An einem Tag vergehen
Milliarden menschlicher Tage und
unzählbar viele für alles, was lebt. Mehr
Zeit, als wir uns vorstellen können, für
jedes Wesen, Pflanze und Tier. Selbst
unser Körper ist eine Wohnstatt, ein
Universum des Ungeschauten, die Luft,
das Wasser und jeder Stein. Wer vermöchte,
bei sich zu bleiben dabei, wenn er
bei sich ist? Die große Teilung,
jeden Tag, der lebendigen Zellen. Wir
vergeuden Minuten für Dummheiten, die
uns jemand erzählt vom mächtigsten
Präsidenten, von der größten Volks-
wirtschaft. Wir können uns nicht
beherrschen, nicht einmal uns,
geschweige ein Korallenriff, eine
Pinguinkolonie oder die Harmonie
unserer Darmflora. Sie beweist es
von Zeit zu Zeit. Wir halten fest,
so weit unsere Sinne reichen, was uns
sinnvoll erscheint: Unsinn, was immer
die Antennen fangen, die Detektoren,
die künstliche Intelligenz. Wer deutet
den Fall eines Ahornblattes und wer
den Flug einer Liebe, unvorhersehbar
in Richtung und Dauer? Wir errechnen
die Energie, die wir verbrauchen; die
Verhungernden rechnen nicht mit. Simpel
sind unsere Technologien. Unterentwickelt
die Kommunikation. Lichtjahre
bis zur Solidarität, bis zur Gleichheit
des Gleichzeitigen, zum schönen Leben,
das wir führen werden und der schönen
Ordnung, in der all das seinen Platz
haben wird, auch die Dummheit, auch
der armselige Präsident, der
Angst hat vor den Zellen, die sich
teilen.
November 2022
Schlagwörter: Henry-Martin Klemt, Teilung