von Kai Agthe
Für Kinder hat er sehr gern geschrieben. Der Dichter selbst hätte wohl gesagt, er schreibe – dies ein Lieblingswort von ihm – »schrecklich gern« für junges Publikum. Franz Fühmann (1922-1984) hat die DDR-Literatur bereichert und die kleinen Leser und Zuhörer beglückt. Die bekanntesten Kinderbücher aus seiner Feder sind das Sprachspielbuch Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm zu Babel und das Tieralphabet Von A bis Z – Ein Affenspaß für Alfons. Der Hinstorff Verlag hat diese und andere Bücher Fühmanns in den vergangenen Jahren sukzessive wiederveröffentlicht.
Nun hat man sich in Rostock auch an eines seiner Frühwerke erinnert: Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen, das vor 48 Jahren erstmals im Kinderbuchverlag erschien. Der Anspruch des Autors war es, einen spannenden Kinderkrimi zu schreiben. Das ist Franz Fühmann unter den Bedingungen der DDR im Jahr vor dem Mauerbau durchaus gelungen. Freilich hat die Geschichte nach gut einem halben Jahrhundert etwas Patina angelegt. Im Nachwort von Ernst-Jürgen Walberg werden deshalb Begriffe wie Pionier, Volkspolizei und Genossenschaftsfelder erläutert. Aber auch das »Kinderwochenheim« hätte erklärt werden müssen. Das steht in der »kugelrunden Stadt Käsebrot« – für die, so Fühmann, Bitterfeld Pate stand – und hat einen Garten, in dem das wunderbunte Vögelchen lebt und jeden Tag aufs Neue die Kinderheimbewohner erfreut. Doch eines Morgens ist es verschwunden. Zusammen mit den Volkspolizisten Wiesel und Löffelholz machen sich die Kinder Bärbel, Sonja und Lutz im Streifenwagen auf die rasante Jagd nach dem gefiederten Exoten. Die Spur führt auf den Rummelplatz. Der Zauberer Sassafraß, der auch den kleinen Lutz in seine Gewalt bringt, wird als Dieb erkannt und dingfest gemacht. Die Kinder bekommen ihren Vogel zurück und die Polizisten kommen – auch dies hätte erläutert werden können – zur Patenbrigade. In einem Verlagsgutachten, aus dem im Nachwort zitiert wird, ist zu lesen, daß Fühmanns Geschichte die Kinder zu einer »positiven Einstellung zur Volkspolizei« erzieht und »ein moralisch sauberes Bild ihrer Angehörigen« zeichnet. Schwamm drüber. Denn das mit den Originalillustrationen von Inge Friebel ausgestattete Büchlein ist und bleibt, was es für Fühmann war: ein spannender Kinderkrimi.
Franz Fühmann: Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen. Mit Illustrationen von Inge Friebel, Hinstorff Verlag Rostock 2008, 95 Seiten, gebunden, 7,90 Euro. Ab 6 Jahre.
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