17. Jahrgang | Nummer 4 | 17. Februar 2014

Editorial

Dass die diversen kollektiven militärischen Interventionen des Westens in den vergangenen Jahrzehnten den betroffenen Völkern und Regionen weder die jeweils versprochene Trinität von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten noch auch nur eine nachhaltige Besserung ihrer Lebensverhältnisse gebracht haben, dafür jedoch Begleiterscheinungen und Folgen, einschließlich Völkerrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen, zeitigten, die einzig die prinzipielle Ablehnung derartiger Handhabung des militärischen Faktors gerechtfertigt erscheinen lässt, hat Erhard Crome in der vorangegangenen Ausgabe dieses Magazins dezidiert zum Ausdruck gebracht. In der vorliegenden Nummer verfolgt er das Thema weiter.
Damit ist allerdings nicht die Frage beantwortet, wie die internationale Gemeinschaft künftig in Fällen von Genozid und vergleichbaren Verbrechen oder der Drohung derselben agieren soll. In Kambodscha war rund die Hälfte der Einwohner bereits tot, als die Vietnamesen Ende 1978 endlich einmarschierten. In Ruanda schauten die Vereinten Nationen, in Sonderheit die Ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates, trotz unzweideutiger Vorzeichen weg, bis es zu spät war. Niemand wird dieses Versagen mit Hinweis auf Afghanistan, Irak, Libyen et cetera ernsthaft rechtfertigen wollen. Ein zur Verhinderung oder Beendigung von Genozid und vergleichbarer Verbrechen nicht Stellung nehmender Pazifismus muss sich in derartigen Fällen allerdings auch die Frage stellen lassen, ob er nicht letztlich auf die Inkaufnahme von Völker- und Massenmord hinausliefe.
Die Forderung „Keine Militärinterventionen mehr!“ trifft hier auf den anderen Imperativ: „Nie wieder Genozid!“ Ein Ausweg aus dem daraus sich ergebenden Dilemma könnte in einem internationalen Instrumentarium liegen, wie es unter anderem in der Charta der Vereinten Nationen einmal angelegt war. Darüber grundsätzlich nachzudenken, aber auch konkret zu debattieren, wie das heute zu organisieren wäre, um Missbräuche zu verhindern, ist daher ein Anliegen dieses Magazins.

Die Redaktion