19. Jahrgang | Nummer 15 | 18. Juli 2016

Antworten

Angela Merkel, Kritikresistente – Ihre Austeritätspolitik sei alternativlos, unterstrichen Sie mal wieder. Sie wiesen Vorwürfe zurück, dass der von Ihrer Regierung in Europa verfolgte, ja durchgedrückte Kurs etwas mit dem Frust auf Europa zu tun haben könnte. Viele Ökonomen und sogar der IWF, der wahrlich kein sozialer Interessenvertreter ist, sehen das anders. Der französische Ökonom Piketty sagte, dass es irrational sei, die Länder Südeuropas in den Würgegriff zu nehmen, die Kredite würden dadurch nicht schneller zurückgezahlt. „Man spürt dahinter die Lust bestrafen zu wollen, die mit Nationalismus zu tun hat.“  Viel Grund nachzudenken für einen deutschen Politiker, aber vermutlich nicht für Sie. Ihr Gott heißt Alternativlosigkeit.

José Manuel Barroso, Klischees Bestätigender – Vor vielen Monaten hatte die Satiresendung „Neues aus der Anstalt“ Aufklärung betrieben (ganz nebenbei: es war und ist schon bezeichnend, dass so etwas inzwischen fast nur noch in Satiresendungen vorkommt). Informiert wurde über die zahllosen Verflechtungen zwischen führenden Politikern Europas, einschließlich Deutschlands, und Goldman Sachs. Nun haben Sie, der ehemalige Präsident der EU-Kommission, Ihren direkten Weg nach nur 18-monatiger Karenzzeit zu Goldman-Sachs gefunden und alle Erwartungen, die das den Politikern misstrauende Publikum eh hat, bestätigt. Sie werden als Berater und Non-Executive Chairman ganz sicher das Projekt der „Vereinigten Staaten von Goldman-Sachs und Europa“ weiter vorantreiben. Wir fragen uns besorgt, wer aus den Führungsriegen eigentlich nicht mit Goldman-Sachs verbandelt ist?

Ilka Bessin, die sich von ihrer besten Freundin getrennt hat – Ihre Cindy aus Marzahn war einfach gestrickt, schaute gern „Germany’s Next Topmodel“ oder „Supertalent“ und wäre gern eine Prinzessin gewesen. Cindy hatte ihr Publikum. Na ja, vielleicht nicht gerade in Marzahn. Aber ob der Hasseintrag auf Facebook „Du gehörst zurückgefickt und abgetrieben.“ tatsächlich von dort stammte, konnte nie mit letzter Sicherheit geklärt werden.
Dass Sie selbst möglicherweise anspruchsvoller gestrickt sind als Ihre Cindy, konnte man angesichts des Konzeptes der Figur schwerlich ahnen. Obwohl – da gab es diese Episode in der Talkshow bei Markus Lanz. Sie waren als Cindy eingeladen. Lanz unterhielt sich mit der CDU-Politikerin Julia Klöckner. Er sagte ihr, wie gut sie aussehe, nachdem sie soundso viele Kilo abgenommen hatte. Dann sagte sie ihm, wie toll er aussehe. Das ging minutenlang hin und her. Irgendwann ist Cindy explodiert: „Sagt mal, sitzen wir hier, um einander Komplimente zu machen? Lasst uns lieber darüber reden, wie wir es hinkriegen, dass alle Kinder in den Schulen eine Mahlzeit kriegen, dass ihre Zähne gemacht sind und sie immer was zu trinken haben.“ Dazu sagten Sie später, da habe nicht Cindy gesprochen sondern Ilka. Und ein waches Auge auf das, was im Lande so vor sich oder besser: schief geht, haben Sie offenbar auch. Was sich in den elf Jahren der Cindy-Karriere verändert habe, wurden Sie jüngst gefragt: „Ich glaube, die Menschen sind beeinflussbarer geworden. Wenn heute sechs Leute um einen Tisch sitzen und einer sagt, der siebte stinkt, denken das nach einer halben Stunde alle. Auch wenn der gerade frisch geduscht hat.“
Jetzt haben Sie ohne Brimborium in Mannheim eine letzte Vorstellung gegeben, von der das Publikum nicht wusste, dass es die letzte war, das Kostüm, diesen lila Frontalangriff auf Geschmack und Ästhetik, ein für alle Mal an den Nagel gehängt und ihrer „besten Freundin“ den Laufpass gegeben. Sie wollten nicht warten, bis die Leute „irgendwann denken: Boah, ich kann den Scheiß nicht mehr sehen.“ Na ja, was uns anbetrifft, hatten Sie diese Grenze lange passiert. Nun denken Sie über Ihre nächsten Vorhaben nach, aber was mit „Mode für Dicke“ soll in jedem Fall dabei sein. Wir wünschen Marzahn-Bashing-freien Erfolg!