21. Jahrgang | Nummer 9 | 23. April 2018

Bemerkungen

Ost-West-Beziehungen

Andrey Kortunov, Generaldirektor des Russian International Affairs Council (RIAC) verwies am 12. April in seinem Vortrag „Putins vierte Amtszeit: Möglichkeiten für die russische Außenpolitik“  am Dialogue of Civilazations Research Institute (DOC) in Berlin darauf hin, dass in der gegenwärtigen, sich weiter vertiefenden Krise des Verhältnisses zwischen dem Westen und Russland – anders als noch im Kalten Krieg seit der Kuba-Krise von 1962 – keinerlei spannungsresistente Kommunikationskanäle zwischen den politischen und militärischen Führungszentren beider Seiten mehr existierten. Wenn der Westen meint, Russland verhalte sich unbotmäßig, dann wird zum Beispiel der NATO-Russland-Rat, in dessen Rahmen strittige Fragen vielleicht diskutiert werden könnten, westlicherseits üblicherweise „suspendiert“ …
Das daraus resultierende Risiko verdeutlichte Kortunov durch einen „typisch russischen“ Witz:
Arzt zum Patienten: Ich habe zwei Mitteilungen für Sie – eine schlechte und eine sehr schlechte.
Patient: Dann bitte zuerst die schlechte.
Arzt: Ihre Gesundheit ist wirklich schwer angeschlagen. Ohne Operation binnen drei Tagen werden Sie sterben.
Patient: Oh, mein Gott! Und die sehr schlechte Nachricht?
Arzt: Ich habe seit drei Tagen leider vergeblich versucht, Sie zu erreichen …

ws

Verkäufers Leid

In vielen Läden wird der Sommer mit Umbauten, Abriss oder gigantischen Vergrößerungen begrüßt, denn man will verwirren und das ganze Zeugs für die kommenden Wochen gewinnbringend und an bester Lage unterbringen. Für die Grünen, für die angeblichen Bio-Anhänger und Öko-Freaks gibt es Speis und Trank in Hülle und Fülle. Alles wurde biologisch zusammengekleistert, die verwendete Milch nur von Jungfrauen gemolken und die verwendete Süße von gerade der Sklaverei entronnenen Arbeitern geerntet. Damit alles schön lange haltbar ist, steckt das ganze Zeugs in Folie und außerdem in hässlich grauen Pappkartons, die auf den ersten Blick „schön“ nach Öko und Bio aussehen. Gleich neben diesen Regalen stehen die mit Zucker oder Süßstoffen angereicherten Kaltgetränke, die den Markt beherrschen und von Jugendlichen im Vorbeigehen gekauft oder auch geklaut werden. Passiert Letzteres, stürzt ein von der Polizei entlassener dicker Mann hinzu, der sich Ladendetektiv nennt, ringt die verängstigten Jugendlichen nieder und legt ihnen Handschellen (!) an. Im Büro wird dann der ganze Diebstahl ausgewertet, Polizei und/oder Eltern gerufen und ein Protokoll in mehrfacher Ausfertigung über den Schaden von 2,65 Euro aufgesetzt. Stadtpolizei und Detektiv beweisen damit ihre Existenz. Da Verkäuferinnen Hunger haben und die Gewerkschaft einmal, in längst verflüchtigter Kampfeslust, für die Einhaltung der Pausen gekämpft hatte, trifft man sich in einem schmucklosen, mit Stühlen, Kaffemaschine und Aschenbecher vollgestellten Raum und beginnt sein mitgebrachtes hartes Brot mit den Zähnen zu verkleinern. Zwischen Zigarette und zwei Tassen Kaffee werden die Arbeit, der Mann, die Nachbarn und die Ausländer durchgehechelt. Es kommt allerdings auch vor, dass eine Frau sich richtig Gedanken macht und der Kollegin voller Aufregung zuruft: „Verdammt, man hat so viel zu tun, der Tag müsste 24 Stunden haben.“ Oder jemand erzählt vom Wochenende und will etwas Niveau in die Geschichte bringen: „Am Samstag beim Konzert von Peter Maffay, da war ich in höheren Sphären.“ Darauf die zweite Kollegin: „Oh, und wo liegt das?“
Schließlich kommt noch die Vorgesetzte und guckt streng, denn sie möchte wissen, welche Kassiererin folgenden Vorfall zu verantworten hat: Ein kleiner Junge schüttet sein mitgebrachtes Kleingeld auf den Kassentisch und möchte wissen, was er dafür kaufen kann. Beim Aufsammeln des Geldes meint die Kassiererin vergnügt zu dem Jungen: „Na, da kann wohl Einer noch nicht zählen?“ Nur wenige Tage später muss die Filialleiterin der Chefetage Rede und Antwort stehen, denn die Mutter des Jungen hat sich bei ihnen beschwert. Ihr Sohn täte nach dieser Äußerung an einem Trauma leiden. Das Abitur scheint in Gefahr zu sein, so kann der Sohn nur noch Verkäufer werden.

Thomas Behlert

Urteilen und Aburteilen

Die Freude am negativen Urteil ist immer unverkennbar.
Es ist eine harte und grausame Freude, die sich durch nichts beirren läßt. Das Urteil ist nur ein Urteil, wenn es mit etwas wie unheimlicher Sicherheit abgegeben wird. Es kennt keine Milde, wie es keine Vorsicht kennt. Es wird rasch gefunden; es ist seinem Wesen am meisten gemäß, wenn es ohne Überlegung zustande kommt. Die Leidenschaft, die es verrät, hängt an seiner Raschheit. Das bedingungslose und das rasche Urteil sind es, die sich als Lust auf den Zügen malen. Worin besteht diese Lust? Man schiebt etwas von sich weg, in eine Gruppe des Geringeren, wobei vorausgesetzt ist, daß man selbst zu einer Gruppe des Besseren gehört. Man erhöht sich, indem man das andere erniedrigt…

Elias Canetti

Lauter Gullivers

Wer sich die kleine Mühe macht, unter Google mit dem Suchwort „gebundene Hände“ nach – realen! – Beispielen zu suchen, in denen Politiker und ihre Apparatschiks der unterschiedlichsten Spielklassen darüber klagen, dass sie immer wieder, wenn sie Gutes tun wollen, daran durch irgendwelche übergeordnete Entscheidungen – seien es Gesetze, Bestimmungen oder andere Regelungen, manchmal sogar die der eigenen Verantwortungsliga – gehindert werden, die ihnen die Hände und gern auch alles weitere binden würden. Gullivers wohin man schaut. Was wird da geklagt! Und geeifert, dass man dies und jedes auf den Weg bringen würde, um das zu ändern, aber ja doch! Aber eben ginge das leider nicht, weil spätestens jeder Versuch dann juristisch im Keime erstickt würde. – Ein Jammer, dass wir offenbar so viele schlechte Gesetze oder andersartig bindende Bestimmungen haben. Wobei man denken sollte, dass es zumindest dann, wenn es um den Missbrauch von Privateigentum geht, dessen Nutzer eben nicht nur der Eigentümer ist – allem voran wohl der Immobilienbesitz – so etwas wie die Verfassung gibt. Deren unmissverständliches Diktum von der gesellschaftlichen Verpflichtung des privaten Eigentums sollte z. B. die Vielzahl jener (nicht nur Berliner) Fälle, in denen Hauseigentümer ihre Gebäude lieber verfallen lassen, als diese, menschenwürdig saniert, zu bezahlbaren Preisen zu vermieten, umgehend aus der Welt schaffen lassen. Aber ach, auf diesem scheinbar so direktem Wege liegen derart viele juristische Stolpersteine, dass wieder einmal der Staat als Sachwalter der Öffentlichkeit den Kürzeren zieht. Was zum Teufel sagt das über unseren Rechtsstaat eigentlich aus?

Helge Jürgs

Streifzüge ins Ich

Die Frühlingsausgabe des Wiener Magazins Streifzüge nähert sich dem Ich unter verschiedenen Blickwinkeln. So wird gefragt „welches Ich verschwindet in der Therapie?“, wird anhand von Peer Gynt überlegt „Ich – eine Zwiebel“ oder „Ist das Ich ein Ich oder tut es nur so?“ oder „Wozu Identität?“ Ein breites Spektrum subjektiver Überlegungen, die für Interesse beim Leser sorgen.
Es heißt: „Im bürgerlichen Gewand treiben wir es nur augenscheinlich bunt. Was uns so im Alltag begegnet sind mehr oder weniger mustergültige Subjekte: flexibel, anpassungsfähig, suchend, strebend, geschäftig von einer Rolle in die nächste wechselnd.“
Franz Schandl schreibt, dass ein Ich lediglich in jenen Momenten zum Vorschein kommt, wenn Menschen sich gegen ihre Rolle sträuben, ja sich gegen sie auflehnen. „Das Ich ist nicht einfach vorhanden, aber es kann sich entwickeln. Es zu stacheln, ist Aufgabe der Kritik. Das Ich entsteht nicht aus dem Nichts, sondern aus dem Nein. Das Ich ist immer vakant, es ist keine Position, sondern steht stets zur Disposition. Solch Ich vermag sich nur zu setzen, wenn es die Aggregatsformen der Masse, Herde und Horde überwindet. Gerade weil das kategorisch unmöglich erscheint, sollte man es sich wirksam erlauben. Täglich.“
Viel Stoff zum Nachdenken.

mvh

Die Frühlingsausgabe 2018 der Streifzüge. Magazinierte Transformationslust kann als Heft bezogen (Jahresabonnement 144 Euro) oder im Internet nachgelesen werden.

Ein äußerst zeitgemäßer Appell

Die Deep Cuts Commission, ein trilaterales deutsch-russisch-amerikanisches Gremium hochrangiger Experten aus Wissenschaft und Beratung sowie ehemaliger Regierungsbeamter, dessen Ziel es ist, Hindernisse auf dem Weg weiterer U.S.-russischer Abrüstung im nuklearen und konventionellen Bereich aufzuzeigen und konkrete Lösungsvorschläge für deren Überwindung zu unterbreiten, hat einen dringenden Aufruf an die Präsidenten Trump und Putin gerichtet.
Darin heißt es, dass es gerade angesichts der akuten Verschärfung im Verhältnis zwischen dem Westen und Moskau „im vitalen Interesse der USA, Europas und Russlands“ liege, „die nuklearen Spannungen einzudämmen und ein neues nukleares Wettrüsten zu verhindern“.
Konkret schlägt die Kommission vor:
– den New Start-Vertrages sofort zu verlängern;
– die Anstrengungen zur Klärung der Fragen bezüglich der Einhaltung des INF-Vertrages zu verstärken;
– zwischen den USA und Russland einen regelmäßigen Dialog über strategische Stabilität aufrecht zu erhalten und
– einen ständigen Dialog zwischen den Militärs beider Seiten über Schlüsselprobleme zu installieren.
Zum letztgenannten Punkt verweist die Erklärung unter anderem auf folgenden Aspekt: „Die NATO hat Bodentruppen in den baltischen Staaten und in Polen stationiert […]. Dies kann zu Unfällen und Fehleinschätzungen führen, die in niemandes Interesse liegen und […] zu einem ausgewachsenen bewaffneten Konflikt […] eskalieren könnten.“
Abschließend fordert die Kommission „Präsident Trump und Präsident Putin auf, die Erklärung der Präsidenten Reagan und Gorbatschow von 1985 zu bekräftigen, dass ‚ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf‘“.

ws

Journalismus der Tat

Unser großer Heimatdichter aus Weimar lässt in einem seiner glücklicherweise selten gespielten Stücke einen gewissen Doktor Faust, nachdem der am Sinn der Wörter verzweifelte, erklären „Im Anfang war die Tat!“ Auch die Ostthüringer Zeitung, liebevoll von ihren Lesern nur “OhTeezett” genannt, konnte sich jetzt dieser Erkenntnis nicht länger verschließen – und das mit gutem Erfolg. Was war geschehen?
Ein aufmerksamer Leser informierte das Blatt vor wenigen Tagen über den Fund eines Schweinekopfes (sic!) durch seinen Hund. Der Schweinekopf glotzte aus einem Rasenstück des Rummelplatzgeländes von Bad Lobenstein. „Ob die damit Kinder erschrecken wollten oder es auf Hunde abgesehen haben, weiß ich nicht“, erklärte der schockierte Hundehalter – und schob für die investigative Lokalredaktion noch eine handfestere Deutung nach: „Vielleicht haben die es wegen der Ausländer gemacht.“ Ausländer mögen keine Schweine. Das weiß im Oberland inzwischen jedes Kind. Ausländer essen Hunde, notfalls auch Katzen. Die OTZ spekuliert aber nicht, sie pflegt Qualitätsjournalismus. Also prüfte der Redakteur die Beschaffenheit des Schweinekopfes. Der erwies sich als echt und hatte sogar Maden. Daraufhin rief er, natürlich der Redakteur, das Ordnungsamt an. Dessen Chef erschien höchstderoselbst mit einem Müllsack und Handschuhen bewaffnet, sah den Schweinekopf – und rief die Polizei. Möglicherweise steckte doch irgendwas mit Ausländern dahinter? Der Ortspolizist erkannte in einem vorschriftswidrig verbuddelten Schweinekopf aber nur eine Ordnungswidrigkeit. Dafür sei das Ordnungsamt zuständig. Was nun?
Ausbuddeln. Ging aber nicht. Der Kopf ohne Schwein war – wie sich später herausstellte – mit einem Metallbügel im Erdreich festgeklemmt. Der Metallbügel widersetzte sich dem Zugriff des Ordnungshüters und – jetzt kommt es! – konnte nur durch das beherzte Zugreifen des OTZ-Redakteurs, der leider kein Selfie anfertigte, entfernt werden. Im Anfang war die Tat! Welch wunderbares Beispiel für die Kraft der Medien! Schweinereien aufdecken kann sogar die Washington Post, sie aus dem Verborgenen des Erdreiches zerren aber, da bedarf es schon tatkräftiger Persönlichkeiten wie die Redakteure der Ostthüringer Zeitung. Ich liebe meine “OhTeezett”!
Eine Frage bleibt leider offen: Wer sind „die“? Haben Sie möglicherweise irgendwo im Thüringischen ein kopfloses Schwein gesehen? Sachdienliche Hinweise können auch an das Blättchen gegeben werden. Wir reichen die gerne an die Kollegen der Tat weiter.

Alfred Askanius

Was Recht ist, muss Recht bleiben

Der Ex-Torhüter von Bayern München und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Oliver Kahn hat den Hersteller von Torwart-Handschuhen T1Tan der Rechteverletzung angeklagt und fordert nun 230.000 Euro Schadenersatz., weil sich Kahn den Begriff „Titan“ – seinerzeit seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten versinnbildlichend – rechtlich gesichert hatte.
Lässt man das Burleske von Vorgängen dieser geldgierigen Unappetitlichkeiten unberücksichtigt, bietet sich dem Nachdenklichen hier doch eigentlich eine großartige Geschäftsidee, bei der man sich fragt, warum sie noch von niemanden praktiziert wird. Würde man sich z.B. den Buchstaben „E“ – vorerst nur mal – des deutschen Alphabets rechtlich sichern, hätten orale wie schriftliche Verlautbarer vermutlich ein immenses Problem. Möglich muss das eigentlich sein, denn das „E“ ist mindestens ein ebenso unschuldiges Sprachprodukt wie es dann einzelne Begriffe sind, zum Beispiel der des „Titan“.
Diesen Tipp hiermit weiterzureichen gebietet einem Zentralorgan wie dem Blättchen der journalistische Ethos auch dann, wenn es von den Folgen selbst verkomplizierend betroffen wäre.
Der erste Satz dieses kleinen Textes müsste dann lauten: „Dr x-Torhütr von Bayrn Münchn und dr dutschen Fußball-Nationalmannschaft Olivr Kahn hat dn Hrstllr von Torwart-Handschuhn T1Tan dr Rchtvrltzung angklagt und fordrt nun 230.000 uro Schadnrsatz, eil sich Kahn dn Begriff ‚Titan‘ – sinrzeit sin übrdurchschnittlichn Fähigkitn vrsinnbildlichnd – rchtlich gsichert hatt.“
Schwrr lsbar, gwiss, rchtlich inds korrkt.
Und das sollt uns Rchtsstaatlrn das wohl wrt sin. Odr?

Hella Jülich

Aus anderen Quellen

„Für die Kommunisten ist Beimler ein durch faschistische Mörderhand getöteter Held“, schreibt Lucien Scherrer und fährt fort: „Die Apparatschiks der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) etablieren einen regelrechten Beimler-Kult; sie feiern ihn als Vorbild für ‚Millionen fortschrittlicher Menschen auf dem Erdball‘, verleihen Hans-Beimler-Medaillen, benennen Kriegsschiffe, Kasernen, Betriebsbrigaden und Schulklassen nach ihm, es gibt Hans-Beimler-Strassen, -Briefmarken und -Filme. Antonia Stern hält all das für verlogene Propaganda von Beimlers eigentlichen Mördern. Denn sie ist überzeugt, dass ihr Hans 1936 von den eigenen Genossen aus dem Weg geräumt worden ist.“
Lucien Scherrer: Der mysteriöse Tod eines Helden, Neue Zürcher Zeitung (online), 10.4.2018. Zum Volltext hier klicken.

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Deutsch-nationalen und anderen rechten Kräften war der im Gefolge der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg 1919 von den westlichen Siegermächten bestimmte Versailler Vertrag wegen seiner den Verlierer knebelnden und wirtschaftlich strangulierenden Bestimmungen stets ein Stein heftigsten Anstoßes. Dabei hatten die Deutschen noch Glück, dass die Westalliierten sich nicht den kurz zuvor vom deutschen Kaiserreich Sowjetrussland aufgezwungenen Friedensvertrag von Brest-Litowsk zum Vorbild genommen hatten, an dem „gemessen sich das Versailler ‚Diktat‘ geradezu milde ausnahm“, wie Volker Ullrich konstatiert: Russland verlor „ein Viertel seines europäischen Territoriums, 89 Prozent seiner Kohlebergwerke, 73 Prozent seiner Eisenindustrie, 26 Prozent seines Eisenbahnnetzes – und mit der Ukraine auch die Kornkammer des Reiches. Die östliche Großmacht wurde auf die Grenzen vor der Zeit Peters des Großen zurückgeworfen. ‚Drei Jahrhunderte russischer Geschichte mit einem Federstrich getilgt‘, notierte Harry Graf Kessler, der Diplomat und Kunstmäzen, in sein Tagebuch.“
Volker Ullrich: Schandfrieden, Zeit Online, 07.02.2018. Zum Volltext hier klicken.

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„Das Wahlergebnis des Movimento Cinque Stelle (M5S, Fünf-Sterne-Bewegung)“, vermerkt Luca Manucci in seinem Beitrag über die Parlamentswahlen vom 4. März in Italien, „hat weithin ungläubige Reak­tio­nen ausgelöst. […] Fast 11 Millionen Wählerinnen und Wähler haben […] für den M5S gestimmt – viele davon aus Protest. Sie sind empört über Italiens alten Geldadel – das sagenhafte Vermögen der Vorfahren der heute noch reichsten Familien von Florenz war schon im 15. Jahrhundert ein großes Thema – und die Regierungsparteien, die das Land in den letzten zwanzig Jahren heruntergewirtschaftet haben. Die hohe Arbeitslosenrate, vor allem unter jungen Leuten, die scheinbar unkontrollierbare Staatsverschuldung und nicht zuletzt die unzähligen, mit der omnipräsenten Mafia zusammenhängenden Korruptionsskandale haben das Vertrauen in das politische Führungspersonal zerstört.“
Luca Manucci: Die Biegsamkeit der Postideologen, Le Monde diplomatique, 12.04.2018. Zum Volltext hier klicken.

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Im vierten Kriegsjahr im Jemen sei, so Jacqueline Andres, die Lage „weiterhin katastrophal: Die Anzahl der registrierten Toten liegt zwischen 10.000 und 17.000, 8.4 Mio. Menschen sind am Verhungern und 17 Mio. leiden Hunger – die Zahl derjenigen, die humanitäre Hilfe benötigen, ist im Gegensatz zu 18 Mio. Anfang 2017 auf ganze 22.1 Mio. gestiegen. Mehr als 1 Mio. leiden an der durch den Krieg ausgebrochenen Choleraepidemie und seit März 2018 muss der Jemen zusätzlich gegen die schnelle Verbreitung der Infektionskrankheit Diphtherie mit einer Letalitätsrate von 5,6% kämpfen.“
Jacqueline Andres: Jemen auf dem Weg ins Desaster?, Informationsstelle Militarisierung (IMI), Ausdruck April 2/2018. Zum Volltext hier klicken.