hängen uns gern schon mal aus dem Fenster: Bitte behalten Sie dieses beispielgebende ökologische Engagement auch bei Ihrer nächsten Scheidung und allen nachfolgenden Verehelichungen unbedingt bei! Oder besser: Denken Sie dann mal über eine Alternative zum Brautkleid nach. Vor Jahren bekannten Sie schließlich: „Lingerie ist meine große Leidenschaft.“ Da könnte den Transport ein Fahrradbote übernehmen …
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