18. Jahrgang | Nummer 6 | 16. März 2015

Antworten

Bernd Lucke, AfD-Präses – „Der Islam ist den meisten, ich würde sagen, fast allen Deutschen fremd. Diese Fremdheit kann man nicht wegreden“, haben Sie auf dem NRW-Landesparteitag in Kamen, Ihre parteikompatiblen Eindrücke hochrechnend, konstatiert. Schade, dass Sie es bei diesem gewiss von Hintergedanken freien Beispiel haben bewenden lassen. Ziemlich sicher nicht nur Deutschen wie unsereinem ist zum Beispiel auch der rheinisch-karnevaleske Katholizismus – obzwar schon länger bekannt – mindestens ebenso fremd.

Gabriele Krone-Schmalz, Russland-Versteherin – Alle Achtung, wie Sie in Talkshows gegen die Arroganz des Westens im Konflikt um die Ukraine streiten! Den Kollegen vom Stern allerdings missfiel es offenbar, dass Ihr Streitbuch „Russland verstehen“ plötzlich auf Platz 5 der Sachbuch-Bestsellerliste auftauchte. „Bisschen viel“, annotierten sie und unterstellten Ihnen, auch „bei den ,Lügenpresse‘-Rufern von Pegida & Konsorten um Käufer zu werben“. Der Anwurf trug womöglich dazu bei, dass Sie zwei Wochen später bereits auf Platz 2 besagter Stern-Liste vorrückten. Nur noch Giulia Enders und deren „Darm mit Charme“ rangieren vor Ihnen. Macht nichts: Die eigenen Innereien liegen den Lesern nun mal näher als der Krieg im gar nicht so fernen Osten.

Robert Mugabe, 91-jähriger Sonnenkönig Simbabwes – Lange ist‘s her, aber dereinst waren Sie ein Hoffnungsträger. Immerhin hatten Sie nach dem Sieg Ihrer Befreiungsbewegung ZANU (im Verein mit der konkurrierenden ZAPU) nicht den folgenreichen Fehler benachbart-siegreicher Revolutionäre wie in Angola oder Mosambik begangen. Jene nämlich hatten im Überschwang des Sieges über die Kolonialmächte das eh schon schüttere Wirtschaftspotential ihrer nunmehr freien Länder folgenschwer ruiniert, indem sie die verhassten Weißen einfach enteigneten und aus dem Land warfen, obwohl die indigenen Einheimischen – bis dahin von Bildung und gar Ausbildung ferngehalten –naturgemäß nicht in der Lage waren, von heute auf morgen die ökonomische Hinterlassenschaft erfolgreich zu beerben, geschweige denn weiter zu entwickeln. Nun sind Sie nicht nur 91 geworden und betreiben Ihr gottgleiches Geschäft schon seit fast 30 Jahren, sondern haben es derweil auch fertig gebracht, aus Ihrem Land, einem einstigen potenten Agrarproduzenten, ein Armenhaus zu machen. Vielleicht sollte sich die Mangel leidende Bevölkerung – gleich Ihnen – durch Abschuss und Verzehr von Elefanten gütlich tun? Das erinnerte allerdings irgendwie an den unvergesslichen Rat Marie Antoinettes, als ihr Hungersnöte ihrer Untertanen, denen es an Brot fehlte, zu Ohren kamen: „Dann sollen sie doch Kuchen essen.“

Terry Swartzberg, Vorsitzender des Münchner Vereins „Stolpersteine für München“ – Trotz der binnen zweier Wochen bereits von weit über 45.000 Münchnern unterzeichneten Petition zur Verlegung von Stolpersteinen zum Andenken an Opfer des Faschismus sind Sie pessimistisch, was die Haltung des Münchner Stadtrates angeht. Der hatte bereits 2004 das Projekt mit zum Teil hanebüchenen Argumenten abgelehnt. Im Unterschied zu den Tausenden von Stolpersteinen in mittlerweile 18 europäischen Ländern gibt es in München ganze 26 – ausschließlich auf privatem Grund und Boden. Das ist allerdings ein Super-Selbstzeugnis für den Stadtrat der einstigen „Hauptstadt der Bewegung“.

Yanis Varoufakis, griechischer Kassenwart – Sie haben gegenüber Eurogruppenchef Dijsselbloem die Absicht Ihrer Regierung bekundet, „eine große Zahl nicht professioneller Inspektoren“ einzusetzen, die nach einer kurzen Ausbildung für eine begrenzte Zeit als Steuerfahnder tätig werden und die reichlich vorhandenen Ausstände des Fiskus zumindest minimieren sollen. Das dürfte nicht nur für Griechenland eine gute Idee sein, denn auch in den anderen Eurostaaten werden zulasten der Gesellschaft Steuern hinterzogen, dass die Schwarte nur so kracht. Wenn man bedenkt, dass es in Deutschland um eine Summe geht, die von Experten auf 13 Milliarden Euro (Untergrenze!) geschätzt wird und andererseits jede Menge intellektuell gut ausgestatteter Menschen ALG oder Hartz IV beziehen, statt gegen den Steuerbetrug eingesetzt zu werden, ließe sich in diesem Falle von Athen durchaus lernen.

Bundestagsfraktion der Linken – Auf Ihre Anfrage hin hat das Finanzministerium verraten, dass Deutschland von Griechenland seit 2010 insgesamt 360 Millionen Euro an Zinszahlungen für Hilfskredite eingenommen hat. Das mag dank derzeitiger Zinssätze vergleichsweise wenig sein, sollte allerdings dennoch in Erinnerung rufen, was in hiesigen Medien nur selten eine Rolle spielt: Unser heimeliges Gemeinwesen wie auch die anderen Teil-Europäer betreiben gegenüber Griechenland keine Spendenpolitik, sondern verdienen an ihren Gaben. Ganz zu schweigen von zum Beispiel jener Praxis bis kurz vor dem griechischen Kollaps, die Rüstungspolitik Athens trotz deren offenkundigen Wahnsinns mit den so begehrten deutschen Waffen, Panzern und U-Booten etwa, zu bedienen.

Naamane Belaour, Sprecher der Allianz für ein grünes Algerien (AAV) – Im Namen der immerhin größten islamischen Partei im algerischen Parlament, der es – um Fehlinterpretationen gleich vorzubeugen – nicht um Ökologie, sondern um den reinen Islam geht, haben Sie gegen den Erlass eines Gesetzes votiert, das häusliche Gewalt gegen Ehefrauen künftig unter Strafe stellt. Das Gesetz, so haben Sie befunden, verstoße gegen „die Prinzipien des Korans“ und ziele darauf ab, „die Familie zu zerstören“. Eine Ihrer Fraktionskolleginnen (!) macht für Belästigungen und Misshandlungen gar die Frauen selbst verantwortlich. „Schlecht gekleidete Frauen“, so deren Diktum, „begehen Gewalt gegen Männer.“ Immerhin darf Algerien zugutegehalten werden, dass Positionen wie diese dort nicht regierungsfähig sind. Und es besteht Hoffnung, dass dies so bleibt.