von Renate Hoffmann
Durch Täler und durch kleine Dörfer.
An den Fenstern bunte Sterne
und Tannengrün
und Lichterketten.
Ich möchte wetten,
man bäckt schon Zimtgebäck
und brät die Weihnachtsgans.
Es duftet sehr danach.
Den Hofhund plagt die große Lust
nach einem Happen Gänsebrust.
Mein Freund, bezähme deine Gier.
Zwar riechst du schon den Braten,
doch fehlt ihm noch die Bräune.
Es tut mir aufrecht leid.
Er ist noch nicht so weit.
Ein Bussard kreist am blassen Himmel
und späht nach Mäusen auf dem Feld.
Er wünscht sich fette Beute.
Sie haben längst ihn schon entdeckt
und sich im Mauseloch versteckt.
Auf den Wiesen liegt der Reif.
Die Nacht war kalt und sternenklar.
Der Celsius fiel unter Null.
Die Amseln frieren an den Füßen
und können sich zum Singen nicht entschließen.
Und am Waldrand, dicht gedrängt,
steht ein Hirte mit zwölf Schafen.
Drei Nächte konnten sie nicht schlafen.
Wer hat sie nur hierher gelenkt?
Geduldig hofften sie auf Zeichen
zur Geschichte von Weihnachten,
in der sie jährlich Botschaft brachten
von dem Knaben ohnegleichen.
Unmut wächst nun bei den Tieren.
Ach, es kommt kein Ruf von oben.
Wie sollen sie den Himmel loben,
wenn die Engel sich nicht rühren?
Hier warten sie jedoch vergebens
auf den gerechten Gang des Lebens.
Denn man wählt in höheren Kreisen
die Nachbarherde zum Lobpreisen.
Schlagwörter: Lyrik, Renate Hoffmann, Wintergedicht