von Henry-Martin Klemt
Gestern ist mein letzter Held gegangen,
blies die Luft aus und ist abgetaucht.
Weiß nicht mehr, wann hat es angefangen,
dass ich ihn geliebt hab und gebraucht.
Manchmal istʼs ein Klang nur, eine Zeile,
die uns trifft im richtigen Moment,
wie das letzte aller Puzzleteile,
ehe man das ganze Bild erkennt.
Das, wo alles andre sich verbindet,
jedes Glück mit jeder Traurigkeit.
Was auch immer kommt und was verschwindet,
dieses bleibt und bleibt für alle Zeit.
So wie wir das eigne Herz kaum spüren,
ist es da und lässt uns meist in Ruh.
Aber wenn die Himmel explodieren,
springt es auf und presst die Wunden zu.
Morgen wird mein letzter Held begraben.
Ob die Welt ihn kannte, ist egal,
ob wir jemals uns getroffen haben.
Er hat mich gefunden jedes Mal.
Manchmal istʼs ein Blick nur, eine Geste,
die uns trifft im richtigen Moment,
kann doch nur, wer selber sich erlöste,
an der Angst sich wärmen, die verbrennt.
Wer verwundet wurde, der kann heilen,
Feuerstimme aus dem Dornenstrauch,
und genauso, wie sich Zellen teilen,
teilen sich Erinnerungen auch.
Gestern ist mein letzter Held verschwunden
aus dem Leben, aber nicht aus mir.
Zähl ich zwischen Hund und Wolf die Stunden,
wird es aus mir schreien: Ich bin hier!
März 2017
Schlagwörter: Henry-Martin Klemt, Lyrik