15. Jahrgang | Nummer 1 | 9. Januar 2012

Ein Brief

von Lothar Quinkenstein

Parkbänke in der Morgensonne,
Geruch gemähter Wiesen,
Seedunst mit Trauerweiden,
Anglergeduld.

Kehr noch nicht um,
vergrößere den Bogen,
nach Mittag erst
geh in die Stadt zurück,
wenn die pastellfarbene Sorgfalt
der Kuchenpäckchen in den Straßen knistert.

Jetzt bleib und male
Schrittmuster nach Belieben.
Du kannst den Abend nicht verfehlen.
Er kommt und bringt das Schlendern der Verliebten.

Siehst du, wie viel Vergnügen
die Welt an ihren Tagen hat,
so leicht verbracht, die schlichte
Zeit, und nichts zu ändern,
es sei denn dein Verhältnis
zu diesem Nichts. Mein Freund,
ich denk, du solltest
öfters spazierengehn verkatert.
In diesem Sinne grüßt dich herzlich
Dein alter Kumpel Marc Aurel.

(Aus der Sammlung „Bosselschrift“.)