14. Jahrgang | Nummer 7 | 4. April 2011

Antworten

Hans-Peter Friedrich, Polit-Rohrkrepierer – In einem beachtlichen Tempo haben Sie zerstört, was Ihre Vorgänger in der Islam-Konferenz – bei aller Unvollkommenheit – immerhin als Fundament geschaffen hatten, um vielleicht doch noch ein Vertrauensverhältnis dieses Staates zu seinen muslimischen Bürgern herzustellen. Wenn der Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Aydan Özoguz, Sie als „absolute Fehlbesetzung in seinem Amt“ bezeichnet ist ihm eher für die Zurückhaltung der Formulierung zu danken als zu kritisieren. Özuguz´ Aufforderung an die muslimischen Teilnehmer der Konferenz, diese zu verlassen, bis ein anderer Vorstand eingesetzt worden ist, ist allerdings nur das Gegenstück Friedrichscher Spaltungsversuche, riecht sie doch gar zu sehr nach letztlich wiederum elendiger Parteitaktik. Unsere Volksparteien können offenbar einfach nicht anders.

Karl Marx, Weiser vom Berge – „Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme. … Macht man aber Prinzipienprogramme …, so errichtet man vor aller Welt Marksteine, an denen sie die Höhe der Parteibewegung mißt“, haben Sie Wilhelm Bracke im Mai 1875 mit Blick auf das Gothaer Vereinigungs-Programm von SDAP und ADAV brieflich wissen lassen. Keine Ahnung, warum uns das grade derzeit wieder in den Sinn kommt …

Heribert Prantl, Klarsichtiger – „Eine Demokratie, in der nur zwei Drittel oder gar nur die Hälfte der Bürger wählen, ist eine defizitäre Demokratie. Mit einer halben Demokratie kann sich ein Demokrat nicht zufriedengeben, auch in Sachsen-Anhalt nicht.“ So ist es.

Verena Becker, RAF-Mysterium – Ob Sie es nun waren, die seinerzeit Buback erschossen hat oder nicht – auf die Klärung dieser im RAF-Kontext längst zweitrangigen Frage verwendet die deutsche Justiz viel Zeit und Kraft. Aber nur solange es nicht an das Eingemachte geht; oder besser: ans Hausgemachte. Denn anders ist schwerlich zu erklären, warum das Innenministerium jetzt den Antrag des Oberlandesgerichtes Stuttgart abgelehnt hat, für den Prozess die gesamten Verfassungsschutzakten aus den achtziger Jahren freizugeben. Dass die Bundesregierung (die Ablehnung ist mit dem Kanzleramt abgesprochen, wie man lesen kann) etlichen Dreck am eigenen Stecken hat, ist eine nahezu zwingende Schlussfolgerung aus diesem Mauern. Was wunder, kam ihr die RAF doch seinerzeit durchaus wie gerufen…

Franz Josef Wagner, Bundes-BILDungsbeauftragter – „Es wundert mich nicht, dass er (Knut – Anm. d. Red.) gehirnkrank wurde. Wie krank im Kopf würde ein menschliches Baby werden, das Eisbären aufziehen“, haben Sie in Ihrem flammenden Appell zur unverzüglichen Freilassung aller Zootiere angeprangert. Nimmt man die „Substanz“ Ihrer täglichen Kolumnen zusammen, fällt uns Goethe ein: „Gewissen Geistern muß man ihre Idiotismen lassen.“ Wobei: „Geister“????

Thomas Enders, parteiloser Airbus-Chef – frustriert von der deutschen Haltung im Libyen-Konflikt und der Atom-„Wende“ von Frau Merkel haben Sie Ihr CSU-Parteibuch zurückgegeben. Wie weit müsste sich die Kanzlerin Ihrer Meinung nach im Darm der Industrie noch nach oben schieben, um Ihrer Gunst zu genügen? Auch wäre zu fragen, ob die arme CSU diese Strafe verdient; Ihr unverbrüchliches Bekenntnis zur Kernenergie hätten Sie doch auch durch einen Arbeitseinsatz als Freiwilliger in Fukushima demonstrieren können …

Hans-Peter Keitel, Oberindustrieller – In einem Interview des Stern sind Sie gefragt worden: „Es wäre ein tolles Signal, wenn der Industriechef sagte: Ab morgen beziehe ich Ökostrom. Ihre tolle Antwort darauf lautete: „Ich halte nichts von solchen Symbolen“. Hinzuzufügen haben wir dem nichts.

Macherinnen und Macher von kritisch-lesen.de – Glückwunsch zur Startausgabe, in der aktuell-grauen Medienlandschaft kann es gar nicht genug fröhlich-linke Farbtupfer geben! Wir wünschen Euch und uns eine gute Zusammenarbeit.