von Clemens Fischer
Es ist bereits eine Berliner Institution zur Adventszeit – das jährliche Louis Lewandowski Festival synagogaler Musik unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters, Michael Müller, und des Vorsitzenden der hiesigen Jüdischen Gemeinde, Gideon Joffe. Es findet in wenigen Wochen zum siebten Male statt, und ein Reigen wird sich schließen.
Im Jahre 2011 waren die Veranstalter um Festival„erfinder“ und -direktor Nils Busch-Petersen sowie die künstlerische Leiterin Regina Yantian mit der Musik Louis Lewandowskis gestartet. Anschließend widmete sich das Chortreffen verschiedenen Komponistenkollegen Lewandowskis, dann zwei Jahre lang den von der Nazi-Barbarei ins Exil getriebenen oder ermordeten jüdischen Komponisten, schlug 2014 den Bogen nach Osteuropa und griff schließlich im vergangenen Jahr zurück bis in die Renaissance und in den Barock. Dieses Mal wird das Festival zu seinem Namensgeber zurückkehren. „Nach ursprünglich anderen Planungen“, so Nils Busch-Petersen, „haben wir uns dafür entschieden. Nach der Breite und Vielfalt der auf das erste Festival folgenden fünf wollten wir einfach mal wieder nach Hause zurück – zum großen Erneuerer der jüdischen Liturgie, Louis Lewandowski. Nicht zuletzt, weil die Zahl sieben ja auch etwas Magisches hat und die Menora sieben Arme …“ Eine bloße Wiederholung müsse aber niemand fürchten, denn es würden mehrheitlich beim Festival noch nicht vertretene Stücke Lewandowskis zur Aufführung gelangen.
Auftreten werden in diesem Jahr vier Chöre mit fast 150 Sängerinnen und Sängern:
Die Jerusalem A-Cappella Singers –1989 gegründet von Hagi Goren und seinem ersten Dirigenten, Oscar Gershenson und seit September 2003 geleitet von Judi Axelrod. Das Repertoire des Ensembles spiegelt ein Prisma an Traditionen wider. Zu den regelmäßigen Auftritten gehören unter anderem die Jerusalemer Musik- und Kunstfestivals, das Israel-Museum, die Mormonen-Universität, die Schottische Andreaskirche und das Abu-Gosh-Festival. Auch in der Knesset ist der Chor bereits aufgetreten.
Der Zemel Choir – 1955 in Großbritannien gegründet von Dudley Cohen. Das Ensemble unter seinem musikalischen Direktor Benjamin Wolf genießt internationale Anerkennung. Das große Repertoire umfasst alle Aspekte jüdischer Kultur – aschkenasisch, sephardisch, jiddisch und israelisch. Gesungen wird auf großen Bühnen in Großbritannien und Übersee und zwar nicht nur allseits Bekanntes, sondern häufig extra in Auftrag gegebene, neue Stücke zeitgenössischer Komponisten, Darauf ist das Ensemble besonders stolz.
Der Tivon Israel Chamber Choir – 1974 gegründet und seit 1998 unter der Dirigentin und musikalischen Leiterin Yael Wagner-Avita stehend. Das Ensemble zählt derzeit aus 45 Mitgliedern aus Kiryat Tivon und Umgebung, im Norden Israels. Das Repertoire des Chores umfasst A-cappella- und Oratorienstücke aus Renaissance, Barock, Klassik und Romantik sowie zeitgenössische Musik aus Israel und Volksmusik. Gesungen wird in den Sprachen Latein, Hebräisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch.
Das Synagogal Ensemble Berlin mit Kantor Isaak Sheffer, geleitet von Regina Yantian. Dieser Chor ist das einzige Profi-Ensemble weltweit, das jeden Freitagabend, Schabbatmorgen sowie an allen jüdischen Feiertagen Louis Lewandowskis Liturgie in der Berliner Synagoge Pestalozzistraße zum Erklingen bringt. Zum Konzertrepertoire gehören auch Werke anderer Komponisten des 19. Jahrhunderts wie Salomon Sulzer und des 20. Jahrhunderts wie Kurt Weill.
Starten wird das Festival am 13. Dezember mit zwei Pre-Opening-Konzerten – bestritten vom Synagogal Ensemble Berlin in Sankt Nikolai in Potsdam und vom Zemel Choir in der Berliner Krankenhauskirche Wuhletal.
An die offizielle Eröffnung einen Tag später in der Berliner Synagoge in der Pestalozzistraße wird sich ebenfalls ein Konzert anschließen, das die beiden israelischen Chöre gemeinsam gestalten.
Sehr erfolgreich verlief im vergangenen Jahr die Premiere des Louis’ LAB, das alle Chöre zusammenführte und bei dem auch das Publikum aktiv mit einbezogen wurde. Das Ganze in einem ungewöhnlichen Gemäuer: in einer historischen Fabrikhalle (mit exzellenter Akustik) in Oberschöneweide. Am 16. Dezember wird es eine Neuauflage geben.
Traditionell in der Synagoge Rykestraße und ebenfalls unter Beteiligung aller Chöre findet am 17. Dezember das große Abschlusskonzert statt.
Bemerkenswert ist nicht zuletzt, dass das Festival nun schon zum siebten Male völlig ohne öffentliche Mittel auskommt. Es wird ausschließlich durch private Sponsoren, überwiegend aus der Berliner Wirtschaft, und Förderer finanziert.
Louis Lewandowski Festival: „Icke! Louis Lewandowski und der Rest der Welt“, 14.–17. Dezember 2016 (mit zwei Pre-Opening-Konzerten am 13.12.) in Berlin und Potsdam. Weitere Informationen zum Programm, den Veranstaltungsorten und Anfangszeiten im Internet; Kartenreservierungen unter reservierung@louis-lewandowski-festival.de.
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