Im Sommer den Überblick bei den Festivals zu behalten, ist nicht einfach, denn an jeder Biegung wird es laut. Da treffen sich die letzten Hippies zum fröhlichen Abhängen, die Metaller zertrampeln jedes Jahr riesige Wiesen und auf vielen freien Äckern trifft der Fan auf Rockbands, die ihre Helden bis zum Umfallen covern. So mussten sich die Verantwortlichen in Chemnitz, der europäischen Kulturhauptstadt in diesem Jahr, etwas Besonders einfallen, um mithalten zu können.
Im August präsentieren sie Festivals, die nicht alltäglich sind und den letzten Kulturmuffel anlocken sollen. Wenn man sich allerdings von Leipzig aus mit dem RE 6 auf den Weg macht, kann es sein, dass die Bahn wieder mal nicht mitspielt. Ihre langsamen Regionalzüge sind verdammt voll, fast immer zu spät und seit einiger Zeit ist gar der erste Wagen gesperrt, da es in ihm nach Diesel stinkt. Mit sauberen und geöffneten Toiletten sollte in den DB-Zügen auch keiner rechnen.
Sind hartgesottene Kulturjunkies mit der Bahn in Chemnitz eingetroffen, müssen sie auf einen Bus umsteigen, der nach Oederan fährt. An diesem stillen Ort findet auf der Waldbühne (sic!) Börnichen das „insects & spiders Open Air Musikfestival“ statt. Vom 22. bis 23. August 2025 werden unterschiedlichste Bands und Musiker gemeinsam auf einer Bühne stehen. Sie kommen aus den Bereichen Indie Rock, Newcomer Pop, Weltmusik und Electronicperformance. Alle Teilnehmer wollen die tote Gegend wieder zum Leben erwecken. Mit dabei sind unter anderem Black Silhoueltes, Dirty Blondes, Halblaut, die Cramer Band und Velvet Thunder. Der Eintritt ist frei.
Ebenfalls im August wird sich die ehemalige Strickhauptstadt der DDR, Limbach-Oberfrohna, einklinken. Das jetzige Esche-Museum in der Sachsenstraße erbaute bereits 1853 der Unternehmer Traugott Reinhold Esche – als Fabrik, in der Socken, Pullover und viele weitere Sachen gestrickt wurden. An den Tagen vom 19. bis 23.08. können die Besucher dannn Textilgeschichte live erleben. Menschen mit Liebe zum Stricken, mit Hang zu Schönem aus Wolle und mit Herz für alles Textile treffen sich dann zum „fröhlichen Nadelklappern“. Zu sehen sein wird es alles aus Wolle geben: nicht nur Socken, Schals und Kissenbezüge, nein, selbst Ummantelungen von Straßenschildern. Wer will, kann Strickzeug mitbringen und sich an der großen Strickerei beteiligen.
Ein Wochenende später lädt die Kulturstadt in den tiefen erzgebirgischen Wald ein, nach Seiffen. Die kleine Stadt ist das Spielzeugland schlechthin. Ob im Winter oder Sommer, immer wird im sogenannten Weihnachtsland Spielzeug aus Holz hergestellt, auch Lichterbögen und Nußknacker bis hin zu gefährlich aussehenden Räuchermännchen. Vom 29. bis 31.08. treffen sich heimische Spielzeugmacher mit internationalen Herstellern zum Spielzeugmacher-Festival. Im alten Erlebnisbad werden dann mit Leidenschaft Holz bearbeitet, Workshops abgehalten, Vorführungen und Mitmachecken angeboten. Kreatives und Handgemachtes in ganzer Buntheit. Das Publikum kann neues Spielzeug kennenlernen, sich mit der Tradition beschäftigen und sich aktiv beteiligen, bis die Drechselbank glüht.
Sachsenland ist außerdem eine Heimat der Chöre, denn in jeder Stadt des Bundeslandes finden sich Menschen zum gemeinsamen Singen zusammen. So war es auch in der Zeit, als Corona alles mattgesetzt hatte. Da kam es trotzdem zur Uraufführung des „Requiem Corona“ vom Chemnitzer Komponisten Andreas Pabst. Das Stück wird nun am 05. Oktober 2025 wieder aufgeführt und trägt nun den Namen: „Singen im Zeichen der Hoffnung“. In der Halle zwei der Messe Chemnitz werden sich unter der Leitung des Komponisten Chöre aus Gera, Cottbus, Potsdam und Chemnitz zu einer großen Singakademie vereinigen. Als zweites Stück werden von der Vogtlandphilharmonie die „Chichester Psalms“ des amerikanischen Komponisten Leonard Bernstein zur Aufführung kommen.
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