13. Jahrgang | Nummer 21 | 25. Oktober 2010

Schöne in Gotha

von Thomas Behlert

Schon immer existierte ein besonderes Verhältnis zwischen dem Liedermacher Gerhard Schöne und der Stadt Gotha. Egal, wo und wann er hier ein Konzert gab, immer war es ausverkauft, und die Zuschauer ließen ihn oft gar nicht mehr von der Bühne.

Die Veranstaltungen fanden zumeist im Kulturhaus statt. Doch seit einiger Zeit hat Schöne einen „neuen Klangraum“ gefunden, in dem er seine Lieder, seine Erzählungen aufführen kann: Die Kirche. In Gotha sang er zum Beispiel im vergangenen Jahr in der Margarethenkirche. Hier fühlte er sich wohl, hier konnte er experimentieren und kirchliche Lieder singen. Ihm zur Seite standen der Kirchenmusikdirektor und Organist in Gotha, Jens Goldhardt, und der Saxofonist Ralf Benschu, den man von der Rockformation Keimzeit kennt, der aber seit 2009 Lehraufträgen an der Universität und städtischen Musikschule Potsdam folgt.

Nun haben die drei Musiker es gewagt, ihr neues Programm „Ich öffne die Tür weit am Abend“ im April diesen Jahres in der Margarethenkirche aufzunehmen. Irgendwie hatte man gehofft, dass Schöne & Co nach dem außergewöhnlichen Konzert 2009 die Aufnahmen live und vor ausverkauftem Haus vornehmen. Sie zogen es aber vor, die ganze Kulisse der Kirche auszunutzen und die Weite der Töne wirken zu lassen. Das daraus resultierende Album ist voller nachdenklicher Momente, die Gothaer Orgel gestaltet die Songs wuchtig und jubilierend. Goldhardt weiß, wie er die Lieder umsetzen kann. Auch Schönes Texte beschäftigen sich mit kirchlichen Dingen, sie sind zum Zuhören und Nachdenken geeignet. So verwandelt er die Musik von Johann Georg Uhle, die dieser bereits 1671 schrieb, zu einem fröhlichen Lied, das die „güldene Sonne“ und deren von Gott gegebene Macht lobpreist: „Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne.“ Nachdenklich stimmt uns der Liedermacher und Pfarrerssohn mit dem einfachen Lied „Der Wunsch des Filmprojektors“, das sich als handfester Antikriegssong entpuppt. Der Projektor möchte nämlich, dass sich die Spule eines Kriegsfilmes rückwärts dreht und die Soldaten ihre Uniformen wieder zurück tauschen und schließlich die Mütter und Bräute begrüßen und nicht verabschieden. So hat Gerhard Schöne noch viel zu sagen: Über die letzten Tätigkeiten im Leben, über die Gott gegebene Liebe und über die Ewigkeit, was im Lied „O Ewigkeit, du Donnerwort“ gipfelt, wobei die Musik von Johann Sebastian Bach stammt. Hier spielt dann auch Jens Goldhardt mit aller Macht die Orgel: Sie klingt voll im Ton, einfach zum Niederknien.

Insgesamt ist dieses Album, das Stimme, Orgel und Saxofon auf wunderbare Weise vereint, etwas ganz Besonderes in der heutigen mit Dudelmusik zugemüllten Welt. Goldhardt und Benschu, die bereits vor diesem Gipfeltreffen zusammen musizierten und manch’ schönen Abend in Gotha gestalteten, ließen sich ganz auf Gerhard Schöne ein. Allen dreien gebührt ein: „Jauchzet! Frohlocket!“ Man sollte sich einige ruhige Stunden gönnen und ganz dem Klang von: „Ich öffne die Tür weit am Abend“ lauschen – das Leben wird dann wieder schön.

Gerhard Schöne, „Ich öffne die Tür weit am Abend“. Buschfunk 2010, 15,95 Euro