Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 3. April 2006, Heft 7

Antworten

Marianne Birthler, Bundesbeauftragte, Berlin – Ihre alte Schule in Berlin wurde 100, Sie feierten mit; und ein beflissener Journalist schrieb darüber im Tagesspiegel: »Das rote A neben dem Namen im Klassenbuch stand für ›Arbeiterkind‹. Wer ein A hatte, bekam die Schulspeisung umsonst.« Auch Sie hätten gerne ein A gehabt, da Ihre Mutter ebenfalls fleißig gearbeitet habe, »nur eben nicht an der Werkbank eines sozialistischen Musterbetriebes« … ; natürlich »rotes A«, natürlich »sozialistischer Musterbetrieb« – selbstverständlich können Sie natürlich nichts für diese Art von Geschichtsschreibung, doch wenn wir es recht bedenken …

Gerhard Schröder, Berater, Hannover/Moskau – Sie behaupteten, von Guido Westerwelle beleidigt worden zu sein, weil der die Art, wie Sie nach Ihrer Abwahl  zu neuen Einkünften gelangten, unappetitlich fand; wenn der das nicht zurücknehme, dann! Glauben Sie wirklich, Ihnen nimmt jemand ab, Sie seien beleidigt?

Alexander Lukaschenko, Präsident, Minsk – wir sind unschlüssig, ob wir Sie zu Ihrer Wiederwahl beglückwünschen sollten, aber unbedenklich ist es, Ihnen zu Ihren ausländischen Unterstützern zu gratulieren: Ohne deren Zutun wären Sie möglicherweise nie auf 82 Prozent gekommen. Nun könnten Sie doch als Dank wirklich den Weg für Großprivatisierungen und Suppenküchen freimachen.

Joschka Fischer, Die Grünen, Vorruheständler – als Sie letztens in einem Prozeß, den Ralf Scheffler, einer Ihrer alten Spezis aus Frankfurter Tagen, gegen den Focus angestrengt hatte, zu Ihrer Spontizeit befragt wurden, fiel Ihnen der vorzügliche Satz ein: »Mein Erinnerungsvermögen ist sehr wenig belastbar.« Wir hoffen, Sie haben einen Therapieplatz.