19. Jahrgang | Nummer 8 | 11. April 2016

Das Tor

von Renate Hoffmann

In der Landschaft steht ein Tor,
nichts dahinter, nichts davor.
Einsam steht es so herum.
Ganz stumm.
Es denkt:
Hier müsste eine Tafel steh’n:

„Sie können hier ein Tor beseh’n,
welches seinesgleichen sucht.
Und jedermann ist auch befucht,
hindurch zu geh’n.
Wer’s auch sei,
Eintritt frei!“

Es möchte nämlich manches Mal
Gesellschaft haben, ganz nach Wahl.
Zum Beispiel eine Kuckucksfeder
(weiß man doch, die hat nicht jeder).
Oder ein Radieschenbeet,
nicht zu üppig, wenn es geht.
Vielleicht ein Perlhuhnei, gesprenkelt,
das ein Perlhuhn ihm geschenkelt.
Oder dreißig Regenwürmer,
diese Komposthaufenstürmer.

Nein!

Am besten an das Tor geschrieben
den Namen, den wir alle lieben:

„Hier ging Herr Traugott Hermann Richter,
der bekannte Kürbiszüchter
mehrfach durch, hin und zurück!“

Vielleicht bringt’s Glück.