16. Jahrgang | Nummer 23 | 11. November 2013

Fußnote der Geschichte in spe. Nachrichten aus der Debattiermaschine (XXV)

von Eckhard Mieder

„In seiner Neujahrsansprache 2019 erklärte Bundeskanzler Siegmar Gabriel den Vereinigten Staaten von Amerika den Krieg. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Bundeswehr im Bündnis mit der französischen und griechischen Armee in der Lage sei, den Krieg in wenigen Tagen, gewissermaßen als Blitzkrieg (‚Es muss wieder möglich sein, die Dinge beim Namen zu nennen’, kommentierte in der ARD der Berlin-Korrespondent Jupp Moebbels. ‚Schluss mit der verdrucksten Sprache! Schluss mit den Euphemismen! Vivat die Militanz und Prägnanz der deutschen Sprache!’), zu gewinnen.
Es würde darauf geachtet werden, dass bei den Kampfhandlungen  Zivilisten nicht in Mitleidenschaft gezogen werden; restlos könnten Kollateralschäden natürlich nicht ausgeschlossen werden. Der Krieg wird auf dem Territorium eines im Großen und Ganzen kultivierten Landes  stattfinden und nicht – wie in der Vergangenheit – zwischen den unübersichtlichen Bergen Asiens oder den Wüsten Arabiens. Jeder Kampfpilot würde sich an den Städten der relativ dicht besiedelten Ost- und Westküste sowie in den Ballungsgebieten der Großen Seen orientieren können und seine Raketen punktgenau an Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Wohnsiedlungen vorbei schießen. Zudem seien Kernkraftwerke, die Vergnügungsstätten von Las Vegas und die Hochhäuser des Landes markante Ziele, an denen nur Blinde vorbeifliegen würden.
Außerdem würden Menschen kaum eingesetzt werden. Inzwischen verfügten die den Krieg bestimmenden Mächte (die so genannten Verteidigungsminister Spaniens, Ungarns und Polens erklärten sich bereit, gegebenenfalls Truppen beizusteuern) über genügend Waffen der Marken ‚Drohne’, ‚Bohne’ und ‚Melone’, die aus der Ferne der Heimat diesseits des Atlantiks gesteuert werden können. ‚Wir haben eine Reife der Waffen erreicht, sagte der Bundeskanzler S. G., ‚die uns staunen und jubeln lässt! Der klinische Militärschlag ist möglicher denn je! Was möglich ist, wir gemacht! Wir haben von den Feinden gelernt!’
Im Weiteren erklärte Bundeskanzler S. G., dass dieser Krieg wie jeder andere Krieg seine Ursachen, Zögerlichkeiten, Propaganden und ‚anderen diplomatischen Hickhack’ gehabt habe.
Er erinnerte an die NSA-Affäre des Jahres 2014, in der seine Vorgängerin im Amt (inzwischen Bewohnerin einer Alpenfestung in der Schweiz) von dem einstigen Bündnispartner USA düpiert worden war.
Er erinnerte an die folgenden Handelsembargos, die sowohl die USA wie auch das Vereinte Europa beschlossen und durchgesetzt haben, zu Engpässen der Versorgung, sogar zu Hungersnöten in Sardinien und in der Ukraine geführt hätten sowie zum temporären Zusammenbruch der digitalen Kommunikation  auf Island und in weiten Gebieten Bayerns.
Er erinnerte auch an die Fälle von Menschenraub durch einerseits wieder die Amerikaner wie auch andererseits durch die Geheimdienste Europas. Besonders empörend sei die Entführung des einstigen Präsidenten des europäischen Parlamentes Martin Schulz gewesen. Ein hochverächtlicher Akt, durchgeführt von den Spezialisten der US Navy Seals; und es kann auch nicht als Entschuldigung dienen, dass M. Sch. mit seinem Narzissmus und mit seinem Rasierfimmel den Soldaten auf die Nerven ging.
Er erinnerte an die Heuchelei, der Amerikaner, die immerzu von Freiheit und Demokratie gesprochen haben, lange Jahrzehnte als ‚Mutterland der Demokratie’ gegolten hätten und sich schließlich als die Plutokratie erwiesen, die sie heute (2019) sind *. Der Krieg müsse endlich Schluss machen mit dem Gerede von den Tellerwäschern, die Millionäre werden können; das sei Gewäsch, und in trockene Tücher gehörte endlich die Wahrheit über die Unmündigkeit des Bürgers.
Einen Krieg zu erklären, fällt keinem Politiker leicht. Es sei Schaden und Nutzen abzuwägen. Immerhin handelt es sich bei den USA um einen ehemaligen Partner, dem auch der Bundeskanzler S. G., als er noch ein Knabe war, ‚die Nutella auf der Stulle, den Elvis im Ohr, die Bluejeans auf dem Hintern und den ersten Sexualunterricht bei der Ansicht von Filmen mit Julia Roberts’ zu verdanken habe. Aber Deutschland und das Vereinte Europa seien den Kinderschuhen entwachsen und hätten zusehends die Klarheit des ‚erwachsenen, aufgeklärten Blicks’ (S. G.) erlangt. Einen Krieg gegen die USA zu führen, sei als Strafaktion zu betrachten, als ein Warnschuss, keinesfalls sei beabsichtigt, die einstige Weltmacht gänzlich zu vernichten und in die Urzeit zurückzubomben. Das sei hinreichend mit anderen Ländern versucht worden. ‚Bestimmte Fehler darf man nicht immer und immer wieder machen’, erklärte der Bundeskanzler in seiner Neujahrsansprache abschließend. ‚Wir plädieren für das Neue.’“

Zitiert aus: „Als Deutschland an sich selbst irre wurde“ von Johannes Tütenholz, erschienen bei Atlantis-Verlag, Gelsenkirchen.

* Kritische Historiker werden in den kommenden Jahren zu untersuchen haben, inwieweit S. G. zwar Bundeskanzler genannt werden muss, im Kern seiner Amtsführung jedoch als Vorsitzender eines plutokratischen Vereins namens Bundesrepublik Deutschland agierte, insofern den USA sehr ähnlich.