von Thomas Behlert
Mittlerweile ist jede Region in Deutschland entdeckt. Die sogenannten weißen Flecken auf der Landkarte gibt es schon lange nicht mehr. Reisebeschreibungen in vielen Zeitungen häufen sich jetzt im Sommer wieder, und Bücher fast aller Art stehen ungezählt in den Buchläden. Wie kann man also gerade sein Buch über eine Gegend verkaufen? Man muss verdammt gut schreiben können. Und das trifft auf die beiden Autoren Matthias Egersdörfer und Jürgen Roth unbedingt zu. Sie haben sich außerdem nicht an einen Reiseführer gewagt, der ziemlich emotionslos die ausgesuchte Gegend beschreibt, mit besten Kneipen, Wanderrouten, Schlafgelegenheiten, nein, sie verfassten einen herrlich dicken Wälzer mit 350 Seiten, der den Landstrich Franken in einem Roman verewigt. Roman kann man ruhig schreiben, denn „Die Reise durch Franken“ lässt sich sehr gut durchlesen, ist unterhaltsam, manchmal spannend und immer vergnüglich.
Das Frankenland, mit Oberfranken, Unterfranken und Mittelfranken in Bayern hat jede Menge zu bieten. Neben touristischen Angeboten besonders viele Eigenheiten, die man nur in Ruhe, wandernd erkunden kann. Ein längerer Aufenthalt sollte es dabei schon sein. Die großen Städte Würzburg, Bayreuth, Fürth und Erlangen werden immer gerne genannt, aber Roth und Egersdörfer konzentrieren sich auf Aschaffenburg, Naila, Kulmbach und Hilpoltstein. Hier erkundeten sie fast noch unberührte Gegend, schildern ihre Zusammenkünfte in Wirtshäusern und Dorfmetzgereien, erwähnen verwunschene Waldschwimmbäder und andere verschwindende Stätten, besuchen Denkmäler, die „Antiromantische Straße“ und kommen mit direkten Worten auch auf die Bausünden der Region zu sprechen.
Man kann es sich beim Lesen richtig vorstellen, wie sie sich immer wieder „gehen lassen“ und ein Wirtshaus besuchen. Dann trinken sie den herrlichen Gerstensaft, alleine Oberfranken hat über 200 Brauereien mit 1.000 verschiedenen Bieren, mit Pils, dunklen Sorten, Rauchbier, ungespundeten Bieren und Zwickelbieren, und kosten von den Speisen der Region, wie: Blauer Zipfel, Bratwurst und Schlachtplatten. Alles in großen Portionen, denn man will ja fit bleiben.
Daneben wagen sich der Kabarettist und der Schriftsteller in die tiefsten Wälder, auf hohe Berge, streichen durch Nationalparks, erklimmen die Stufen der Dome und Klöster und statten Günther Koch einen Besuch ab, der das Wort „Clubberer“ in die deutsche Sprache einführte. Die einfühlsamen Beschreibungen sind als Briefe verfasst worden und gingen in der Zeit ihrer Frankenerkundung immer zwischen Jürgen Roth und Matthias Egersdörfer hin und her, damit der Andere vom Ausflug des Anderen gleich etwas hat und wiederum seine Erfahrungen einbringen konnte.
Wer nun also einen längeren Ausflug nach Franken plant, sollte unbedingt dieses hier empfohlene „Heimatbuch“ lesen, dann spürt er die fränkische Seele, beginnt die Eigenheiten der Ureinwohner zu verstehen und weiß schließlich, wo es die besten Speisen und Getränke gibt.
Matthias Egersdörfer und Jürgen Roth: Die Reise durch Franken, Malik Verlag, München 2014, 352 Seiten, 22,99 Euro.
Schlagwörter: Franken, Jürgen Roth, Matthias Egersdörfer, Thomas Behlert