22. Jahrgang | Nummer 14 | 8. Juli 2019

Antworten

Ursula von der Leyen, auf dem Sprung nach Brüssel? – Was so überraschend schien – Ihre Nominierung für den Posten der EU-Kommissarin –, war es bei näherem Hinsehen gar nicht. Schon wahr: Einst sogar als künftige Kanzlerin gehandelt, mussten Sie sich mit dem Schleuderposten der Verteidigungsministerin anfreunden und einen Skandal nach dem anderen ausbaden. Gewiss gibt es eine Menge Leute bei der „Truppe“ und in politischen Zirkeln, die ganz froh wären, das „unpopulärste Kabinettsmitglied“ (Martin Schulz) loszuwerden. Selbst unter jenen, die das Verfahren Ihrer Nominierung jetzt empört kritisieren. Wer indes im Mai weder CDU noch SPD angekreuzt hat, sollte sich weniger über das Verfahren erregen als über die Motive derer, die Sie nominiert haben. Sonst so widerspenstige mittelosteuropäische Autokraten verzichteten gar auf eigene Vertreter in den EU-Spitzenfunktionen. Das dürfte nicht zuletzt darin begründet sein, dass Sie sich einen Namen als eifrige Befürworterin gemeinsamer „europäischer“ Militäreinsätze und einer „Armee der Europäer“ gemacht haben und mit Russland allenfalls „aus einer Position der Stärke“ heraus sprechen wollen.

Angela Merkel, kraftvolle Kanzlerin – Und wir haben uns schon Sorgen gemacht. In der letzten Zeit häuften sich Schreckensmeldungen wie: „Die Kanzlerin zitterte.“ Nicht aus Furcht vor einer nur wenig spürbaren Opposition, sondern wegen protokollarischer Überanstrengungen auf dem roten Teppich im diesjährigen Hitzemonat Juni. Jetzt ist in diversen Boulevard-Postillen zu lesen, dass die Liste der Premierengäste zur Eröffnung der diesjährigen Bayreuther Festspiele „erneut von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel angeführt“ wird. Wir können aufatmen. Wenn Sie den Almauftrieb auf den „Grünen Hügel“ samt anschließender „Tannhäuser“-Premiere – mindestens drei Stunden reine Spielzeit – locker überstehen können, haben wir uns umsonst Sorgen gemacht. Ihre Satrapen allerdings sollten sich ernsthafte Gedanken darüber machen, wie sie dem Schicksal der Frau von der Leyen entgehen können. Es gibt entschieden unattraktivere Entsorgungsposten.

Annalena Charlotte Alma Baerbock, grüne Spitzenkraft – Offensichtlich ließ es Ihnen keine Ruhe, dass Ihr Führungskollege Robert Habeck uns schon vor Monaten klargemacht hat, warum man ihn vielleicht doch besser nicht sehenden Auges zum Bundeskanzler wählen sollte. In einem Wahlkampfvideo hatte er dazu aufgerufen, Thüringen zu einem „freien, demokratischen Land“ zu machen. Als ihm diese Kampfansage öffentlich um die Ohren flog, toppte er den Fauxpas noch – und zwar nicht dadurch, dass er sich bei den Fasel- und Abkotzmedien Twitter und Facebook abmeldete, sondern durch seine infantile Begründung dafür: Twitter sei (Hört! Hört!) ein „sehr hartes Medium, wo spaltend und polarisierend geredet“ werde, das färbe auch auf ihn ab.
Nun haben Sie nachgezogen: Das kürzlich wiederholte Zittern Angela Merkels bei öffentlichen Auftritten sei auf den Klimawandel zurückzuführen. Wörtlich sagten Sie: „Auch bei der Bundeskanzlerin wird deutlich, dass dieser Klimasommer gesundheitliche Auswirkungen hat.“ Und: „Auch Hitze macht vor Bundeskanzlern nicht halt.“
Wir danken für diese Klarstellung bezüglich Ihrer Eignung für höhere Weihen. An zerebralen Tieffliegern mit Zugang zu Schalthebeln hatten wir wirklich schon genug in diesem Lande.