18. Jahrgang | Nummer 3 | 2. Februar 2015

Antworten

Sahra Wagenknecht, Vergleicherin – Sie trafen den Punkt, als Sie erklärten: „Wenn eine vom Westen gesteuerte Drohne eine unschuldige arabische oder afghanische Familie auslöscht, ist das ein genauso verabscheuenswürdiges Verbrechen wie die Terroranschläge von Paris, und es sollte uns mit der gleichen Betroffenheit und dem gleichen Entsetzen erfüllen. […] Auch die Bundeswehr ist für den Tod unschuldiger Menschen in Afghanistan verantwortlich.“ Der SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Thomas Oppermann äußerte im Hinblick auf den letztgenannten Aspekt, das sei „eine unsägliche Entgleisung“, meinte damit aber nicht etwa – zum Beispiel – die durch den damaligen Bundeswehroberst Georg Klein, inzwischen Brigadegeneral, veranlasste Ermordung von 100 Zivilisten bei Kundus, sondern Ihre Gleichsetzung mit dem Mordanschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Aber was will man von einer Partei auch schon erwarten, aus deren Reihen bereits die unsägliche Dummheit stammte, dass unsere „Sicherheit […] auch am Hindukusch verteidigt“ werde?

Philipp Rösler, globaler Wachstumsgarant – Weich gefallen nach Ihrer binnendemokratischen Abwatschung bei den letzten Bundestagswahlen, repräsentieren Sie nun maßgeblich das Weltwirtschaftsforum, dessen Mitglieder sich gerade wieder mal in den Slums des graubündischen Davos, um das Wohl der Menschheit besorgt, die getönten Haare raufen. Nach dem Kern (auch) Ihres Wirkens befragt, haben Sie dieser Tage geantwortet: „Als Weltwirtschaftsforum legen wir Wert darauf, dass vom Wachstum möglichst viele Menschen profitieren. Das galt damals und das gilt auch noch heute.“ Jenes reichste Prozent (ein Prozent!) der Weltbevölkerung, das nicht zuletzt dank des segensreichen Wirkens der Weltwirtschaft mehr als die Hälfte des weltweiten Wohlstands besitzt, kann Ihnen da aus reinster Seele die allerbesten Referenzen ausstellen.

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Medienopfer – Als Limburger Bischof vor Jahresfrist aus dem Amt gekegelt, da Sie beim Bau Ihrer dortigen Residenz nach dem unchristlichen Motto „Nehmen ist seliger denn geben“ verfahren sind, hat Sie nun ein neuer Schicksalsschlag getroffen. Einen Vortrag zum Thema „Die katholische Kirche in einer sich verändernden Gesellschaft“, den ausgerechnet Sie und ausgerechnet bei einem Stammtisch in Bregenz zu halten gedachten, haben Sie nun wegen der durch die Medien „aufgebauschten Stimmung“ abgesagt. Wir nehmen an, dass Sie davon namenstagskindlich überrascht worden sind und neigen uns in solidarischem Mitgefühl.

ZDF, seltsame Aufklärer – In Ihrer kürzlich ausgestrahlten Abendsendung „Aldi, Lidl und Co. – Wie gut sind Discounter?“ war allerhand Interessantes zu erfahren. Besonders aufschlussreich dabei war die Tatsache, dass Ihre Produktbewertungen Aspekte gleichrangig machten, die dies nun ganz und gar nicht verdienen. Denn mögen „Frische“, „Qualität „und „Geschmack“ klassische, also physische Eigenschaften von Nahrungs- und Genussmitteln sein, so sind es „Preis“ und ganz und gar die damit eng verbundene „Fairness“ eindeutig nicht. Nun hat Ihr Bericht mit dem Hinweis darauf, dass das Preisdumping besagter Discounter die Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte erpresserisch in den Ruin treibt, der Wahrheit durchaus die Ehre gegeben, diesen Umstand dann aber gleichmütig zu einem Allerweltsaspekt deklassiert, nicht relevanter halt als „Frische“. Chapeau! Mit dem Zweiten sieht man besser. Es sei denn, man drückt noch ein Auge zu.

Michael Miersch, Die-Nase-voll-Habender – An der Seite von Henryk. M. Broder einst Mitbegründer der, sagen wir mal, zweifelhaften „Achse des Guten“, haben Sie sich jetzt von diesem rechtspopulistischen Blog im Zorn über dessen unerträgliche Islamophobie losgesagt. „Auf der Achse hat sich eine Stimmung breitgemacht, die kaum noch etwas gemein hat mit der ursprünglich liberalen, weltoffenen und aufgeklärten Haltung dieses Autorenblogs“, haben Sie diesbezüglich resümiert. Nun – besser späte Einkehr, denn keine.

Vera Lengsfeld, Volks-Vertreterin – Als Stammautorin des Blogs „Achse des Guten“ haben Sie die Anhänger von Pegida und Co. mit der Aussage geadelt, dass diese das Volk seien. Dass sie dabei auf Demonstrationszahlen verweisen, die offenkundig eher Ihren Wünschen denn den Realitäten entsprechen, sei Ihrem individuellen Schätzungs(un)vermögen geschuldet. Dass Sie im gleichen Text mit besagter Überschrift „Sie sind das Volk!“ die längst größere Zahl der Anti-Xgida-Demonstranten kurzerhand verschweigen, sagt allerdings viel darüber aus, welches „Volk“ Sie mittlerweile vertreten.

RTL, Bildungsentfernungs-TV – Mit der x-ten Auflage Ihres eklen Dschungelcamps erreichen Sie tagtäglich wieder Einschaltquoten bis zu 30 Prozent – ein Höhenflug, mit dem nur sehr, sehr wenige Konkurrenten mithalten können. Nun muss einen das allerdings nicht wundern, weil auch selbst erklärte Instanzen in Sachen Seriosität wie der Spiegel und die FAZ das Camp mit täglichen Wasserstandsmeldungen online freundlich begleiten; am Fäkalienteller ist halt für viele Mitesser Platz. Ansonsten ist Ihr Quotenerfolg natürlich reine Physik – oder anders zitiert: „Nichts in der Natur hat mehr Saugkraft als das Vakuum.“