18. Jahrgang | Nummer 15 | 20. Juli 2015

EUROPA

Europa, meine Schöne,
so ist die Macht gestrickt:
Ein Tier hat dich genommen,
damit ein Gott dich fickt.

Die Leidenschaft des Stieres
so stark und sprungbereit:
nur Taschenspielereien
der satten Eitelkeit,

der Heimat dich zu rauben
aus Geilheit und aus Gier,
und aus dem Herz zu reißen
zuletzt Phönizien dir.

Nur weil der Herr des Himmels
dich prächtig eingelullt,
sitzt du mit deinen Gören
und gibst dir selbst die Schuld.

Zwei Söhne werden König,
der dritte: weiß man nicht.
Doch was wird aus Europa,
wenn Zeus ihr Glück verspricht?

Henry-Martin Klemt