14. Jahrgang | Nummer 14 | 11. Juli 2011

Ein Fest für Franz

von Renate Hoffmann

Weimar ehrt und feiert ihn, den „Europäer“ Franz Liszt (22. Oktober 1811-31. Juli 1886); gewesener Hofkapellmeister der Residenz; Komponist, Meisterpianist, der mit seinem SpielBegeisterungsstürme auslöste; Mäzen, Pädagoge, geistvoller Schriftsteller; Weitgereister, Umherschweifender. Sein 200. Geburtstag steht ins Haus. Die Präsente:
Landesausstellung „Franz Liszt – Ein Europäer in Weimar“. Ausgerichtet von der Klassik Stiftung Weimar und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Eine zweiteilige Schau, die im Schiller-Museum Lebensweg, künstlerische Entwicklung des Komponisten und seine Ausstrahlung auf die Musikwelt des 19. Jahrhunderts nachzeichnet. Erlebbar gemacht durch persönliche Gegenstände, wertvolle Autographe, Briefe; durch zeitgenössische Darstellungen und Meinungen und Erstausgaben. Hierzu öffnete Weimar seine Schatzkammern. Allein das Goethe- und Schiller-Archiv besitzt den größten Liszt-Bestand an Noten, Briefen und themengebundenen Dokumenten. Reich ausgestattet sind die Museen der Klassik Stiftung Weimar. Vornan die Anna-Amalia-Bibliothek, Bewahrerin der etw 3.100 Titel umfassenden Liszt-Bibliothek.
Im Schlossmuseum widmet man sich dem Thema „Kosmos Klavier“. Stand und technische Entwicklung des Klavierbaues während der Liszt-Zeit werden vorgestellt. Auf Klangbesonderheiten des Instrumentes und seine Bedeutung für die damalige Musikkultur und für den Weimarer Hof wird aufmerksam gemacht. Zum Ansehen und Anhören stehen Modelle bereit, die aus der Ära des Komponisten und von bekannten Klavierbauern stammen (Graf, Wien; Streicher, Wien; Erard, Paris/London). Den glanzvollen Mittelpunkt bildet Franz Liszts Flügel, an dem die meisten seiner Weimarer Kompositionen entstanden. In- und ausländische Leihgaben bereichern die Landesausstellung.
Das in diesem Jahr wiedereröffnete Liszt-Haus, Aufenthaltsort des Gefeierten in den Sommern zwischen 1869 und 1886, lohnt einen Besuch. Ebenso die Altenburg, Liszts Bleibe während der Hofkapellmeisterzeit. Die Stadt schreibt es auf ihre Fahnen, durch das Wirken des Vielbegabten am Ort, eine weitere Blütezeit der Kunst – nach der Weimarer Klassik und ihren Größen – erlebt zu haben und wird mit einem umfangreichen Programm das Jubeljahr begleiten.
Das große Fest. Am 24. Juni fand es im Schlosshof zu Weimar statt. Zwischen Regen und Sonne musizierte das MDR-Sinfonieorchester und brachte ein Werk von Hector Berlioz (den Liszt schätzte und förderte) und die Ungarische Rhapsodie Nr. 1 des Meisters zu Gehör. Zu den Gästen zählten Vertreter der Stadt, von Land und Bund sowie aus den Ländern Ungarn und Frankreich. Grußworte fielen, Würdigungen wurden ausgesprochen, Preise vergeben und die Landesausstellung eröffnet.
Dem Schieben und Drängen im Schiller-Museum ging ich aus dem Weg und wandte mich dem Fest im Park an der Ilm zu, einer sinnhaften Begegnung (so das Motto) auf den Pfaden zum „Römischen Haus“. Wortspiele und Vogelgesang, tropfende Büsche und verborgene Klänge. Picknick im „Café Franz“. Auf den Parkbänken erwartete die Poesie verwandte Seelen. „Sie müssen zuerst lesen, um bis zum Hören … und Empfinden zu gelangen“, meinte Liszt. Ich ließ mich nieder und blätterte in Heine-Gedichten, die in regensicherer Hülle bereit lagen. Allenthalben zwischen den hohen Bäumen entdeckte man Überraschungen für Auge und Ohr. Und mit Anbruch der Dämmerung werden Lichtspiele das Ineinanderfließen von Traum und Wirklichkeit hervorzaubern.

Ausstellung: „Franz Liszt – Ein Europäer in Weimar“. Bis 31. Oktober 2011, Weimar; Di.-So. 10 bis 18 Uhr. Schiller-Museum, Schillerstraße 12; Schlossmuseum, Burgplatz 4