22. Jahrgang | Nummer 3 | 4. Februar 2019

Antworten

Sarah Sanders, Sprecherin des US-Regierungssitzes – Wenn das keine Offenbarung ist: „Ich denke, Gott ruft uns alle, um verschiedene Rollen zu verschiedenen Zeiten einzunehmen, und ich denke, er wollte, dass Donald Trump Präsident wird“, haben Sie in einem Interview mit dem christlichen Sender CBN allen Ernstes erklärt. Nun, wenn das zutrifft, müsste das Gottvertrauen von Millionen Christen schwer erschüttert sein. Die ohnehin anhaltend hohe Zahl der Kirchenaustritte dürfte angesichts solcher Kausalitätszuschreibung nicht eben sinken.

Henrik Müller, SpiegelOnline-Kommentator – In einem SPON-Beitrag beschäftigen Sie sich mit dem beklagenswerten Zustand der ältesten Demokratien, denen Großbritanniens und der USA, und mithin der derzeitigen Demokratien überhaupt. Ihr Befund: „Außerhalb der Parteien dröhnt eine politische Öffentlichkeit, die so polarisiert ist, dass ein konstruktiver Dialog schwierig wird. In diesem Umfeld spielt jeder einzelne Politiker seinen speziell auf sein Publikum zugeschnittenen Act. Eine Luftgitarrennummer, die vor allem drei Ziele hat: Aufmerksamkeit erzeugen, die unmittelbaren Instinkte des Publikums bedienen – und die jeweils andere Seite für den entstehenden Schaden verantwortlich machen.“ Dem ist wenig hinzuzufügen, Optimistisches leider gar nicht.

Dabrun, anhaltische Gemeinde – Eigentlich ist es unter heutigen Umständen beachtlich, dass Sie mit gerade mal gut 600 Einwohnern noch eine eigene Schule beherbergen. Diese allerdings hatte kürzlich zwischenzeitlich schließen müssen, da alle drei hier tätigen Lehrer gleichzeitig erkrankt waren. Nun aber hat man für die Fortführung des Lehrbetriebes eine originelle Lösung gefunden, denn nun sollen Siebtklässler die Jüngeren unterrichten. Bewährt sich das, könnte diese Lösung viel mehr sein als das kleinere Übel gegenüber einer Schließung. Konsequent weitergedacht böte sich an, Lehrer nur noch für die ersten drei Klassen einzusetzen und den weiterführenden Unterricht von den solcherart vorgebildeten Schülern betreiben zu lassen. Gelöst wären auf nahezu einen Schlag jedwede Personalprobleme, und Geld würde das Land auch sparen. Vermutlich würden die beauftragten Schüler wohl mit einem staatlich finanzierten Datenvolumen ihrer Handys völlig zufrieden sein.

Henryk M. Broder, Kolumnist – Nach Ihrem – generell sicher statthaften – Auftritt vor der AfD-Fraktion im Bundestag haben Sie Ihre Distanz zu dieser Partei klargestellt. Das war auch deshalb vonnöten, da seither ein Foto kursiert, auf dem die Co-Chefin der Fraktion, die ideologisch nicht eben zart besaitete Alice Weidel, Sie innig umarmt. Das, so stellen Sie nun klärend fest, hätten Sie nicht zulassen sollen, denn als Journalist solle man sich einer solchen Nähe entziehen. Das mag nun sein, indes: Haben Sie sich schon gefragt, woraus Frau Weidel Ihre überbordende Herzlichkeit für Sie ableitet? Aus Ihrer nun reklamierten Distanz doch vermutlich nicht, oder?

Elmar Brok (CDU), dienstältester Abgeordneter im Europäischen Parlament – Sie machten dieser Tage folgende Rechnung auf: „Wir haben in den letzten Jahren im Schnitt zwölf Milliarden Euro netto in die EU-Kasse gezahlt, das ist ein Drittel von dem, was uns die Bundeswehr kostet. Dafür bekommen wir einen Binnenmarktüberschuss von 180 Milliarden Euro. Die Europäische Union funktioniert damit deutlich besser als die Bundeswehr.“ Leider sind revolutionäre Vorschläge Ihre Sache nicht, denn sonst hätte es im Anschluss zweifellos heißen müssen: „Lasst uns doch die Rummeltruppe ganz abschaffen und den Wehretat komplett an die EU überweisen!“

Andreas Scheuer, Automobilindustrieminister – Auf dem ministeriellen Chefposten des Verkehrswesens hat sich bislang nie jemand länger als eine Amtszeit gehalten. Gesetzt den Fall, die Unionsparteien stellen auch nach den nächsten Wahlen wieder Ihren derzeitigen Posten, hätten Sie möglicherweise gute Chancen, hier eine Ausnahme zu machen. Ist es einem Adlatus der Autobauer doch selten so gelungen wie Ihnen, his masters voice zu sein. Die unter Ihrer Federführung prompt erfolgte Ablehnung eines Tempolimits auf Autobahnen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Abgase zu senken, ist – wieder einmal – vom Tisch. Da helfen weder Sachverständige wie die Polizeigewerkschaft oder Umweltvereine, es bleibt bei jener „freien Fahrt für freie Bürger“, mit der sich Deutschland gegenüber dem Ausland, in dem dies schon lange und erfolgreich anders ist, schon seit Jahren lächerlich macht. Respekt! Übrigens: Sollten Sie als Minister für die Politik doch man entbehrlich werden, dann haben wir eine sehr klar umrissene Vorstellung, wo Sie als Berater landen werden.

Carlos Cruzado, Präsident des Verbandes der Steuerexperten des spanischen Finanzministeriums – Mit Sachkennerschaft kritisieren Sie jenes Urteil gegen den Fußballstar Christiano Ronaldo (Gesamteinkünfte bei Real Madrid, wo Ronaldo bis Saisonende 2018 tätig war – für die Spielzeit 2017/18: 94 Millionen Euro), das den Portugiesen nun im Gefolge eines von seinen Anwälten ausgehandelten Deals zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe wegen Steuerhinterziehung und zur Zahlung von 18,8 Millionen Euro Strafe rechtskräftig verurteilt hat. Eigentlich, so haben Sie angemerkt, hätte Ronaldo eine Strafe von mindestens sieben Jahren Haft und eine Strafzahlung von mehr als 28 Millionen Euro erwarten können. Angesichts dieses Ronaldo-Deals könnten Sie nachvollziehen, dass „Bürger das Gefühl haben, dass solche Vergehen nicht ausreichend bestraft werden“. Als wenn sich Leute wie Ronaldo, dessen Finanzverwalter oder zu solchen Deals bereite Richter für solche Petitessen interessieren würden.

Thierry Laurey, Trainer von Racing Strasbourg – Ihre Spieler haben den für Paris kickenden Superstar Neymar so oft gefoult, bis der erheblich verletzt vom Platz musste. Nun passiert das alle Nase lang im Fußball, der mal ein Sport war, aber Ihre Begründung ist es doch wert, angemerkt zu werden: „Ich habe meinen Spielern nicht gesagt, dass sie Neymar treten sollen, aber ich verstehe, dass sie genug davon haben, bloßgestellt und provoziert zu werden.“ Kurzum: Wenn sportlich klar Unterlegene ihre Gegner verletzen, ist das okay, warum ist der andere auch so viel besser. Nach dieser „Logik“ wäre es sicher auch akzeptabel, wenn Sie dem Ihnen vermutlich auch klar überlegenen Trainer von Paris Saint-Germain, Thomas Tuchel, einfach mal den Kiefer brechen. Schließlich führt Tuchels Team die Tabelle an und verzeichnet 21 Punkte mehr als Ihr Klub. Wenn das keine Rache verdient.

Jürgen von der Lippe, Entertainer – Es ist doch herzerwärmend, wenn es jemandem gelingt, Sachverhalte knapp aber präzise auf den Punkt zu bringen. In einem Interview nach dem heutigen Fernsehen befragt, wussten Sie zu antworten: „Es ist immer weniger Geld fürs Programm da, dafür gibt es immer mehr Menschen, die mitreden wollen, dabei aber hauptsächlich Bedenken tragen. Einem Einzelnen wird kein Geniestreich mehr zugetraut, dafür wird mit vielen Menschen gebrainstormt. Anschließend wundert man sich dann, dass nur Durchschnitt rauskommt.“ Chapeau, besser hätten wir es als televisionäre Konsumenten auch nicht sagen können. Hinzuzufügen wäre höchstens, dass die nicht eben unterbezahlten Bedenkenträger einen Teil jenes Geldes vereinnahmen, das einem Qualitätsprogramm wohl fehlt.