Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 29. Oktober 2007, Heft 22

Freude spenden mit Edmund Stoiber

von Thomas Behlert

Damit wir armen Taugenichtse und Problembärliebhaber in Zukunft nicht ganz auf den Edmund verzichten müssen, hat der Stoiber-Kenner und Fußballnarr Jürgen Roth das Hörbuch oder besser: Hörbild Stoibers Vermächtnis auf dem Markt gebracht. Zusammen mit Hans Well, der die Liedtexte verbrach, zeichnet er noch einmal den Lebensweg des bayrischen Politikers nach.
Wer einige Jahre Erfahrung mitbringt, kann sich an eine Langspielplatte erinnern, die einst von der Satirezeitung Pardon herausgebracht wurde: Heinrich Lübke … redet für Deutschland. Hier waren all die schönen Versprecher vereint, auch die, die fast zum Krieg führten, hätten die Afrikaner nur die nötigen Waffen gehabt. Mit: »Liebe Damen, liebe Herren, liebe Neger« wußten die Ausländer im eigenen Land wenigstens, woran sie sind. Natürlich konnte Lübke es, dem immer wieder vorgeworfen, aber nie ganz bewiesen wurde, im Zweiten Weltkrieg Baupläne für KZ entworfen zu haben, noch viel forscher und reinigender: »Dann kamen wir nach Teheran … und da habe ich gleich gesehen, die Leute waren alle sauber gewaschen.«
Stoiber nun füllt die großen Fußstapfen, die Lübke hinterlassen hat, bequem aus. Es gab keine Begebenheit, die er nicht in einer großen Rede aufgriff: War es der Bär, der seinen Jagdkameraden zu schaffen machte, der wunderbare Blumengarten hinterm eigenen Haus oder ein verlorenes Fußballspiel. Zu letzterem hatte er viel und nichts in das Sportreportermikrophon gebellt: »Wenn ein Trio vorne hat wie Ronaldo, Ronaldinho und äh … äh, äh und äh … die anderen Brasilianer, Carlo … äh, Roberto Carlo, das ist äh, das ist äh, Rivaldo dazu noch, Rivaldo äh äh – ah äh … Rivaldo und äh Ronaldinho und Ro … und Ronaldo also … das dann verloren zu haben, das ist zwar bitter aber nicht so bitter.«
Unvergessen bleiben die stundenlangen Blicke aus dem Fenster, die mit einer Blumenhinrichtung enden, und die zehn Minuten über den Transrapid, der wohl immer noch auf dem Münchner Hauptbahnhof verweilt. Das alles und noch viel mehr hat Jürgen Roth wohlfeil für dieses Tondokument gebündelt und zu einer schönen und Freude spendenden Geschichte zusammengefaßt.
Die ersten Minuten sind allerdings sehr ernst, denn da schimpft der Weltpolitiker mit echten bayrischen Fachausdrücken über die Fallensteller, die ihn stürzten. Danach kommt all das zur Sprache, was den Edmund Stoiber so auszeichnet: Er ist der Philosoph, der Frauenfreund, der Arithmetiker, Antifaschist und Grüßer, kurz: der Ministerpräsident des Dadaismus. Die großen Momente der deutschen Geschichte werden auf diesem Album von den Biermösl Blosn mit subversiven und hundsgemeinen Texten zum Funkeln gebracht.
Weiter sind die Sprecher Gert Heidenreich und Jörg Hube und das Stoiber-Double Wolfgang Krebs beteiligt, der einige Zitate von seinem großen Vorbild spricht. Jeder, der genau auf alle Töne achtet, die während der 78:45 Minuten aus den heimischen Boxen dröhnen, wird noch eine sehr bekannte, mal grummelnde, dann wieder jubelnde Stimme vernehmen: Es ist Gerhard Polt, der sparsam eingesetzt wird, aber immer an der richtigen Stelle.
Nach Stoibers letzter Giga-Rede, wenn dann Lack- und Leder-Luder oder Fremdficker das reine Bayern verderben, greifen wir einfach zu Stoibers Vermächtnis, trinken viel Weißbier und hören: »Es muß zu schaffen sein, meine Damen und Herren, wenn ich die CDU ansehe, die Repräsentanten dieser Partei an der Spitze, in den Ländern, in den Kommunen, dann bedarf es nur nach eines kleinen Sprühens sozusagen in die gludernde Lot, in die gludernde Flut, daß wir das schaffen können …«.

Jürgen Roth, Biermösl Blosn: Stoibers Vermächtnis, Kunstmann Verlag 2007, 14,90 Euro. Neu aufgelegt: Equal goes it loose … Lübke redet für Deutschland, Kunstmann Verlag, 14,90 Euro