von Peter Jacobs
Kaviar, Keks und Knusperflocke – ein Kulinarienbuch aus dem Haus Eulenspiegel blickt zurück in Küche und Keller einer versunkenen Eßkultur. Die Messer-und-Gabel-Expedition beginnt am gewesenen Grenzübergang Marienborn. Reiseveranstalter Meckermann schickt eine gastronomisch ausgerichtete Touristengruppe West auf den Topfgucker-Trail Ost. Alles, was an Originellem einst auf den Speisekarten der 25000 Gaststätten in den vierzehn DDR-Bezirken zu finden war, wird durchgekaut: vom Harzer Käse bis zur Ketwurst.
Das Buch So schmeckte es in der DDR von Blättchen-Autor Thomas Heubner ist gewürzt mit ungezählten Episoden aus der Welt der Versorgungsengpässe. Selten hat sich ein bekennender DDR-Gourmet mit soviel parodistischem Erzählvergnügen dieser Erinnerungslandschaft angenommen. Ein köstlicher Rückblick, angereichert mit halbvergessenen Witzen und unvergessenen Rezepten.
Aufgetischt werden Einheitsgewinner wie Einheitsverlierer. Burger Knäckebrot, Salzwedler Baumkuchen, Wernesgrüner Pils und manches andere haben sich erfolgreich auf den Weg in die Marktwirtschaft gemacht. Grilletta, Strömling und Knusperflocke bekommen einen mitleidigen Nachruf. Letzteres – ein Zeitzer Mix aus Vollmilchschokolade und Knäckebrotresten – als vermeintlich häßlichste Praline der Welt.
Das Buch empfiehlt sich als Festtagslektüre – nicht nur seiner Unterhaltungseffekte, sondern auch seines Erkenntniswertes wegen. Die Kostgänger aus dem Westen lernen, daß Ostler schon früher mit Messer und Gabel gespeist haben und daß Soljanka gar nicht auf Befehl der Besatzungsmacht eingeführt worden ist.
Thomas Heubner: So schmeckte es in der DDR, Eulenspiegel Verlag Berlin, 192 Seiten, vierfarbig, 14,90 Euro
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