28. Jahrgang | Nummer 19 | 3. November 2025

Suchmaschinen, die Socken wiederfinden

von Thomas Behlert

Wenn ich ab und an ein Buch aus dem Eulenspiegel Verlag in den Händen halte, freue ich mich gar mächtig, denn das Druckerzeugnis erinnert mich an eine Zeit, als Bücher noch ein echtes Kulturgut und oft nur unter dem Ladentisch zu bekommen waren. Dazu gehörten die humorvollen Karikaturenbücher von eben diesem Eulenspiegel Verlag. Bis heute blättere ich noch gerne in den Ausgaben von Karl Schrader, Harry Parschau, Henry Büttner, Erich Schmidt, Heinz Behling, Theo Immisch und vielen mehr, die mir immer wieder Lachfältchen ins Gesicht zaubern.

Der Eulenspiegel Verlag gehört mittlerweile zu einer Verlagsgruppe, die auch den wunderbaren Verlagen Kinderbuch Verlag, den Verlag Das Neue Berlin, den Verlag neues leben und den Militärverlag umfasst. Nun gibt es also neben heiteren Büchern auch gewichtige, ernste und sehr politische aus dioeser Verlagsgruppe in jeder Buchhandlung zu kaufen.

Die Karikaturen und Cartoons haben es mir bis heute angetan. So freue ich mich über einen schmalen Band von Mario Lars. Gleich mit dem Titel „Nullen und Einsen“ weiß der Betrachter, um was es geht: um moderne Technik, um Computerträume und auch um Cybersex. Der 1964 in Mecklenburg geborene Roland Regge-Schulz – so der bürgerliche Name des Künstlers – hat neben der Zeichnerei als Schafhirte, Metallarbeiter und Müllerbursche gearbeitet und schließlich sein Maschinenbau-Studium geschmissen. Seit vielen Jahren veröffentlicht er Cartoons in der Schweriner Volkszeitung, bei der er zwei Jahrzehnte lang das Ressort Grafik und Foto leitete, in der Sächsischen Zeitung, im Eulenspiegel und in der Berliner Morgenpost.

Mit seinen Cartoons gewann Mario Lars manchen Preis. Da zu bestimmten Themen Humorbücher erscheinen, sind nun lustige Figuren, die als Markenzeichen lange Nasen, wenige Zähne und viele Rundungen tragen, zwischen abstürzenden Rechnern, kranken Computern (Virus!) und Suchmaschinen, die Socken wiederfinden, unterwegs. Es ist digitaler Wahnsinn, der sehr komisch ist.

Ein weiteres höchst witziges Buch kommt aus dem Hause Lexatoons. Ich weiß nicht, warum sich Zeichner unbedingt Pseudonyme geben müssen. Lexatoons jedenfalls ist in Wirklichkeit der in Magdeburg geborene Axel Hörnig. Die mit Lexa unterschriebenen Cartoons beschäftigen sich mit dem täglichen Leben von wursteligen, langschädligen Figuren, deren Schuhgröße bequem an 58 heranreicht. Viele der Witzzeichnungen sind unbedingt der Sparte „schwarzer Humor“ zuzuschlagen und lassen Frauen, Männer und Polizisten dumm aussehen. Da wäre der sich auf das Essen freuende männliche Part: „Was gibt es denn zum Tag der Einheit Leckeres zu essen?“ Darauf seine rauchende, mit wilden Haaren und Schürze ausgestattete Frau kurz und knapp: „Einheitsbrei“. Oder zwei ältere Männer auf einer Bank: „Seit ich Rentner bin, sammle ich Briefmarken“. Darauf Nummer Zwei: „Und ich Flaschen“.

Zu den Texten muss man unbedingt wunderbar gezeichneten farbigen Bilder ansehen. Das Buch ist zum Blättern und erneuten Blättern nur zu empfehlen, denn es wird immer spaßiger.

Übrigens pflegt der Eulenspiegel Verlag seine Tradition der jährlichen Postkartenkalender mit Karikaturen, der alle zwei Wochen zum Karten schreiben zwingt.

 

Lexatoons: Cartoons … zum Kaputtlachen!, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2025, 80 Seiten, 14,00 Euro.

 

Mario Lars: Nullen und Einsen, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2025, 80 Seiten, 14,00 Euro.