von Heinz Jakubowski
Wenn es für Zweifelnde und Unsichere in den Kreisen humanistisch gesinnter Deutscher je eines Beweises für den kulturzerstörenden und inhumanen Ungeist der Nazis bedurft hätte – bereits im Mai 1933 bekam er diesen in propagandistischer Großaufmachung frei Haus geliefert. Wie auf dem Berliner Opernplatz wurden am 10. Mai in 21 deutschen Universitätsstädten von Studenten, Professoren und Nazifunktionären zehntausende Werke verfemter Autoren verbrannt.
Ein Rundschreiben des „Hauptamtes für Aufklärung und Werbung“ der deutschen Studentenschaft an die veranstaltenden „Einzelstudentenschaften lieferte die Vorgabe für die „spontane Willensbekundung“ des intellektuellen Nachwuchses deutscher Lande:
„Als Grundlage für die symbolische Handlung im Verbrennungsakt ist die im Folgenden gegebene Aufstellung zu benutzen und möglichst wörtlich der Rede des studentischen Vertreters zugrunde zu legen. Da es praktisch in den meisten Fällen nicht möglich sein wird, die gesamten Bücher zu verbrennen, dürfte eine Beschränkung auf das Hineinwerfen der in der folgenden Aufstellung angegebenen Schriften zweckmäßig sein. Es wird dadurch nicht ausgeschlossen, dass trotzdem ein großer Haufen Bücher verbrannt wird. Die örtlichen Veranstalter haben dabei jegliche Freiheit.“
„1. Rufer: Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Marx und Kautsky.
2. Rufer: Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.
3. Rufer: Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat, für Hingabe an Volk und Staat!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Friedrich Wilhelm Foerster
4. Rufer: Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Sigmund Freud.
5. Rufer: Gegen Verfälschung unserer Geschichte und Herabwürdigung ihrer großen Gestalten, für Ehrfurcht vor unserer Vergangenheit!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Emil Ludwig und Werner Hegemann.
6. Rufer: Gegen volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung, für verantwortungsbewusste Mitarbeit am Werk des nationalen Aufbaus!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Theodor Wolff und Gregor Bernhard.
7. Rufer: Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Erich Maria Remarque.
8. Rufer: Gegen dünkelhafte Verhunzung der deutschen Sprache, für Pflege des kostbarsten Gutes unseres Volkes!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Alfred Kerr.
9. Rufer: Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist!
Verschlinge, Flamme, auch die Schriften von Tucholsky und Ossietzky!“
Ausführlicher unter:
http://de.wikipedia.org/wikiListe_der_verbrannten_Bücher_1933
http://de.wikipedia.org/wiki/Bücherverbrennung
Schlagwörter: Bücherverbrennung, Heinrich Heine, Heinz Jakubowski