21. Jahrgang | Sonderausgabe | 30. April 2018

„[…] über den Staat nichts wirklich Brauchbares geschrieben.“
Marx in Zitaten. Von ihm. Und über ihn

Mehr als der unglaublich produktive Karl Marx selbst geschrieben hat, haben andere es über ihn getan. Allein dass dies bis heute so ist, 200 Jahre nach seiner Geburt, sollte als Beweis dafür genügen, dass der Mann ein geistiges Werk hinterlassen hat, das – ob in Gestalt von Akklamation, Apologie oder auch polemischer Auseinandersetzung – fast unvergleichlich viel Anregung zum Nachdenken und Analysieren gesellschaftlicher, allem voran ökonomischer Zustände und Abläufe, bietet und seines gleichen sucht.
Wer Marxens Wahlspruch „An allem ist zu zweifeln“ gedenkt, der kann sich sicher sein, das Marx an religionsartiger Apologie am allerwenigstens gelegen war, an – gern auch polemischer – Reibung dafür umso mehr, sofern ein Polemiker vor seinen überaus selbstbewussten Augen denn akzeptierten Bestand haben konnte. Wie auch immer – so sehr es auch erforderlich sein dürfte, nach einer 200-jährigen Entwicklung nach Marx auch über diesen hinaus zu gehen: Als Basis jedweden politischen Denkens ist Marx nach wie vor unverzichtbar, wobei allerdings jeglichem Anflug von Vergöttlichung der Person und von Unfehlbarkeit des Werkes, wie im Realsozialismus quasireligiös betrieben, konsequent ablehnend begegnet werden sollte.
Die folgende Auswahl Marxscher Zitate wie solcher über ihn möge in diesem Sinne nicht nur Erinnerung sondern Anregung zum Weiter- und Neudenken über sein Werk sein. Dass sie selbst nur einen Bruchteil dessen enthält, was an Aussagen über Marx existiert, ergibt sich schon daraus, dass es kaum einen Geisteswissenschaftler, der auf sich hält, gibt, der sich nicht auch auf Marx bezieht oder sich an ihm abarbeitet. Zitate über Marx und sein Werk dürften bereits selbst wieder eine eigene Bibliothek füllen.

Die Redaktion

„Alles, was ich weiß, ist, dass ich kein Marxist bin.“
Karl Marx (zugeschrieben von Friedrich Engels),
Engels an Konrad Schmidt, MEW 37, S. 436.

„Wenn wir den Stand gewählt, in dem wir am meisten für die Menschheit wirken können, dann können uns Lasten nicht niederbeugen, weil sie nur Opfer für alle sind; dann genießen wir keine arme, eingeschränkte, egoistische Freude, sondern unser Glück gehört Millionen, unsere Taten leben still, aber ewig wirkend fort, und unsere Asche wird benetzt von der glühenden Träne edler Menschen.“
Betrachtungen eines Jünglings bei der Wahl seines Berufes (Abiturientenarbeit), MEW 40, S. 594.

„Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen.“
Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung, MEW 1, S. 378.

„Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf.“
Ebenda.

„Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“
Ebenda, S. 385.

„Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch di Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“
Ebenda.

„Krieg den deutschen Zuständen! Allerdings!“
Ebenda, S. 380.

„[…] man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!“
Ebenda, S. 381.

„Wie die Philosophie im Proletariat ihre materiellen, so findet das Proletariat in der Philosophie seine geistigen Waffen.“
Ebenda, S. 391.

„Atheismus, [letzte] Stufe des Theismus, der negativen Anerkennung Gottes.“
Die heilige Familie, MEW 2, S. 116.

„Der Mensch ist denselben Gesetzen unterworfen wie die Natur. Macht und Freiheit sind identisch.“
Ebenda, S. 136.

„Die ‚Idee‘ blamierte sich immer, soweit sie von dem ‚Interesse‘ unterschieden war.“
Ebenda, S. 86.

„Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizismus verleiten, finden ihre rationelle Lösung in der menschlichen Praxis und im Begreifen dieser Praxis.“
8. These über Feuerbach. MEW 3, S. 535.

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern.“
11. These über Feuerbach. Originalfassung. ebenda, S. 535.

„Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt.“
Die deutsche Ideologie. MEW 3, S. 35.

„Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d.h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht.“
Ebenda, S. 46.

„Nicht das Bewußtsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewußtsein.“
Ebenda, S. 27.

„ Philosophie und Studium der wirklichen Welt verhalten sich zueinander wie Onanie und Geschlechtsliebe.“
Ebenda, S. 218

„Der Konsument ist nicht freier als der Produzent. Seine Meinung hängt ab von seinen Mitteln und seinen Bedürfnissen. Beide werden durch seine soziale Lage bestimmt, die wiederum selbst abhängt von der allgemeinen sozialen Organisation.“
Das Elend der Philosophie, MEW 4, S. 75.

„Die ökonomischen Kategorien sind nur die theoretischen Ausdrücke, die Abstraktionen der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse.“
Ebenda, S. 130.

„Es gibt keine politische Bewegung, die nicht gleichzeitig auch eine gesellschaftliche wäre.“
Ebenda, S. 182.

„In der heutigen Gesellschaft, in der auf den individuellen Austausch basierten Industrie, ist die Produktionsanarchie, die Quelle so vieles Elends, gleichzeitig die Ursache alles Fortschritts.“
Ebenda, S. 97.

„Nur bei einer Ordnung der Dinge, wo es keine Klassen und keinen Klassengegensatz gibt, werden die gesellschaftlichen Evolutionen aufhören, politische Revolutionen zu sein.“
Ebenda, S. 182.

„An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“
Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4, S. 482.

„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“
Ebenda, S. 462.

„Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.“
Ebenda, S. 464.

„Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung.“
Ebenda, S. 493.

„Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus.“
Ebenda, S. 461.

„Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“
Ebenda, S. 493.

„Was beweist die Geschichte der Ideen anders, als daß die geistige Produktion sich mit der materiellen umgestaltet? Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.“
Ebenda, MEW 4, S. 480.

„Alle bisherigen Bewegungen waren Bewegungen von Minoritäten oder im Interesse von Minoritäten. Die proletarische Bewegung ist die selbständige Bewegung der ungeheuren Mehrzahl im Interesse der ungeheuren Mehrzahl.“
Ebenda, S. 472.

„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.“
Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, MEW 8, S. 115.

„Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen.“
Ebenda, S. 11.

Die Gesellschaft besteht nicht aus Individuen, sondern drückt die Summe der Beziehungen, Verhältnisse aus, worin diese Individuen zueinander stehn.“
Grundrisse, Das Kapitel vom Kapital, MEW 42, S. 189.

„Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um.“
Zur Kritik der Politischen Ökonomie. Vorwort, MEW 13, S. 9.

„Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab.“
Ebenda, S. 9.

„Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, daß die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen sind.“
Ebenda, S. 9.

„Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“
Ebenda, S. 9.

„In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen.“
Ebenda, S. 8.

„Après moi le déluge! [Nach mir die Sintflut! – die Redaktion] ist der Wahlruf jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation.“
Das Kapital. Band I, MEW 23, S. 285.

„Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht.“
Ebenda, S. 779.

„Die ökonomische Charaktermaske des Kapitalisten hängt nur dadurch an einem Menschen fest, dass sein Geld fortwährend als Kapital funktioniert.“
Ebenda, S. 591.

„Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateure werden expropriiert.“
Ebenda, S. 791.

„Es ist mit solchen Reflexionsübungen überhaupt ein eigenes Ding. Dieser Mensch ist z.B. nur König, weil sich andere Menschen als Untertanen zu ihm verhalten . Sie glauben umgekehrt Untertanen zu sein, weil er König ist.“
Ebenda, S. 72, Fußnote 21.

„Was könnte die kapitalistische Produktionsweise besser charakterisieren als die Notwendigkeit, ihr durch Zwangsgesetz von Staats wegen die einfachsten Reinlichkeits- und Gesundheitsvorrichtungen aufzuherrschen?“
Ebenda, S. 505.

„Behaupten die Bourgeois nicht, dass die heutige Verteilung des Eigentums ,gerecht‘ ist? Und ist sie in der Tat nicht die einzige ,gerechte‘ Verteilung auf Grundlage der heutigen Produktions-weise?“
Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, S. 18.

„Die Freiheit besteht darin, den Staat aus einem der Gesellschaft übergeordneten in ein ihr durchaus untergeordnetes Organ zu verwandeln“
Ebenda, S. 27.

„In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen – erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“
Ebenda, S. 21.

„Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats.“
Ebenda, S. 2.

„Ich dehne diesen Band [des Kapitals] mehr aus, da die deutschen Hunde den Wert der Bücher nach dem Kubikinhalt schätzen.“
Marx an Engels, MEW 30, S. 248.

„Der gesellschaftliche Fortschritt lässt sich exakt messen an der gesellschaftlichen Stellung des schönen Geschlechts (die Häßlichen eingeschlossen).“
Marx an Ludwig Kugelmann, 12. Dezember 1868.

„Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. Der Ungläubige ist ‚harby‘, d.h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen.“
Die Kriegserklärung – Zur Geschichte der orientalischen Frage, MEW 10, S. 170.

„Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Arbeiterklasse selbst sein. Wir können also nicht zusammengehn mit Leuten, die es offen aussprechen, daß die Arbeiter zu ungebildet sind, sich selbst zu befreien, und erst von oben herab befreit werden müssen, durch philanthropische Groß- und Kleinbürger.“
Zirkularbrief an Bebel, Liebknecht, Bracke u.a., MEW 19, S. 165.

„Wilhelms [Liebknecht – die Redaktion] in der Beilage abgedruckter Redeteil … zeigt innerhalb der Dummheit eine nicht zu leugnende Schlauheit, sich die Sache zurechtzumachen … Das Vieh glaubt an den zukünftigen ‚Staat der Demokratie‘! Unterderhand ist das bald das konstitutionelle England, bald die bürgerlichen Vereinigten Staaten, bald die elende Schweiz. Von revolutionärer Politik hat ‚es‘ keine Ahnung.“
Marx an Engels, MEW 32, S. 360.

„Die Revolutionen sind die Lokomotiven der Geschichte.“
Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850, MEW 7, S. 85.

„Die Wahlphilosophie der Parlamentskandidaten besteht demnach einfach darin, dass sie ihrer linken Hand erlauben, nicht zu wissen, was ihre rechte Hand tut, und so waschen sie beide Hände in Unschuld. Ihre Hosentaschen zu öffnen, keine Fragen zu stellen und an die allgemeine Tugend der Menschheit zu glauben – das dient ihren Absichten am allerbesten.“
Wahlkorruption in England, MEW 13, S. 527.

„Es ist Aufgabe der Internationalen Arbeiterassoziation, die spontanen Bewegungen der Arbeiterklasse zu vereinigen und zu verallgemeinern, doch nicht, ihnen irgendein doktrinäres System zu diktieren oder aufzudrängen.“
Instruktionen für die Delegierten des Provisorischen Zentralrats zu den einzelnen Fragen, MEW 16, S. 195.

*

„Die Analysen des großen Denkers waren vielfach richtig. Teile seines Instrumentariums und seiner Methode sind auf faszinierende Weise modern geblieben. Seine Antworten erwiesen sich vielfach als falsch, seine Hoffnungen als trügerisch.“
Willy Brandt, 1983.

„Die Lehre von Karl Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist. Sie ist in sich geschlossen und harmonisch, sie gibt den Menschen eine einheitliche Weltanschauung, die sich mit keinerlei Aberglauben, keinerlei Reaktion, keinerlei Verteidigung bürgerlicher Knechtung vereinbaren läßt.“
Lenin: Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus.

„Die Theorien von Marx und Lenin sind nicht etwa überholt: im Gegenteil, sie sind heute lebendiger denn je. Die Weltrevolution, der Untergang des Kapitalismus und des Imperialismus lassen sich nicht mehr aufhalten.“
Enver Hoxha: Unsere jüngere Generation auf dem revolutionären Weg der Partei, Rede, 28.06.1968.

„Nun, Parteigenossen, heute erleben wir den Moment, wo wir sagen können: Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner.“
Rosa Luxemburg auf dem Gründungsparteitag der KPD, 31.12.1918.

„Die Welt von heute zeigt doch, wie aktuell Marx ist.“
Sarah Wagenknecht, Interview, Süddeutsche Zeitung, 25.04.2008.

„Dieses Dokument ist in seiner Art, sosehr wir es in entscheidenden Thesen ablehnen (wenigstens tue ich das) eine wissenschaftliche Leistung ersten Ranges. Das läßt sich nicht leugnen, das darf auch nicht geleugnet werden, weil es einem niemand glaubt und weil es mit gutem Gewissen nicht geleugnet werden kann.“
Max Weber (über das Kommunistische Manifest): Der Sozialismus, Wien 1918.

„Er hatte zwar viele Gegner, doch kaum einen persönlichen Feind.“
Friedrich Engels (Grabrede für Marx).

„Es gibt zwar auch immer wieder gute Sozia, aber der SPD hängen die Eierschalen von Marx schon noch stark an.“
Georg Ratzinger, Interview, Süddeutsche Zeitung, 13.05.2006.

„Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Marx und Kautsky.“
1. Rufer während der Bücherverbrennungen der Nazis am 10. Mai 1933, Neuköllner Tageblatt, 12.05.1933.

„Und was ist Ihr, der deutschen Sozialisten, Endziel?“ Herr Engels sah mich einige Augenblicke an und sagte dann: ‚Aber wir haben kein Endziel. Wir sind Evolutionisten, wir haben nicht die Absicht, der Menschheit endgültige Gesetze zu diktieren. Vorgefaßte Meinungen in bezug auf die Organisation der zukünftigen Gesellschaft im einzelnen? Davon werden Sie bei uns keine Spur finden. Wir sind schon zufrieden, wenn wir die Produktionsmittel in die Hände der ganzen Gesellschaft gebracht haben, und wir wissen wohl, daß das bei der gegenwärtigen monarchistischen und föderativen Regierung ein Ding der Unmöglichkeit ist.“
Friedrich Engels, Interview, Le Figaro, 13.05.1893.

„Karl Marx war Soziologe, er hat über den Staat nichts wirklich Brauchbares geschrieben. Das Staatsdenken fehlt bei Marx fast total.“
Helmut Schmidt: Unser Jahrhundert – Ein Gespräch, Pantheon-Verlag, Juni 2011, S. 91.

„Marx geht es wie der Bibel: Er wird viel zitiert und kaum verstanden.“
Erich Fromm: Humanismus als reale Utopie.

„Bei Marx und Engels kommt man zusammengenommen auf 3000 Untergangsprognosen. Fast schon manisch.“
Jürgen Neffe, Marx-Biograf.

„Marx ist tot! Jesus lebt!“
Norbert Blüm, 1989 in Polen.

Die Basis sprach zum Überbau
Du bist ja heut’ schon wieder blau!
Da sprach der Überbau zur Basis:
Was is’?
Robert Gernhard

„Sei endlich einmal etwas weniger gewissenhaft Deinen eignen Sachen gegenüber; es [Das Kapital – die Redaktion] ist immer noch viel zu gut für das Lausepublikum. Daß das Ding geschrieben wird und erscheint, ist die Hauptsache; die Schwächen, die Dir auffallen, finden die Esel doch nicht heraus.“
Engels an Marx, MEW 30, S. 15.

„Was Marx geleistet, hätte ich nicht fertiggebracht. Marx stand höher, sah weiter, überblickte mehr und rascher als wir andern alle. Marx war ein Genie, wir andern höchstens Talente. Ohne ihn wäre die Theorie heute bei weitem nicht das, was sie ist. Sie trägt daher auch mit Recht seinen Namen.“
Friedrich Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, MEW 21, S. 291, Fußnote.

„Wenn du Lust hast, Jemanden vor den Kopf zu stoßen, suche dir für den Zeitvertreib nicht gerade Deine Freunde aus.“
Wilhelm Liebknecht an Marx, 25.01.1865.

„Samstag 17. März wurde Marx auf dem Friedhof zu Highgate zur Ruhe gelegt, im selben Grabe, in dem seine Frau vor fünfzehn Monaten beerdigt worden.
Am Grabe legte G. Lemke zwei Kränze mit roten Schleifen auf den Sarg, im Namen der Redaktion und Expedition des ‚Sozialdemokrat‘ und in dem des Londoner Kommunistischen Arbeiterbildungsvereins.
Dann sprach F. Engels ungefähr folgendes in englischer Sprache:
‚Am 14. März, nachmittags ein Viertel vor drei, hat der größte lebende Denker aufgehört zu denken. Kaum zwei Minuten allein gelassen, fanden wir ihn beim Eintreten in seinem Sessel ruhig entschlummert – aber für immer.
Was das streitbare europäische und amerikanische Proletariat, was die historische Wissenschaft an diesem Mann verloren haben, das ist gar nicht zu ermessen. Bald genug wird sich die Lücke fühlbar machen, die der Tod dieses Gewaltigen gerissen hat.
Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte: die bisher unter ideologischen Überwucherungen verdeckte einfache Tatsache, daß die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion usw. treiben können; daß also die Produktion der unmittelbaren materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomische Entwicklungsstufe eines Volkes oder eines Zeitabschnitts die Grundlage bildet, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vorstellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben, und aus der sie daher auch erklärt werden müssen – nicht, wie bisher geschehen, umgekehrt.
Damit nicht genug. Marx entdeckte auch das spezielle Bewegungsgesetz der heutigen kapitalistischen Produktionsweise und der von ihr erzeugten bürgerlichen Gesellschaft. Mit der Entdeckung des Mehrwerts war hier plötzlich Licht geschaffen, während alle früheren Untersuchungen, sowohl der bürgerlichen Ökonomen wie der sozialistischen Kritiker, im Dunkel sich verirrt hatten.
Zwei solche Entdeckungen sollten für ein Leben genügen. Glücklich schon der, dem es vergönnt ist, nur eine solche zu machen. Aber auf jedem einzelnen Gebiet, das Marx der Untersuchung unterwarf, und dieser Gebiete waren sehr viele und keines hat er bloß flüchtig berührt – auf jedem, selbst auf dem der Mathematik, hat er selbständige Entdeckungen gemacht.
So war der Mann der Wissenschaft. Aber das war noch lange nicht der halbe Mann. Die Wissenschaft war für Marx eine geschichtlich bewegende, eine revolutionäre Kraft. So reine Freude er haben konnte an einer neuen Entdeckung in irgendeiner theoretischen Wissenschaft, deren praktische Anwendung vielleicht noch gar nicht abzusehen – eine ganz andere Freude empfand er, wenn es sich um eine Entdeckung handelte, die sofort revolutionär Eingriff in die Industrie, in die geschichtliche Entwicklung überhaupt. So hat er die Entwicklung der Entdeckungen auf dem Gebiet der Elektrizität, und zuletzt noch die von Marc Deprez, genau verfolgt.
Denn Marx war vor allem Revolutionär. Mitzuwirken, in dieser oder jener Weise, am Sturz der kapitalistischen Gesellschaft und der durch sie geschaffenen Staatseinrichtungen, mitzuwirken an der Befreiung des modernen Proletariats, dem er zuerst das Bewußtsein seiner eigenen Lage und seiner Bedürfnisse, das Bewußtsein der Bedingungen seiner Emanzipation gegeben hatte – das war sein wirklicher Lebensberuf. Der Kampf war sein Element. Und er hat gekämpft mit einer Leidenschaft, einer Zähigkeit, einem Erfolg wie wenige. Erste ‚Rheinische Zeitung‘ 1842, Pariser ‚Vorwärts‘ 1844, ‚Brüsseler Deutsche Zeitung‘ 1847, ‚Neue Rheinische Zeitung‘ 1848-1849, ‚New-York Tribüne‘ 1852-1861 – dazu Kampfbroschüren die Menge, Arbeit in Vereinen in Paris, Brüssel und London, bis endlich die große Internationale Arbeiterassoziation als Krönung des Ganzen entstand – wahrlich, das war wieder ein Resultat, worauf sein Urheber stolz sein konnte, hätte er sonst auch nichts geleistet.
Und deswegen war Marx der bestgehaßte und bestverleumdete Mann seiner Zeit. Regierungen, absolute wie republikanische, wiesen ihn aus, Bourgeois, konservative wie extrem-demokratische, logen ihm um die Wette Verlästerungen nach. Er schob das alles beiseite wie Spinnweb, achtete dessen nicht, antwortete nur, wenn äußerster Zwang da war. Und er ist gestorben, verehrt, geliebt, betrauert von Millionen revolutionärer Mitarbeiter, die von den sibirischen Bergwerken an über ganz Europa und Amerika bis Kalifornien hin wohnen, und ich kann es kühn sagen: Er mochte noch manchen Gegner haben, aber kaum noch einen persönlichen Feind.
Sein Name wird durch die Jahrhunderte fortleben und so auch sein Werk!“
Der Sozialdemokrat, 22.03.1883.