von Renate Hoffmann
Auf der Weidendammer Brücke
sieht man durch die Brückenlücke
unten auf dem Spreegewässer
weiße Ausflugsschiffe zieh’n.
Lachend, winkend, Tücher schwenkend
und die Blicke auf sich lenkend,
sitzt die Menschheit, gut gelaunt,
gondelt durch die Stadt Berlin.
Alsdann folgen – ohne Boot!
zwei Luftballone, grün und rot.
Einträchtig schaukeln sie daher,
und ringsum ist das Staunen groß.
Kinder klatschen in die Hände,
Väter knipsen ohne Ende.
Jeder denkt – rein physikalisch:
Wie machen die das bloß,
dass sie eng verbunden bleiben,
gemeinsam auf dem Wasser treiben?
Das Schiff „Poseidon“ legt sich schief,
weil alle Welt nach backbord rennt.
Die Schiffskapelle bläst mit Kraft
das Lied von der Berliner Laft.
Indessen schwimmen die Ballone
durch die Brücke, ungetrennt.
Obendrauf eilen die Leute,
nach der and’ren Brückenseite.
Denn nun sucht man nach dem Sinn:
Wo wollen die Ballone hin?
Doch diese schaukeln noch ein Stücke
auf der Spree im Sonntagsglücke.
Und was ihr Streben anbetrifft,
entnehme man der Überschrift!
Schlagwörter: Lyrik, Renate Hoffmann