von Karin Schmidt-Feister
Vor einem guten Jahr, am 30. Januar 2015, hatte die Oscar-Straus-Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ an Berlins Komischer Oper Premiere. Am gleichen Abend verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig vor dem Haupteingang des Hauses in der Behrenstraße drei Stolpersteine. Sie erinnern an drei von vielen verfolgten jüdischen Mitarbeitern und Künstlern des ehemaligen Metropol-Theaters Berlin.
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1927 erfreuen „Die schöne Helena“ und 1929 „Ritter Blaubart“ von Jacques Offenbach, dem auch eine Festschrift gewidmet ist, die Zuschauer im Metropol-Theater Berlin Behrenstraße 55-57 (seit 1947 Komische Oper). „Oscar Straus, der Wiener, ist künstlerisch Berliner!“ reimt die Presse nach der Uraufführung von „Marietta“ am 12. September 1929. Richard Tauber betört 1931 an der Seite von Gitta Alpár und Vera Schwarz mit tenoralem Schmelz in Paul Abrahams jazzigem Foxtrottbouquet „Die Blume von Hawai. „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“ fragt kokett singend Fritzi Massary in Oscar Straus´ Operettenknüller „Eine Frau, die weiß, was sie will!“ (uraufgeführt am 1. September 1932, Textbuch: Alfred Grünwald), Mischa Spolianskys „Hundert Meter Glück“ (1933) lockt das Publikum ins Metropol-Theater, während die Theaterunternehmer Fritz und Alfred Rotter am 23. Dezember 1932 im extra gemieteten Großen Schauspielhaus Paul Abrahams „Ball im Savoy“ (Libretto: Alfred Grünwald, Fritz Löhner-Beda) mit ihren Metropolstars, allen voran Rosy Barsony als moderne Frau von Welt, und dem Komponisten am Pult zur umjubelten Uraufführung bringen und en suite spielen.
1934 wird keiner der Genannten, der gefeierten Sängerinnen und Sänger, Komponisten, Librettisten und Theaterleiter mehr am Metropol-Theater, einer anderen Bühne in Berlin oder im NS-deutschen Reich arbeiten können … Sie alle sind Juden. Am Ende von 12 Jahren deutscher NS-Herrschaft steht der schlimmste Zivilisationsbruch der Menschheitsgeschichte, die Shoa.
Das „Deutsche Bühnen-Jahrbuch“ (DBJ), gegründet 1889, herausgegeben von der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger, weist 1934 keine namentlichen Einträge für Engagements dieser und vieler anderer Künstlerinnen und Künstler als darstellende Mitglieder, Musiker, Tänzer, Bühnen- und Musikvorstände sowie Mitarbeiter in Technik, Büro und Theaterkasse mehr aus.
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Seit 1905 war Fritzi Massary, 1882 als Tochter eines jüdischen Textilhändlers in Wien geboren, zum Star der legendären Metropol-Jahresrevuen avanciert. Als prima inter pares sang, spielte und tanzte sie an mehreren Bühnen von Dauererfolg zu Dauererfolg. Kassenmagnet war das Metropol-Gastspiel im Großen Schauspielhaus 1930 mit Fritzi Massary als „Die lustige Witwe“ in der Regie von Erik Charell. Zum Saisonauftakt 1932 präsentierte das Metropol die von Oscar Straus eigens für die Diva komponierte spritzige musikalische Komödie „Eine Frau, die weiß, was sie will!“ Die triumphale Uraufführung am 1. September 1932 wurde von SA-Sprechchören gestört. Massary nutzte die Wiener Wiederaufnahme 1933 zur Ausreise in die Schweiz. 1939 emigrierte sie nach Beverly Hills (USA) zu ihrer Tochter, wo sie 1969 starb.
Im November 1933 – nach der Vertreibung Erik Charells vom Großen Schauspielhaus – wurden 4000 Kostüme der glanzvollen Revue-Zeiten, darunter „die strahlendsten Toiletten, die eine Fritzi Massary als ,Lustige Witwe‘ oder als ;Madame Pompadour‘ trug“, zu Schleuderpreisen vom Auktionator verhökert.
Eric Charell, am 8. April 1894 als Erich Karl Löwenberg in Breslau geboren, Tänzer, Schauspieler, Regisseur, Intendant, 1924 von Max Reinhardt als Leiter des Großen Schauspielhauses verpflichtet (dem er bis zu seiner Vertreibung 1933 als Direktor vorstand), brachte die legendären „Tiller-Girls“ von London an die Spree, kreierte in seinen Inszenierungen ein originäres Operetten- und Revueformat mit jazzigem Drive, arbeitete überaus erfolgreich mit Ralph Benatzky und Irving Berlin „Im weißen Rössl“ (1930), drehte Kassenschlager für die UFA, so den etatsprengenden Tonfilm „Der Kongress tanzt“ (1931). Nach der NS-Machtübernahme löste die UFA die Verträge mit Charell wegen dessen jüdischer Abstammung und prozessierte 1936 in Abwesenheit (!) auf Rückzahlung von Vorschussgagen in sechsstelliger Höhe aus „gesetzlich anerkannten rassepolitischen Gesichtspunkten“. Eric Charell, der 1933 mit „White Horse“ auf Gastspiel in London, Paris und New York weilte, emigrierte in die USA. 1950 kehrte er nach München zurück, arbeitete am Gärtnerplatztheater und beim Film, erhielt 1969 das „Filmband in Gold“. Er starb am 18. Juli 1974 in der Schweiz und wurde in München beerdigt.
Adolf Hitler hatte seine Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 mit der Ankündigung von Neuwahlen am 5. März verbunden; die Strategie folgte der Aushebelung der Demokratie durch Demokratie. Nach der Machtübergabe an die NSDAP traten in kürzester Zeit restriktive Ausgrenzungen per Gesetz in Kraft, so das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ am 7. April 1933: „(1) Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen“ –bei Reduzierung und Aberkennung jeglicher Anwartschaften. Alle Theater unterstehen dem Reichsminister für Propaganda Joseph Goebbels. Das „Reichskultur-Kammergesetz“ vom 22. September 1933 und seine Durchführungsbestimmungen traten zum 15. November in Kraft. Jeder Künstler musste fortan, um im Deutschen Reich arbeiten zu können, Mitglied einer Fachschaft sein. Alle Ensemblemitglieder wurden von einem eigens eingesetzten Beauftragten für die Durchführung des Berufsbeamtengesetzes bezüglich ihrer rassischen Herkunft und politischen Betätigung mit speziellen Fragebögen überprüft. Jüdischen Künstlern wurde gekündigt. Im „Theatergesetz“ vom 15. Mai 1934 heißt es: „ Künstlerisches und sonstiges Personal des Theaters ist zu treuer Gefolgschaft (…) verpflichtet. (1) Die Anstellung von Bühnenleitern, Intendanten, Theaterdirektoren, 1. Kapellmeistern und Oberspielleitern bedarf der Bestätigung durch den Minister.“
Zu den ersten Opfern aus politischen Gründen zählte Hans Otto, seit 1930 Schauspieler am Staatsschauspiel am Gendarmenmarkt, zugleich Vorsitzender der Berliner Sektion des Arbeiter-Theater-Bundes und Vertrauensmann der Gewerkschaft deutscher Bühnenangehöriger (GDBA). Dem Mitglied der KPD wurde im Frühling 1933 gekündigt, am 14. November 1933 wurde er verhaftet und brutal misshandelt. Die Ehrentafel für die Berufskollegen, die als Opfer des Faschismus ihr Leben lassen, vermerkt im DBJ 1945: „Hans Otto starb am 24. November 1933 an den Folgen der furchtbaren Misshandlungen, die er im Laufe der Naziverhöre erleiden musste, zum Schluss aus dem dritten Stock der Voßkaserne auf den Steinboden des Hofes heruntergeworfen, um einen Selbstmord vorzutäuschen.“ Sein Begräbnis auf dem Waldfriedhof Stahnsdorf bezahlte sein Kollege Gustav Gründgens.
Zu den Opfern des NS-Regimes zählte auch der Schauspieler Eugen Burg, 1871 in Berlin als Eugen Hirschburg geboren. Er spielte in vielen Stummfilmen, am Theater in der Behrenstraße und anderen Berliner Bühnen. Mit dem 83. Alterstransport wurde er am 28. Januar 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 17. April 1944 schwer krank und erblindet verstarb.
Der politischen Gleichschaltung und Eliminierung der Juden galt das „Reichskulturkammer-Gesetz“ unter Federführung von Propagandaminister Joseph Goebbels, das am 22. September 1933 in Kraft trat. Die Verweigerung der Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer (250.000 Mitglieder) mit ihren sieben Fachschaften aus politischen oder rassischen Gründen bedeutete das abrupte Ende der beruflichen Karriere. Das faktische Berufs- und Veröffentlichungsverbot galt von Beginn an ausdrücklich für alle Personen ohne ausreichenden „Arier“-Nachweis. Aber auch andere nicht regimekonforme Künstler wie die sogenannten „Kulturbolschewisten“, deren Werke als „entartet“ gebrandmarkt wurden, zählten zu den Opfern der Personalpolitik der Reichskulturkammer.
Der totale Austausch der Eliten wurde sowohl gesetzgeberisch als auch mit brutaler Gewalt vollzogen. Österreich und die Tschechoslowakei boten vielen Künstlern für fünf Jahre Zuflucht und teilweise Arbeitsmöglichkeiten. Doch die NS-Herrschaft (samt Gesetzgebung) breitete sich europaweit aus: Die Annexion Österreichs am 13. März 1938 und die Okkupation der Tschechoslowakei 1939 zielten grundlegend auf Einschüchterung, Boykott, Vertreibung, Raub und Vernichtung.
Fritz Löhner-Beda (Jahrgang 1883) war einer der erfolgreichsten Schlagertexter. Seinen Durchbruch hatte er als Librettist für die Lehar-Erfolge „Das Land des Lächelns“ (1928) und „Schön ist die Welt“ (1930). Dr. Löhner-Beda war seit den 20er Jahren Vizepräsident des Österreichischen Schriftstellerverbandes und führender Mitarbeiter im Jüdischen Politischen Kabarett. Einen Tag nach dem „Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich“ wurde er am 13. August 1938 verhaftet und am 1. April 1938 mit „Prominententransport“ ins KZ Dachau deportiert, am 23. September 1938 ins KZ Buchenwald, wo er zusammen mit dem Komponisten Hermann Leopoldi „Das Buchenwaldlied“ textete. Am 17. Oktober 1942 erfolgte seine Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz, wo er im Nebenlager Buna Schwerstarbeit für den I. G. Farben-Chemiekonzern leisten musste. Hier textete er das Bunalied: „Steht am Himmel noch Frau Luna, erwacht das Lager der Buna …“ Fritz Löhner-Beda starb infolge von Misshandlungen am 4. Dezember 1942 in Auschwitz. Für seine Frau Helene schrieb er einst den Schlager „Dein ist mein ganzes Herz“ („Land des Lächelns, 2. Akt), sie wurde gemeinsam mit den zwei Töchtern nach Minsk deportiert und dort am 31. August 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez/Minsk als eine von 10.000 ermordeten Österreicherinnen und Österreichern durch Gas getötet. Der Tenor Joseph Schmidt, der das Lied unzählige Male sang, starb 1942 im Internierungslager Girenbad (Schweiz). Librettisten-Kollege Alfred Grünwald (Jahrgang 1884) lebte von 1927 bis zu seiner Emigration 1938 in Wien; über Paris, Casablanca, Lissabon gelangte er 1940 nach New York; hier starb er 1951.
Hundertausende Menschen, vor allem Juden und aktive Antifaschisten flüchteten. Besonders viele Künstler emigrierten zunächst nach England, unter ihnen Oskar Kokoschka, John Heartfield, Vera Schwarz, Lotte Lehmann und Tenor-Superstar Richard Tauber, der im „Adlon“ bespuckt wurde und via Wien 1937 nach London emigrierte – bis hin zum Theaterarzt im Metropol-Theater Dr. Albert Ullmann, der 1936 die Flucht nach New York schaffte, aber bereits 1942 verstarb.
Kuba Reichmann arbeitete von 1931 bis 1933 als Konzertmeister am Metropol-Theater Berlin und ist namentlich als Musikvorstand im DJB aufgeführt. Eine Spur seines Emigrantenlebens – Flucht in die USA, Wohnsitz New York vor dem 4. September 1936 –findet sich auf der „Liste der ausländischen Passagiere“ des Passagierdampfers „MS Batory“ als Crewmitglied mit dem Vermerk „staatenlos“.
Der Eintrag „staatenlos“ bedeutet, dass Kuba Reichmann einer von rund 40.000 Menschen war, die ihre politischen Rechte, ihren diplomatischen Schutz verloren und deren Vermögenswerte beschlagnahmt wurden. Die Ausbürgerung erfolgte nach dem „Ausbürgerungsgesetz“ vom 14. Juli 1933. Ab 1936 begann der NS-Staat eine Politik der Massenausbürgerung. Betroffen waren nunmehr hauptsächlich die ins Ausland geflüchteten jüdischen Verfolgten des Regimes. Mit dem Entzug der Staatsangehörigkeit schaltete das NS-Regime Juden und Oppositionelle „legal“ aus. Die erste Ausbürgerungsliste vom 8. August 1933 enthielt die Namen von Heinrich Mann, Kurt Tucholsky, Philipp Scheidemann (SPD-Politiker), Wilhelm Pieck (KPD-Politiker); die letzte der 359 Ausbürgerungslisten datiert vom 7. April 1945.
Hans Walter Schapira, am 17. Mai 1907 in Berlin-Tiergarten geboren, begann nach einer kaufmännischen Lehre am wiedereröffneten Metropol-Theater als Sekretär und Bibliothekar. Von 1929 bis 1933 gehörte er zum namentlich aufgeführten Ensemble im DBJ. Schapira war auch Kassierer und Theaterdiener, 1932 und 1933 war er als Inspektor tätig. Doch auch sein Name ist nach 1934 an keinem Theater im Deutschen Reich im DBJ mehr vermerkt. Er war Jude und verlor seine Arbeit. Meine Recherchen ergaben, dass Hans Walter Schapira seit 10. August 1939 jüdischer Patient in den Heilstätten Berlin-Wittenau war. Die Beurkundung seines Sterbedatums und -ortes in der historischen Einwohner-Meldekartei Berlin (lückenhaft im Landesarchiv Berlin vorhanden) lautet: „Sterbedatum u. -ort: 27.12.1940 in Chelm/Chelmno“. Dieser Ort bei Lublin ist eine NS-Tarnadresse im Rahmen der T4 „Euthanasie“-Mordaktionen gegen „unwertes“ Leben und jüdische Patienten in Heilanstalten. Es gibt auch im Fall Schapira eine Differenz zwischen den offiziell beurkundeten und den realen Todesdaten. Die Falschbeurkundung war systematischer Teil der perfiden NS-Praxis: Zum einen, um die Angehörigen über das Ausmaß des Mordes im Unklaren zu lassen, zum anderen, um die jüdische Wohlfahrt mit jedem weiteren Monat angeblicher Pflege eines Juden in einer psychiatrischen Einrichtung weiter finanziell zu schröpfen (im Falle von Hans Walter Schapira 6 Monate).
Das Alte Zuchthaus Brandenburg wurde als zweite NS-„Euthanasie“-Anstalt der Aktion T4 als Tötungsanstalt eingerichtet und verschleiernd als „Landes-Pflegeanstalt Brandenburg a. H.“ bezeichnet. Im Februar 1940 begannen die Nazis hier mit der planmäßigen Tötung von Menschen durch Kohlenmonoxid. Im Jahr 1940 wurden 9772 Menschen erstickt. Hans Walter Schapira war einer von ihnen. Er wurde am 9. Juli 1940 nach Brandenburg „verlegt“ und dort am gleichen Tag ermordet.
Neben der Berliner Philharmonie befindet sich seit 2. September 2014 der Nationale Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde. Die systematische Ermordung von Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten wurde hier in der Tiergartenstraße 4 geplant. Der erste Massenmord an den Juden im Deutschen Reich erfolgte 1940 im Rahmen der „Aktion T4“: Mehr als 2000 jüdische Psychiatrie-Patienten wurden allein aufgrund ihrer „Rassenzugehörigkeit“ getötet. T4 war die Vorstufe für die „Endlösung der Judenfrage“.
Berlin hatte 160 000 jüdische Bürger. Das Gedenkbuch Berlins der jüdischen Opfer des NS (Freie Universität Berlin, Zentralinstitut für Soziale Forschung, Edition Hentrich, Berlin 1995) enthält die Liste von 55.696 umgebrachten Berliner Juden. Ein Eintrag Seite 1230 gilt Spira, Fritz, geboren am 1. 8. 1877 in Wien. Er begann 1897 am Stadttheater Olmütz (Olomouc) als jugendlicher Liebhaber. Seit 1901 war Fritz Spira auch in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main als Bühnendarsteller und als Filmschauspieler gefragt. Nach dem Ersten Weltkrieg sang und spielte er wieder in Berlin – so 1923 an der Komischen Oper (Friedrichstraße 104), 1928 am „Theater im Admiralspalast“ (Friedrichstraße 100), als freier Schauspieler an den „Rotterbühnen“ und beim Film. Fritz Spira lebte viele Jahre in Berlin-Wilmersdorf, Koblenzer Straße 2 (1933-35 ist er unter der Adresse Offenbacher Straße 7 im Berliner Adressbuch aufgeführt, danach gibt es keine Einträge mehr). Das DBJ vermerkt ihn lange Zeit als Schauspieler und Sänger. Im Deutschen Bühnenjahrbuch von 1930 bis 1933 ist Spira als darstellendes Mitglied des Metropol-Theaters Berlin aufgeführt. Längst hatte er das Fach gewechselt und trat als Charakterdarsteller und Père noble auf. Seit 1905 war Spira mit der Berliner Schauspielerin Charlotte Andresen verheiratet, 1906 wurde Tochter Camilla in Hamburg und 1908 Tochter Steffie in Wien geboren, die später selbst bekannte Darstellerinnen wurden. Zum Schutz der Familie ließ sich Spira von seiner nichtjüdischen Frau scheiden und flüchtete 1934 vor dem Naziregime nach Polen, spielte am deutschsprachigen Stadttheater Bielitz (Bielsko-Biala), war hier auch Oberspielleiter. Ab Mitte 1935 lebte er wieder in Wien, wo er als Jude kaum noch Arbeitsmöglichkeiten fand. Nach dem Anschluss Österreichs (13. März 1938) bemühte er sich vergeblich, ins Ausland zu entkommen. Fritz Spira wurde am 3. März 1941 im Rahmen der sogenannten „Polen-Aktion“ (der Enteignung und Vertreibung von 10.000 Wiener Juden) deportiert und vermutlich 1943 im KZ Ruma in Serbien ermordet.
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Drei Stolpersteine vor dem Haupteingang der Komischen Oper Berlin erinnern an Kuba Reichmann, Hans Walter Schapira und Fritz Spira und damit an die vielen anderen, die Berlin in der Weimarer Republik bis zur Machtübergabe an die Nationalsozialisten zu einer pulsierenden weltoffenen Kulturmetropole gemacht hatten.
Schlagwörter: jüdische Künstler, Karin Schmidt-Feister, Komische Oper, Metropol-Theater, Operette, Shoa