17. Jahrgang | Nummer 9 | 28. April 2014

Antworten

Frank-Walter Steinmeier, Außenamtschef, missverstanden? – Sie sind auch von Blättchen- Autoren wegen Ihrer Aussagen zur internationalen Verantwortungswahrnehmung Deutschlands auf der Münchner Sicherheitskonferenz heftig kritisiert worden. Die wurden Ihnen als Plädoyer für mehr Bundeswehreinsätze im Ausland ausgelegt. Das wäre womöglich unterblieben, wenn Sie beim genannten Anlass Ihrerseits einige konkretisierende Erläuterungen hätten folgen lassen. Dieses Manko muss Ihnen anschließend wohl selbst geschwant haben, denn dieser Tage lieferten Sie im Interview mit der Zeit eine Klarstellung nach: „Wer glaubt, mehr Verantwortung in der Außenpolitik bedeute mehr Militäreinsätze, unterliegt einem großen Missverständnis.“ Dann gilt jetzt also wieder: The proof of the pudding is in the eating.

Recep Tayyip Erdogan, Regierungschef der Türkei – Über Ihre Innenpolitik verlautet seit langem schon wenig Gutes. Die Fairness verlangt indes, den Fortschritt bei einem Thema zu registrieren, das der Türkei anhängt wie ein schwerer geschichtlicher Rucksack, der Völkermord an den Armeniern. Nun sind Sie zwar noch immer nicht bereit, den Genozid des Jahres 1915 als solchen zu benennen, haben aber soeben den Armeniern erstmals das Beileid der Türkei für das Erlittene ausgesprochen. „Zu wenig, zu spät“ ließe sich das natürlich berechtigt kommentieren. Ebenso berechtigt aber wohl vielleicht ja auch: Ein erster Schritt in eine richtige Richtung. Die Zeit wird es zeigen.

Dmytro Jarosch, 42, Gründer der Nationalistengarde Rechter Sektor „Jeder Ukrainer soll eine Schusswaffe tragen dürfen. Wir sind eine Kosaken-Nation. Ein Kosake ist ein freier, bewaffneter Mann. Nur so können wir uns zur Wehr setzen gegen die Willkür der Staatsmacht und Russland. Putin kann unsere Armee leicht zerschlagen. Das bewaffnete Volk aber wird er nie besiegen.“ Keine Frage: In Händen wie den Ihren ist die friedvolle und demokratische Zukunft der Ukraine eine sichere Bank!

Annette Schavan, Akademixerin de luxe – Ihre akademische Karriere darf für sich wohl den Ruhm der Alleinstellung in Anspruch nehmen. Hatte Ihnen, der früheren Bundesbildungsministerin, die Uni Düsseldorf den Doktortitel wegen eines Plagiats in der sich darauf gründenden Arbeit abgesprochen, und hatten Sie Ihrerseits – hoffentlich aus Beschämung – Ihre Honorarprofessur an der FU Berlin aufgegeben und sich aus dem Hochschulrat der Münchener LMU zurückgezogen, da ist Ihnen – schwuppdiwupp – eine neue akademische Ehrung zugeflogen: Mit einem Dr. h.c. hat die Uni Lübeck Ihnen einen rehabilitierenden Ritterschlag verpasst. Und zwar einen unangreifbaren, denn ist ein Honoris-Causa-Titel ja an keine vorgelegte Arbeit gebunden. Schön für Sie.

Spiegel Online, Nationensprecher – „Deutschland jubelt über Finaleinzug“ haben Sie eine Nachricht darüber getitelt, dass die deutschen Tennisdamen erstmals seit 22 Jahren wieder in einem Fed-Cup-Finale stehen. Nun freut mich das für die Damen auch dann durchaus, wenn denen solche Leistungen üblicherweise mit viel viel Geld vergolten werden und sie des kollektiven Jubels nicht zwingend bedürfen. Beklommen bin ich indes darüber, dass sich bei mir zum besagten Finaleinzug kein Jubel einstellen will. Bin ich dann, sofern man darunter die Gesamtheit seiner Landeskinder versteht, eigentlich noch Deutschland?

Mulayam Singh Yadav, 74jähriger Oralvergewaltiger – Als Chef der Regierungspartei im Bundesstaat Uttar Pradesh haben Sie auf einer Wahlkampfkundgebung Ihr mitleidiges Verständnis für drei Männer aus Mumbai bekundet, die zwei Frauen über Stunden vergewaltigt hatten und nun zum Tode verurteilt worden sind. Nun mag man letzteres als Gegner dieser Strafe prinzipiell ablehnen – Ihre „Begründung“ allerdings ist an Zynismus nicht zu überbieten: „Jungen und Mädchen – sie hatten wohl Meinungsverschiedenheiten, und das Mädchen hat dann behauptet, dass es vergewaltigt wurde. Und dann sind die armen Kerle zum Tode verurteilt worden“. Womit die „meinungsverschiedenen Mädchen“ noch einmal vergewaltigt worden sind, diesmal oral.