16. Jahrgang | Nummer 5 | 4. März 2013

Antworten

Wolfgang Sabath, noch immer Vermisster – Du, das Blättchen-Urgestein, fehlst uns, seit Du vor zwei Jahren von uns gegangen bist, noch immer schmerzlich. Dass wir Dein Herz-Blättchen aber ganz auch in Deinem Sinne weiterführen, glauben wir, annehmen zu dürfen. Und so soll das auch bleiben.

Philipp Rösler, Zumutung – Am 24. Februar feierten Sie Ihren „Vierzigsten“. Das Blättchen gratuliert natürlich und hat nur einen einzigen Wunsch: Setzen Sie Ihren Amtseid in die Tat um und beantragen Sie bitte ihre vorzeitige Pensionierung. Sie erinnern sich: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden … werde.“ Das war Ihr Amtseid. Nicht auszudenken, was Sie bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters noch so alles an Schaden anrichten könnten! Um dies zu verhindern, billigen wir Ihnen gern die Inanspruchnahme Ihrer immerhin im Verlaufe von drei Jahren Ministertätigkeit erworbenen Pensionsansprüche zu. Aber lösen Sie bitten vorher noch Ihren Verein auf.

Joe Biden, Entwaffnender – Als Chef einer Arbeitsgruppe zur Reduzierung der Waffengewalt in den USA, deren Vizepräsident Sie sind, haben Sie jüngst einen wahrhaft entwaffnende Empfehlung öffentlich gemacht: „Wenn du dich schützen willst, beschaffe dir eine doppelläufige Flinte“. Das habe er nicht nur seiner abgelegen wohnenden Ehefrau empfohlen sondern halte es allgemein für ein probates Mittel des Selbstschutzes, wofür automatische Waffen nicht erforderlich seien. Sollte sich Ihre Empfehlung durchsetzen, werden bei Amokläufen lediglich Schrotkugeln aus dem Sitz- oder anderem Körperfleisch zu entfernen sein. Fortschritt vermag doch immer wieder überraschende Wege zu gehen.

Lothar Bisky, Spottdrossel – „Ich finde, sie hätten elf nehmen sollen, dann könnten sie wenigstens Fußball spielen!“ – haben Sie die Aufstockung der linken Spitzenkandidaten auf acht mehr oder weniger Prominente ziemlich süffisant kommentiert, wo mit Sie allerdings nicht ganz alleine stehen. Für Irritationen zumindest bei Fundamentalisten Ihrer Partei dürfte zudem sorgen, dass Sie sich eine Wahl Steinbrücks (auch) durch Linke vorstellen können. Überhaupt werde sich „die LINKE … auf ihren Glaubenssätzen nicht ewig ausruhen können“. Vom Glauben abzufallen wird allerdings in allen (auch politischen) Religionen als Sakrileg betrachtet …

Raúl Castro, segundo comandante en chefe – Der kubanische Volkskongress hat Sie, den 81-Jährigen, für weitere fünf Jahre als Staatschef bestätigt. Bei allem (und durchaus großen) Respekt vor Ihrer Lebensleistung und auch gegenüber Ihrer Ankündigung, dass dies ihre letzte Amtszeit sein solle: Was hat die kubanische Revolution in all den Jahren seit 1959 falsch gemacht, dass sie knapp sechs Jahrzehnte nach dem Sturm auf die Moncada noch immer keinen Nachgeborenen der Landesführung für fähig hält?

Petra Pau, vom Stalking Befreite – Beim Verfassungsschutz stehen Sie, immerhin Vize-Präsidentin des Bundestages, künftig nicht mehr unter Beobachtung, ist nunmehr mitgeteilt worden. Das freut uns für Sie, wobei es jetzt einer genauen Beobachtung bedarf, wie Sie sich politisch geben, wenn Sie unbeobachtet sind.

Dieter Zetsche, Enteigneter – Daimler, dessen Boss Sie sind, will Ihnen nurmehr eine halbe Millionen Euro weniger zahlen als im Vorjahr. Das ist freilich hart, denn Sie haben doch sicher Familie. Und allein diese mit den noch verbleibenden acht Millionen durchzubringen ist nur einen Steinwurf weit weg von Hartz-4-Verhältnissen. Wir kondolieren.

Uwe Schröder, Hausfriedensfreund aus Brandenburg/Havel – Sie empörten sich dieser Tage über junge Leute, die auf einem Schulhof gegen einen Werbeauftritt der Bundeswehr protestierten. Dies wäre Hausfriedensbruch. Nun könnte man den Mantel des Schweigens über Ihre peinliche Äußerung decken – Zivilcourage ist bei unter deutschen Schulleitern seit Jahrhunderten keine „Laufbahnvoraussetzung“. Wenn, ja wenn Sie nicht gerade Leiter eines „Bertolt-Brecht-Gymnasiums“ wären. „Die Sterne sind nicht immer da / Es kommt ein Morgenrot. / Doch der Soldat, wie er’s gelernt / Zieht in den Heldentod.“ Das ist aus Brechts „Ballade vom Soldaten“. Die hat allerdings 19 Strophen. Das kann man nicht jedem zumuten. Aber in Ihrer Schulbibliothek findet sich doch hoffentlich die „Kriegsfibel“? Nein, auch nicht? Dann benennen Sie doch einfach mal Ihre Schule um. Unter den vielen, vielen mörderisch veranlagten brandenburgischen Kriegshelden der Vergangenheit wird sich doch sicher einer finden, dessen Name noch nicht vergeben ist.

Peer Steinbrück, teurer Vielredner – Sie können’s nicht lassen, das mit den Fettnäpfen. Was in drei Teufels Namen treibt Sie dazu, nun auch noch mit belehrendem Zeigefinger die Wahlergebnisse anderer Leute zu kommentieren? Wo Sie doch gerade selber dabei sind, eine Bundestagswahl zu vergeigen? Und dann verwechseln Sie auch noch in Permanenz „klare Aussagen“ mit billigen Flegeleien. Ja, wir meinen Ihre Gleichsetzung der Signori Berlusconi und Grillo. „Bis zu einem gewissen Grad bin ich entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben“, tönten Sie anlässlich des Wahlausganges in Italien. Andererseits: „Getroffene Hunde bellen“, sagt der Volksmund. Wie war das doch gleich mit ihren Honoraren? Im Übrigens müssen wir den Berufsstand der Clowns verteidigen. Ernsthaft ausgeübt ist Clownerie eine richtig schwere Kunst. Mit so billigen Sprüchen wie derzeit ein SPD-Kanzlerkandidat überstünde kein wahrer Clown auch nur zwei Minuten in der Manege …